1912 -
Berlin
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Lyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Lyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Frankreich. 81
letzten 25 Jahren Großbritannien dem räumlichen Umfange nach fast ebensoviel
Kolonialbesitz erwarb wie in allen Jahrhunderten vorher. Man sah wieder ein, daß
die Größe Englands auf den Kolonien beruhe. Ja, in neuester Zeit besteht das Be-
streben, den gesamten britischen Besitz zu einem wirtschaftlich einheitlichen Reiche zu
verschmelzen und Great ßritain (Großbritannien) zu einem Greater Britain (Größer-
Britannien) zu vereinigen.
Ursachen der kolonialen Größe Englands. Die Entwicklung der englischen
Kolonialmacht wurde durch verschiedene Umstände begünstigt. Sehr zu statten kam
England seine Jnsellage, die es von selbst zur Schaffung einer tüchtigen Flotte ver-
anlaßte. Dann gab es zeitig feine Absichten auf Ländcrerwerb in Europa auf, benutzte
dagegen mit großem Geschick die Kämpfe der Kontinentalmächte zur Erwerbung über-
feeischer Gebiete. Auch sein früh entwickelter Gewerbefleiß und feine leistungsfähige
Handelsflotte führten bald zu Macht nach außen und Wohlstand im Innern.
Dazu war im Gegensatz zur spanischen Kolonialherrschaft die englische Herrschast
eine mehr wirtschaftliche als militärische. Anfänglich verfolgte freilich auch das eng-
lifche Verwaltnngsfystem die bloße Ausbeutung der Kolonien wie das spanische. Der
Abfall der nordamerikanischen Provinzen veranlaßt? aber England zur Gewährung
weitgehender Rechte an die Kolonien und ihre Eingeborenen. Es sieht seinen Vorteil
nicht mehr in engherziger Ausbeutung der Kolonien, sondern in freigestaltetem Ver-
kehr. Endlich hat England auch große Kapitalien für die wirtschaftliche Hebung der
Kolonien geopfert. Großartige Beispiele hiefür find in neuester Zeit Südafrika
und Ägypten.
Im ganzen sind für die englische Kolonialpolitik folgende Gesichtspunkte kenn-
zeichnend: Möglichste Schonung der verschiedenen Eigentümlichkeiten der Eingeborenen
und frühzeitige Verleihung politischer Rechte, ja vollständiger Selbstverwaltung (Süd-
asrika) an sie: dann mustergültige Umsicht, planmäßiges Vorgehen und durchgreifende
Tatkraft.
Besitzungen. Den wertvollsten Besitz Englands bildet das Kaiserreich Indien.
Mit seinen fast 300 Mill. Einwohnern spielt es im englischen Außenhandel mit die
hervorragendste Rolle. Freilich ist und bleibt Indien auch die empfindlichste Stelle
des englischen Kolonialbesitzes; denn trotz vieler segensreichen Neuerungen des eng-
lischen Regiments will dort das Gefühl, von den Fremden ausgebeutet zu werden,
nicht weichen. Von größter Bedeutung für England sind ferner, da für Ackerbau und
Auswanderung geeignet, Britisch-Nordamerika, Südafrika und Australien.
Ganz besonders erfolgreich war England in den letzten Jahrzehnten in Afrika,
namentlich im Süden und Osten dieses Erdteils. Im Süden hat es die Kolonie
Rhodesia gegründet und die Burenstaaten an sich geriffen. Im Osten ist Ägypten
tatsächlich im Besitze Englands, damit zugleich der Suezkanal, die wichtigste Zugangs-
straße nach Indien; der portugiesische Besitz ist handelspolitisch ebenfalls nur ein Zu-
behör Englands; sonach ist die von dem Engländer Cecil Rhodes ausgegebene Losung
„Afrika englisch vom Kap bis Kairo" beinahe verwirklicht. Einzig Deutsch-Ostafrika
unterbricht hier den Zusammenhang des englischen Gebietes. Vorzüglich haben die
Engländer es endlich verstanden, Stützpunkte ihres Handels und ihrer Seemacht zu
erwerben, so Gibraltar, Malta, Aden, Singapore, St. Helena, die Ber-
mndas-Jnseln usw.
3. Arankreich.
Frankreich hatte schon im 17. und 18. Jahrhundert ansehnliche Kolonialgebiete
erworben, so in Amerika eine größere Zahl westindischer Inseln, dann Unterkanada
und Landstriche am Mississippi. Durch die Bestrebungen Frankreichs, zwischen dem
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