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1. Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte - S. 71

1912 - Berlin : Oldenbourg
Das Deutsche Reich. 71 1. Aas Deutsche Weich. Geschichtliches. Deutschland hatte bis in die neueste Zeit weder über- seeische Schutzgebiete noch Kolonien. Abgesehen von dem mißglückten Versuche des reichen Patriziergeschlechtes der Wels er in Augsburg, in Venezuela festen Fuß zu fassen, war einzig der Große Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm (1640—88) auf Eroberung von Kolonien bedacht und zwar an der west- afrikanischen Küste. Allein schon sein zweiter Nachfolger, König Friedrich Wilhelm I., verkaufte den ganzen preußischen Kolonialbesitz in Afrika an die Holländer, und von nun an ist von überseeischen Unternehmungen nicht mehr die Rede. Erst nach der Errichtung des Deutschen Reiches traten in Deutsch- land Kolonialbestrebuugeu wieder kräftiger hervor. Der Handel nahm jetzt einen ungeahnten Aufschwung, und man fühlte nun stärker als je den Mangel eigener Kolonien. Da entschloß sich denn die Reichsregierung zu tatkräftigem Vorgehen, und die Erwerbung und Besitznahme der deutschen Kolonien geschah jetzt in rascher Folge. Im Juli 1884 ward die deutsche Flagge zuerst an der südwestafrikanischen Küste gehißt, dann in Togo und Kamerun, ferner im Februar 1885 der kaiserliche Schutz- brief an die dentschostasrikanische Gesellschaft erteilt. Des weiteren traten dann die Besitzungen in der Südsee und das Pachtgebiet von Kiantschon hinzu. Notwendigkeit von Kolonien für das Deutsche Reich. Die Hauptgründe hierfür sind folgende: 1. Deutschland benötigt für feine stark anwachsende Bevölkerung — beträgt doch gegenwärtig der jährliche Zuwachs rund 800 000 Seelen — Siedelnngs- kolonien. Bis in die jüngste Zeit suchten sämtliche deutschen Auswanderer fremde Gebiete auf, vor allem die Ver.-Staateu von Amerika (1821—1909 über 5 Mill.). Infolgedessen gingen sie nicht nur unserem Volkstum verloren, auch ihre Arbeitskraft kam fremden Völkern zugute und größtenteils sogar unseren wirtschaftlichen Gegnern. Allerdings eignen sich die deutschen Schutzgebiete nur in beschränktem Maße als Aus- Wanderungsgebiete für unsere Landsleute; immerhin beträgt das gesamte Siede- lungsgebiet der deutschen Kolonien an 70000^ qkm, ist also fast um ein Viertel größer als das deutsche Mutterland und macht nahezuz^/4 des deutschen Kolonialreiches aus. 2. Deutschland hat jährlich für tropische Rohstoffe, deren es für seine Industrie bedarf, so für Baumwolle, Kautschuk, Hans, Ölprodnkte, Elfenbein nfw., ebenso für tropische Genuß mittel, wie Kaffee, Tee, Kakao, ganz gewaltige Summen aufzuwenden (mehr als 1 Milliarde Mark), und diese fließen bisher zum allergrößten Teile in fremdländische Kolonien. Dagegen ermöglicht der Besitz eigener Kolonien unserem Vaterlande, einen größeren Teil seines Bedarfs an tropischen Rohstoffen und Genußmitteln selbst zu decken und sich dadurch von der Einfuhr aus fremden Kolonien bis zu einem gewissen Grade unabhängig zu machen. Anfänge hierzu, wenn auch vorerst nur bescheidene, sind in bezng auf Baumwolle, Kakao, Kautschuk usw. bereits gemacht^). i) Volkswirtschaftlich wichtige Roh ft 0 f f e und Produkte. Das Deutsche Reich bezog i. I. 1909 vom Auslande: Baumwolle..........für 568 Mill. Mk. Kautschuk und Guttapercha .... „ 153 „ „ Kupfer...........n 194 Kaffee ...........,',188 Palmkerne und Kopra......„ 117 Wert der betr. Er- zeugnisse d. deutschen Kolonien 1,1 Mill. Mk. 11,2 „ 4,6 „ 0,9 „ 12,8 „
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