1912 -
Berlin
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Lyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Lyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Das Deutsche Reich.
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zugehenden Flüsse werden von Stromschnellen unterbrochen und sind höchstens im
Unterlaufe schiffbar. Die Negerstümme müssen zur Arbeit erst erzogen werden,
und einzelne von ihnen, wie z. B. die Massai in den nördlichen Gebieten und
die Wahehe am Nyafsasee, sind sogar gegen die Regierung in Aufstand getreten.
Auch Heuschreckenplage, Dürre und Rinderpest haben zeitweilig großen Schaden
bewirkt.
Immerhin darf der derzeitige wirtschaftliche Zustand der Kolonie als
befriedigend bezeichnet werden. In dieser Beziehung steht bereits ein Doppeltes
fest: Die landwirtschaftliche Produktion der Neger kann bedeu-
tend erhöht und gewisse Produkte des Weltmarktes können mit
Gewinn Plantagen mäßig angebaut werden.
Die Bestrebungen, die landwirtschaftliche Produktion der Eingebore-
nen zu heben, zeitigen bereits sichtbare, wenn auch ziemlich langsame Erfolge.
Die Zahl der großen Plantagenbetriebe ist dauernd im Steigen.
Schon heute sind annähernd 100 Millionen Mark deutschen Privatkapitals in der
Kolonie angelegt, und ein beträchtlicher Teil bringt bereits gute Zinsen. Tabak
und Kaffee haben allerdings den gehegten Erwartungen nicht entsprochen, da-
gegen werden heute schöne Erfolge mit Sisalhans^) und Kautschuk erzielt.
Die Kautschukausfuhr entfällt zur Hälfte bereits auf Plantagenkautschuk. Stetig
gewachsen ist ferner die Verschiffung von Kopra. Auch die Ausfuhr von
Jnsektenwachs sowie von Häuten und Fellen hat sich ansehnlich gehoben.
Dagegen ist Elfenbein spärlicher geworden. In aufsteigender Linie bewegt sich
die B a u m w o l l k n l t u r. Dazu ist ihr Erzeugnis erstklassig. Zu den bedeutenderen
Ausfuhrartikeln zählen auch Bau-, Edel- und Grobhölzer, Glimmer und
Sesams. Unter den Einfuhrgegenständen sind am stärksten vertreten Baumwoll-
waren und Kleidungsstücke, dann Baumaterialien und Maschinen.
Die Hauptbedingung für ein volles wirtschaftliches Gedeihen der Kolonie
ist der Bau von Eisenbahnen. Bis jetzt besitzt Deutsch-Ostafrika an solchen
nur zwei Linien: Tanga — Moschi (352 km) — diese Linie verbindet die
Küste mit den Kaffeepflanzungen von Usambara — und Daressalam-Tabora
(860 km). Letztere Strecke erschließt die mittleren Landschaften der Kolonie.
Der Gesamthandel der Kolonie bezifferte sich 1910 auf 60 Mill. Mark,
wovon auf das Mutterland über 50°/0 entfielen. Den Großhandel haben jetzt
vornehmlich deutsche Firmen inne. — Mit dem Mutterlande steht die Kolonie
durch die Dampfer der Deutschen Ostafrikalinie in Verbindung. Auf dem
Nusidschi, dem Nyassa- und Tanganjikasee verkehren Regierungsdampfer. Die
besseren Hafenplätze der Küste sind Tanga, Dares Salam, das auch Re-
gierungssitz ist, Kilwa, Lindi und Mikindani; geschützte Reeden haben
*) Er wird aus der Sisalagave gewonnen.
-) Ausfuhr 1910:
Kautschuk..............6 195 000 M
Sisalhanf............3 012 000 „
Häute und Felle..........2 889 000 „
Kokospalmenprodukte . . . 1909 000 „
Gold..................843 000 „
Kaffee . . . 837 000 M.
Rohbaumwolle 751000,, (1902: 212 M.)
Elfenbein . . 743 000 „
Jnsekten-Wachs 672 000 „
Erdnüsse. . . 576 000 „
Fischer-Geistbeck, Erdk, f. Höh. Mädchenschulen. V.teil. ?. Aufl. 6