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1909 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Die koloniale Stellung der europäischen Mächte.
gesehen^), fast gänzlich aufgehört. Die Kolonie beginnt aber bereits sich wieder
zu erholen.
Deutsch-Südwestafrika teilt mit dem benachbarten Kaplande
dieselben natürlichen Verhältnisse und rechtfertigt dadurch die
Hoffnung auf eine annähernd gleiche wirtschaftliche Entwicklung.
Insbesondere sind in beiden Gebieten Viehzucht: und Bergbau
die nächtigsten Erwerbsquellen.
4, Deutsch-Ostafrika.
Deutsch-Ostafrika ist die größte der deutschen Kolonien, fast zweimal so
groß wie das Deutsche Reich und auch in der Einwohnerzahl (7 Millionen) geht
es allen anderen voran. Was aber der Kolonie besonderen Wert verleiht, das
sind ihre bedeutenden Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Kolonie ersrent sich einer güustigeu Verkehrslage. Ihre Gegengestade
bilden die alten Kulturländer Arabien und Indien, von wo aus dem Gebiete
auch betriebsame Elemente zugegangen sind. Die Araber sind in der Kolonie
noch heute Großgrundbesitzer und Karawanenhändler und die Inder beherrschen
fast den gesamten Kleinhandel. Die Küste ist zwar arm au wirklich guten Häfen,
in dieser Hinsicht aber immerhin besser ausgestattet als viele andere Küstenstrecken
des Erdteils. Die dem Ozean und dem seenerfüllten zentralafrikanischen Graben
zugewandten Gebiete empfangen ausreichende Bewässerung und sind demzufolge
auch fruchtbar. Die für Plantagenanlagen geeignete Bodenfläche allein beträgt,
selbst nach sehr vorsichtiger Schätzung, mindestens 5 Millionen da und ist noch
größtenteils unbenutzt. Reich vertreten ist ferner die Tierwelt und Mineralschätze
fehlen ebenfalls nicht. Festgestellt ist z. B. das Vorkommen von Steinkohle (am
Nyassasee), von Glimmer im Ulugurugeliirge; auch Gold ist schon erschürft worden.
Einige der Negerstämme, wie z. B. die Wanyamwesi um Tabora, erweisen sich
als sehr kulturfähig und manche Gebiete eignen sich wohl auch zur Besiedelung
durch Weiße, so am Kilimandscharo und Meru, am Nordrand des ostafrikanischen
Grabens, im Uhehe-Laud und am Nyassa.
Freilich stehen auch hier der wirtschaftlichen Entfaltung des Gebietes mancherlei
Schwierigkeiten und Hemmnisse entgegen. Das Klima ist dem Europäer nicht un-
gefährlich, obwohl die Malaria infolge der Fortschritte der Tropenmedizin ihre
größten Schrecken verloren hat. Die Hochflächen des Innern leiden vielfach unter
langer Trockenheit und bilden daher Savannen und Stranchsteppen. Die dem Ozean
zugehenden Flüsse werden von Stromschnellen unterbrochen und sind höchstens im
Unterlaufe schiffbar. Die Negerstämme müssen zur Arbeit erst erzogen werden
und einzelne von ihnen, wie z. B. die Massai in den nördlichen Gebieten und
die Wa he he am Nyassasee, sind sogar gegen die Negierung in Aufstand getreten.
Auch Heuschreckenplage, Dürre und Rinderpest haben zeitweilig großen Schaden
bewirkt.
Immerhin darf der derzeitige wirtschaftliche Zustand der Kolonie als
befriedigend bezeichnet werden. In dieser Beziehung steht bereits ein Doppeltes
fest: Die landwirtschaftliche Produktion der Neger kann bedeu-
') Wert der Knpferausfuhr 1907: 1 283 000 Mk.