1907 -
Halle a. S.
: Schroedel
- Autor: Techter, W.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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hier auch noch die Reibung der Wasseroberfläche an der Luft
beträchtlicher ist als dort. Da weiter im Flußdurchschnitt die
zunehmende Wassermasse das Verhältnis der Wasserfläche zum
Umfang zu Gunsten der ersteren verschiebt, insonderheit wei^das
hinzutretende Wasser der am meisten hemmenden, unebenen Sohle
entfernt bleibt, so wächst die Geschwindigkeit der Strömung mit
der Wassermasse. Darum haben selbst Niederungsströme bei
Hochwasser eine verdoppelte, ja verdreifachte Stromstärke.
An der Umgestaltung der festen Erdoberfläche wirkt das
fließende Wasser insofern mit, als es Erdreich und Gesteine los-
löst, mit sich fortführt und sie an andern Orten — oft in ver-
änderter Form — wieder ablagert. Die zum Abreißen und zum
Transport der festen Massen erforderliche Kraft äußert das Wasser
in dem unausgesetzten Stoß, den es ausübt. Die Größe dieser
Kraft und damit das Ergebnis dieser Arbeit hängen demnach
ab von der Masse des Wassers und der Schnelligkeit der Strömung,
die gemeinsam die Wucht des Stoßes bedingen. Die vom Wasser
zu leistende Arbeit, die wir hier kurz als Last bezeichnen wollen,
besteht in der Ausnagung des Bettes und in der Fortschaffung
der Trümmer, die der Fluß durch Erosion selbst erzeugt, oder die
von seinen Zuflüssen und durch die Abspülung des Üfergeländes
in seine Laufrinne gebracht werden. Zwischen dieser Last und
der Kraft des Wasserstoßes kann ein dreifaches Verhältnis vor-
kommen:
1. Die Last ist geringer als-die Kraft: dann wird die ge-
samte Last fortgeführt, und der Überschuß der Kraft dient der
Ausnagung oder Erosion*) des Bettes.
2. Last und Kraft sind gleich: dann wird die Last fortgeschafft;
es findet aber keine Tiefenerosion statt.
3. Die Last ist größer als die Kraft: dann wird nur ein
Teil der Last fortgeführt und das übrige abgelagert.
Da die Momente, welche sowohl die Last als auch die Kraft
beeinflussen, natürlich in jedem Teile des Laufes ganz verschieden
sind, so ist auch die Arbeitsleistung des Flusses aus jeder
Teilstrecke anders als auf der benachbarten. Bei Flüssen, die
vom Gebirge in die Ebene hinabfließen, zeigt sich aber im all-
gemeinen, daß die eben angegebenen Verhältnisse der Reihe nach
dem Ober-, Mittel- und Unterlaufe entsprechen. Im Oberlaufe
herrscht infolge der bedeutenden Wassergeschwindigkeit Erosion
vor; im Mittellause werden die Sinkstoffe meistens nur fortgeführt,
und in der Regel findet nur bei Hochwasser durch seitliche Aus-
nagung eine Verbreiterung der Flußrinnen statt; im Unterlaufe
wird wegen der verminderten Strömung trotz vermehrter Wasser-
masse mehr abgelagert als erodiert, so daß das Flußbett durch
Versandung erhöht wird. Einschneiden, Verbreitern und Erhöhen
der Flußrinnen charakterisieren also talabwärts die drei Haupt-
*) Von lat. erodere, ausnagen.
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