Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Landeskunde des Deutschen Reiches - S. 7

1907 - Breslau : Hirt
1. Deutsches Alpenland. 7 Bei etwa Schneekoppenhöhe erlischt in unseren Alpen allmählich der Baum- wuchs, und nun betreten wir das Gebiet der Mittelalpen, die bis zur Schnee- lirne1, an der Nordseite des Gebirges ungefähr 2600 m hoch, reichen. Ihre Höhen bieten der scheuen Gemse Zuflucht, das Murmeltier gräbt hier seine Höhlen, und auf den unzugänglichen Felsen horstet der Steinadler. Auf den oft von nackten Felswänden und Steinschurren unterbrochenen, grünen, duften- den Matten oder „Almen", der Heimat der rot leuchtenden Alpenrose, finden die Rinder vom Spätfrühling bis in den Herbst treffliche Weide. Steile Hänge, die das Rind nicht betreten kann, spenden behend kletternden Ziegen und Schafen willkommene Gräser und Kräuter, und rüstige Männer, „Wildheuer", mähen, auf spitzigen „Steigeisen" stehend oder an einer Felszacke angeseilt, das freie Gras sogar noch von den Felswänden ab, „wohin das Vieh sich nicht getraut zu steigen". Die Hirten (Sennen) der Alpenherden hausen in einfachen, hölzernen „Sennhütten", in denen sie Butter und Käse bereiten. Vor Einbruch des Winters aber kehren Mensch und Haustier in die Gehöfte der Voralpen zurück. Über die Schneegrenze hinaus in den Bereich der Hochalpen ragen nur einzelne, nicht sehr umfangreiche Gipfel des deutschen Alpengebietes, und die auf ihnen lagernden Gletscher sind von geringer Mächtigkeit2. Nur wenige Pflanzen kommen in solchen Höhen vor, darunter als schönste das liebliche Edelweiß, dessen Pflücken aber schon manchem das Leben gekostet hat. Der schönste Schmuck des Bayrischen Alpenlandes sind seine Seen. Der größte und tiefste der eigentlichen Bergseen ist der Walchensee, nahe der oberen Isar (fast 200 m tief), der landschaftlich schönste aber ist der nahezu ebenso tiefe Königsee, unmittelbar am Ostfuße des Watzmann eingebettet. Schroff, fast senkrecht steigen die Felswände, unten mit Buchengebüsch, weiter hinauf mit Fichten, Lärchentannen und Arven (Zirbelkiefern) bewachsen, an 2000 m über den Spiegel (800 m) des tiefgrünen, klaren Gewässers empor. Die Talbildung der Deutschen Alpen ist nicht, wie sonst in den Alpen, § 7. dem Verkehr sehr günstig. Der breite, sanft gefaltete Kalkgürtel ist in eine beträchtliche Anzahl größerer Schollen zerspalten, zwischen denen sich in den Flußtälern nur Zickzackwege von N nach S hinschlängeln. So führen zwar von Ulm, Augsburg, München und Salzburg 20 Nebenbahnen zahllose Scharen froher Wanderer, die sich der Gebirgsschönheit erfreuen wollen, an und in das Deutsche Alpenland. Aber nur eine große Verkehrsbahn, die Brennerb ahn, durchquert von München nach Innsbruck die Deutschen Alpen, und auch sie folgt auf großem Umwege dem Jnntal. Sonst führen nur Pfade und drei fahrbare Straßen nach Tirol hinüber. Oft windet sich ihr schmaler Weg oder „Paß" durch steile Felswände, namentlich an Stellen, wo die Flüsse, tief eingeschnitten, die Felsriegel des Hochgebirges durchbrechen. Solche Stellen heißen „Engen" oder „Klausen". Um den Besitz dieser Gebirgspsorten, die einst wichtige Handelsstraßen beherrschten, ist oft heftig gekämpft worden, so um die Ehrenberger Klause am Übergange der Lechstraße zum Inn. 1 „Schneelinie" ist die Höhengrenze, oberhalb deren auch im Sommer der Schnee der Gebirge durch Abtauen nicht mehr verschwindet. 2 Bor vielen Jahrtausenden schoben sich die Alpengletscher bis in die Mitte Deutschlands und bedeckten einen großen Teil der Süddeutschen Hochebene, wie noch heutzutage z. B. Grönland fast völlig vereist ist. Man nennt jene Zeit die „Eiszeit". Der Mensch lebte damals schon. Von N her, aus Skandinavien, schoben sich noch viel größere Gletschermassen über das heutige Norddeutschland bis an und in das Mittel- gebirge hmem.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer