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1. Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte - S. 53

1912 - Berlin : Oldenbourg
Österreich-Ungarn. 53 Einwirkungen von Osten und Westen. In die natürliche Umwallung der Ober- und Niederungarischen Tiefebene hat die Donau an zwei Stellen Bresche gelegt; durch diese Tore drangen von O. her die Türken, von W. kam die deutsche Einwanderung. Aber während der Vorstoß der Osmanen den Despotismus und in seiner Folge Erstarrung auf allen Lebensgebieten brachte, knüpft sich an die deutsche Einwanderung in Ungarn der Segen höherer Bildung und Gesittung; noch heute liegen Gewerbe und Industrie, Künste und Wissen- schaften im „Lande der Stephanskrone" vielfach in deutschen Händen. Nament- lich in den Städten ist trotz der politischen Gegenströmung das deutsche Element noch immer stark vertreten, so in Ofen-Pest (Budapest), dem politischen und industriellen Hauptort des Landes, dann in Esseg und Preß bürg. Zusammen- hängende deutsche Sprachgebiete finden sich in der Zips am Fuße der Tatra, im fiebenbürgifchen Sachsenlande (200000), im westlichen Teile der ungarischen Tiefebene längs der niederösterreichischen Grenze, um Fünfkirchen zwischen der unteren Drau und Donau, endlich im Banat. Bevölkerung. Am zahlreichsten sind die Magyaren, ein sinnisch- mongolischer, den Osmanen verwandter Stamm; sie machen indes nicht die Hälfte der ganzen Bevölkerung aus. Anderseits sitzen sie freilich ziemlich geschlossen in der Mitte des Landes und dessen kulturfähigstem Teile. Sie sind auch die Träger der staatlichen Herrschaft und eifrigst bestrebt, ihre nationale Kultur den anderen Nationalitäten des Landes aufzudrängen. Die slavischen Völkerschaften be- wohnen das gebirgige Land an den Grenzen; die Rumänen nehmen die Rand- gebirge im O. ein. Die 2,2 Mill. Deutschen..sind über fünf Gebiete hin zerstreut. Die ungarische Reichshälfte ist wie Osterreich ein vielsprachiges Gebiet; auch dort hat keines der Völker für sich allein die Mehrheit der Be- völkerung. Die Volksbildung ist in Ungarn gering und ein großer Teil der Bevöl- kernng, namentlich die slavische und rumänische, noch vielfach arm. Klima und Produkte. Das Klima Ungarns zeigt bereits die schroffen Gegensätze des osteuropäischen Landklimas: heiße Sommer und strenge Winter. Was die Niederschläge betrifft, so zählt die Ebene zu den regenürmeren Ge- bieten Europas, da die Winde schon durch das Übersteigen der Gebirgsränder ihrer Feuchtigkeit teilweise beraubt werden. Trotzdem erzeugt die.ebene an den Gehängen der Gebirge feurigen Wein, wie bei Tokai und Erlau, Ödenburg und Rust, und in der Niederung massenhaften Weizen und Mais, so daß Ungarn eine der Hauptkornkammern Europas ist. Doch finden sich auch, namentlich an den Flüssen, breite Sumpfländer und abseits der Flüsse mageres Weideland und kahle Sandebenen, die Pußten; auf diesen steppenartigen Flächen weiden Herden von Rindern, Schafen und Pferden. In Südungarn wird viel Schweinezucht betrieben. — Die Bewohner der Karpaten nähren sich hauptsächlich von Waldwirtschaft, Flachs-, Kartoffel- und Gerstenbau. Die dem Tatramassiv südwärts^ vorgelagerten Höhenzüge heißen wegen ihres Reichtums an Edelmetallen und Eisen das Ungarische Erzgebirge; hier liegen die zumeist von Deutscheu bewohnten Orte Kremnitz und Schemnitz mit Silberbergbau. —
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