1907 -
Halle a. S.
: Schroedel
- Autor: Techter, W.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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sich nicht alle in einem Punkte. Sind zwischen zwei Paar Nor-
malen in der Nähe des Äquators bezw. des Poles die Winkel-
abstände gleich (ov = o'v' = o" v"; Bogen wv = w'v' = w"v"),
so sind die zwischen ihnen liegenden Stücke des Meridians un-
gleich, und zwar ist das am Äquator liegende kleiner als das
dem Pol benachbarte, weil die Ellipse gegen den Äquator hin
stärker gekrümmt ist (a'b' ^ m'n'). Auf einem Sphäroid wird
also die Länge der Meridiangrade vom Äquator nach den Polen
zu größer.
4. Dcrs Geoid.
Bei^ den wiederholt mit großer Genauigkeit ausgeführten
Gradmessungen ergaben die Resultate stets kleine Abweichungen,
die man srüher nur als Beobachtungsfehler oder lokale Unregel-
Mäßigkeiten anzusehen und durch rechnerische Methoden möglichst
aus das kleinste Maß zurückzuführen pflegte. Ahnliche Ungenauig-
feiten gegen die rechnungsmäßig festgestellte Zahl der Schwin-
gungen wiesen viele Pendelbeobachtuugen auf. Man hatte längst
beobachtet, daß das Bleilot von der Richtung, die ihm die allge-
meine Schwerkraft gibt, in der Nähe von Gebirgen n. s. w. durch
die Anziehung, welche diese Massen ausüben, abgelenkt wird.
Außer diesen lokalen Lotabweichungen wurden aber auch Ab-
lenkungen von der Normalen an solchen Orten gefunden, wo
eine ablenkende Gesteinsmasse äußerlich nicht wahrzunehmen ist.
Diese regionalen Lotabweichungen ziehen sich oft über weite
Strecken hin und deuten eine Verschiedenheit in der Dichte der
Bodenschichten an. Besonders ausfällig war die Beobachtung,
daß das Sekundenpendel auf den ozeanischen Inseln länger sein
mußte als — unter gleicher geogr. Breite — an den Küsten der
Kontinente oder gar im Innern der letzteren, obwohl das Wasser
viel geringere Dichte hat als die Erdschichten des Festlandes.
Man schloß daraus, daß das Niveau des Meeres mitten im Ozean
dem Erdmittelpunkte näher sein müsse als an den Küsten der
Erdteile. So ergaben die Pendelversuche auch für das Meer das-
selbe, was die Gradmessungen sür das Land vermuten ließen,
daß nämlich die wahre Erdgestalt nicht genau dem regelmäßigen
Rotationsellipsoid gleiche. Man nennt die wirkliche, freilich bis
jetzt noch nicht im einzelnen festgestellte Gestalt der Erde das
Geoid. Wir haben uns seine Oberfläche als eine allseitig
gekrümmte Fläche zu denken, die aus vielen Einzelflächen von
größerer oder geringerer Krümmung, welche ineinander übergehen
und stets ihre kouvexe Seite nach außen kehren, zusammengesetzt
ist. Sie geht, gegen die Kontinente hin allmählich ansteigend,
innerhalb dieser etwas über das regelmäßige Sphäroid hinaus,
liegt hingegen im Ozean dem Erdmittelpunkte näher als die
Sphäroidsläche.
An der Erforschung der wirklichen Erdgestalt arbeitet gegen-
wärtig die „Vereinigung der internationalen