1906 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Hupfer, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Deutschland im allgemeinen.
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scheinbare Unterbilanz erklärt sich daraus, daß die Ausfuhr nicht so genau
berechnet wird wie die Einfuhr, 'weil fast nur von dieser die Zölle er-
hoben werden. Danach kann die Ausfuhr größer sein, als sie berechnet
worden ist. Sodann werden die Waren bei der Einfuhr höher berechnet,
nämlich Wert und Transportkosten. Bei der Ausfuhr dagegen wird
der Wert ohne die Transportkosten angegeben. Letztere aber kommen,
da der Versand größtenteils auf deutschen Schiffen geschieht, auch noch
dem Vaterlande zugute. Die jährlichen Frachteinnahmen aus der See-
schiffahrt übersteigen nach Partsch aber 200 Mill. Mark. Sodann bildet
der Warenhandel nur einen Teil der internationalen Wertumsätze. Deutsch-
lund hat vielen Ländern mit aktiver Bilanz (Rußland, Österreich-Ungarn,
Argentinien usw.) Geld geliehen zu Eisenbahnbauten u. dergl.; diese
Länder stehen also zu Deutschland im Verhältnis von Schuldnern zu
Gläubigern und zahlen einen Teil der Zinsen in Form von Waren, und
zwar meist in Rohstoffen, wodurch der Gewinn (da die Rohstoffe billig
berechnet werden) noch vergrößert wird. Die Gesamtsumme der außer-
halb der deutschen Grenzen in mannigfachen Unternehmungen arbeitenden
Kapitalien wird auf sieben Milliarden Mark geschätzt; diese geben, nur zu
5 % berechnet, 350 Mill. Mark Zinsen. Der Besitz aber der Bewohner
des Deutschen Reiches an fremden Wertpapieren wird auf 12,/2 Milliarde
Mark angenommen, die bei 5 % über 600 Mill. Mark Zinsen geben.
Unberechnet ist noch der bedeutende Fremdenverkehr. Nach Gruber er-
reicht der Durchgangsverkehr an Fremden in München jährlich rund
450 000 Köpfe; diese lassen annähernd 24 Mill. Mark in München
zurück, wobei die größeren Einkäufe nicht mitgerechnet sind. Unter diesen
Fremden sind neben vielen Einheimischen auch sehr viel Ausländer. Ebenso
bedeutend, zum Teil noch größer ist der Fremdenverkehr in Berlin (un-
gefähr 1 Mill.), Dresden, Hamburg, Cöln, den deutschen Bädern usw.
So steht also Deutschland trotz der scheinbaren Unterbilanz sehr günstig
da. Von den übrigen 14 % der Bevölkerung kommen über 5 % auf
Beamte, während der Rest auf freie Berufe, Leute ohne Beruf, häusliche
Dienstboten usw. entfällt. Als Folge der verschiedenen Gaben des Bodens
und der dadurch bedingten Erwerbszweige ist die Verteilung der Be-
völkernng verschieden. Neben dichtbevölkerten Gegenden mit über 200 aufs
qkm gibt es solche von 100—150, 80—100, 60—80, ja sogar von
unter 20 aufs qkm. Im großen und ganzen ziehen sich die Striche
dichtester Bevölkerung am Nordrande der Mittelgebirge hin. Über 55 %
Hupfer, Hilfsbuch der Erdkunde. I. g