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1. Allgemeine Erdkunde - S. 54

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 54 — meistens eine Linie oder Fläche ist, dem Erdbebenherd. Von diesem pflanzt sich die Bewegung nach allen Seiten wellenförmig und — gleichartige Gesteinsmassen vorausgesetzt — mit gleicher Geschwindigkeit fort. (S. Fig. 28.) Der Ort E, welcher genau über dem Erdbebenherd Z liegt, wird zuerst von einer Welle ge- troffen und erhält den stärksten, senkrecht von unten kommenden Stoß. Man nennt ihn das Epizentrum. Je weiter eiu Punkt der Erdoberfläche vom Epizentrum entfernt ist, desto später und in desto schrägerer Richtung wird er von einem Stoße getroffen. Trifft die Erschütterung die Ober- fläche unter einem großen Winkel, so erteilt sie ihr eine stoßweise oder sukkussorische Bewegung, während diese wellen- förmig oder nndulatorisch erscheint, wenn der Winkel sehr spitz ist. Darum äußert die Erschütterung im Epizentrum ihre stärksten Wirkungen, so daß dort mitunter Menschen und Häuser in die Höhe geschleudert und Leichen aus den Gräbern geworfen werden. Mit der Entfernung eines Ortes vom Epizentrum nimmt auch die an ihm bemerkbare Wirkuug des Erdbebens ab. Von besonderer Bedeutung für die Intensität des Erdbebens ist die Beschaffenheit des Untergrundes an der betreffenden Stelle. Zahlreiche Beobachtungen haben gezeigt, daß die Erschütterungen im lockeren Boden verderblicher wirken als bei festem Gesteins- Untergrund, vorausgesetzt, daß die Aufschüttungen von Schwemm- land nicht eine große Mächtigkeit besitzen. Ist das hingegen der Fall, so wird der Stoß durch die lockereu Schichten gleichsam gedämpft, und seine Wirkungen an der Erdoberfläche erscheinen abgeschwächt. Bei leichten Erschütterungen üben selbst lockere Bodenbedeckungen von geringer Dicke solche abschwächende Wirkung. Man kann deshalb sagen: „Unter sonst gleichen Verhältnissen hat Felsland mehr, aber schwächere Beben, als seichter Auf- schüttungsboden,: Aufschüttungsboden von großer Mächtigkeit da- gegen wenig und schwache Beben." (Supern.) Die Verbreitung der Erdbebenwellen ist sowohl hin- sichtlich der Größe des berührten Gebiets, als auch bezüglich der Geschwindigkeit des Fortschreitens von mancherlei Umständen ab- hängig. Im allgemeinen erschüttern starke Stöße eine größere Fläche und pflanzen sich auch schneller sort als schwache. Ein bestimmtes Verhältnis zwischen der Intensität des Bebens und der Ausdehnung des Schüttergebietes besteht jedoch nicht; oft ver- breiten sich sogar starke Stöße über ein viel geringeres Gebiet als schwache Erschütteruugen. So blieb das heftige Erdbeben, durch welches 1883 die Stadt Casamicciola auf Jschia gänzlich zerstört wurde, auf die kleine Insel beschränkt, während das schwache mitteldeutsche Beben von 1872 sich über eine Fläche gleich der Hälfte des preußischen Staates erstreckte. Mitunter machen sich starke Erdbeben noch in sehr weit entfernten Gegenden bemerkbar und ziehen wohl gar die Hälfte der Erdoberfläche in Mitleidenschaft. Die japanischen Beben von 1891 und 1894
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