1906 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Hupfer, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Sudeten.
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wechseln mit längeren, kalten und schneereichen Wintern. Schon im Hirsch-
berger Kessel reifen die Früchte vierzehn Tage später als in der Ebene. Höher
hinauf wird die Luft kühler. Stürme herrschen sehr oft auf dem Kamme
und den höchsten Bergen, die den größten Teil des Jahres in Wolken
gehüllt sind. Im Winter liegt der Schnee mehrere Meter hoch. So
ist auch das Klima durch seine Verschiedenheit nach den Höhen in
gewissem Sinne alpenähnlich. — Dem Klima entsprechend wechselt die
Bodenbekleidung. Aus dem Hirschberger Talkessel mit seinen Roggen-,
Hafer- und Kartoffelfeldern, seinen Wiesen steigt man empor durch
Waldungen, bestehend aus Laub- und Nadelbäumen, die, je höher hinauf
man steigt, desto mehr dem reinen Nadelwalde Platz machen. Dazwischen
sinden sich wie in den Alpen saftige Bergwiesen für Rind, Schaf und
Ziege. Auf dem Kamme gedeiht der Nadelbaum nur noch in Form von
Knieholz, das sich gleichsam rosettenartig am Boden erstreckt; oder der
nackte Fels tritt zutage, stellenweise von Flechten bedeckt. So ähnelt auch
der mannigfache Wechsel der Bodenbekleiduug derjenigen der Alpen.
Alpenähnlich erscheint endlich die Verteilung der Bevölkerung. Stark
bevölkert sind der Hirschberger Kessel und die Täler des Gebirges. Am
Bober liegt die kl. Mst. Hirschberg, die Eingangspforte zum Gebirge,
mit Leinwandhandel und Porzellanfabrikation. Am Fuße des bürg-
gekrönten Kynasts, eines Granitfelsens von 650 m Höhe über dem
Meeresspiegel und 270 m über der Talsohle, breitet sich die Landstadt
Warmbrunn, deren Schwefelbäder im Sommer stark besucht werden,
aus. Ort reiht sich hier an Ort; in den Tälern ziehen sich dem Boden
angepaßt die Ortschaften stundenlang hin, so am Zacken zwischen Riesen-
kämm und Hochstein das im Sommer viel besuchte Dorf Schreiberhau
mit Weberei und der Josephinenhütte, einer berühmten Glashütte, am
Fuße der Koppe die Klst. Schmiedeberg mit Teppichwebereien. Über-
Haupt wird am Fuße des Gebirges viel Flachsspinnerei und Leinwand-
Weberei, wozu das Rohmaterial meist aus Österreich und Rußland ein-
geführt wird, getrieben. Dazu kommt die Verwendung des Holzreichtums
des Gebirges in Schneidemühlen, zur Holzstoff-, Papier- und Zündholz-
fabrikation, die Verwertung des Quarzes und Tones in der Glas- und
Porzellanindustrie. Auf dem Gebirge zerstreut liegen 3000 einzelne
„Bauden", deren Bewohner vornehmlich von dem entwickelten Fremden-
verkehr leben und für diesen eine ausgedehnte Milch-, Butter- und
Geflügelzucht treiben. Nur die unteren Bauden sind während des ganzen