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1. Allgemeine Erdkunde - S. 71

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 71 — hier auch noch die Reibung der Wasseroberfläche an der Luft beträchtlicher ist als dort. Da weiter im Flußdurchschnitt die zunehmende Wassermasse das Verhältnis der Wasserfläche zum Umfang zu Gunsten der ersteren verschiebt, insonderheit wei^das hinzutretende Wasser der am meisten hemmenden, unebenen Sohle entfernt bleibt, so wächst die Geschwindigkeit der Strömung mit der Wassermasse. Darum haben selbst Niederungsströme bei Hochwasser eine verdoppelte, ja verdreifachte Stromstärke. An der Umgestaltung der festen Erdoberfläche wirkt das fließende Wasser insofern mit, als es Erdreich und Gesteine los- löst, mit sich fortführt und sie an andern Orten — oft in ver- änderter Form — wieder ablagert. Die zum Abreißen und zum Transport der festen Massen erforderliche Kraft äußert das Wasser in dem unausgesetzten Stoß, den es ausübt. Die Größe dieser Kraft und damit das Ergebnis dieser Arbeit hängen demnach ab von der Masse des Wassers und der Schnelligkeit der Strömung, die gemeinsam die Wucht des Stoßes bedingen. Die vom Wasser zu leistende Arbeit, die wir hier kurz als Last bezeichnen wollen, besteht in der Ausnagung des Bettes und in der Fortschaffung der Trümmer, die der Fluß durch Erosion selbst erzeugt, oder die von seinen Zuflüssen und durch die Abspülung des Üfergeländes in seine Laufrinne gebracht werden. Zwischen dieser Last und der Kraft des Wasserstoßes kann ein dreifaches Verhältnis vor- kommen: 1. Die Last ist geringer als-die Kraft: dann wird die ge- samte Last fortgeführt, und der Überschuß der Kraft dient der Ausnagung oder Erosion*) des Bettes. 2. Last und Kraft sind gleich: dann wird die Last fortgeschafft; es findet aber keine Tiefenerosion statt. 3. Die Last ist größer als die Kraft: dann wird nur ein Teil der Last fortgeführt und das übrige abgelagert. Da die Momente, welche sowohl die Last als auch die Kraft beeinflussen, natürlich in jedem Teile des Laufes ganz verschieden sind, so ist auch die Arbeitsleistung des Flusses aus jeder Teilstrecke anders als auf der benachbarten. Bei Flüssen, die vom Gebirge in die Ebene hinabfließen, zeigt sich aber im all- gemeinen, daß die eben angegebenen Verhältnisse der Reihe nach dem Ober-, Mittel- und Unterlaufe entsprechen. Im Oberlaufe herrscht infolge der bedeutenden Wassergeschwindigkeit Erosion vor; im Mittellause werden die Sinkstoffe meistens nur fortgeführt, und in der Regel findet nur bei Hochwasser durch seitliche Aus- nagung eine Verbreiterung der Flußrinnen statt; im Unterlaufe wird wegen der verminderten Strömung trotz vermehrter Wasser- masse mehr abgelagert als erodiert, so daß das Flußbett durch Versandung erhöht wird. Einschneiden, Verbreitern und Erhöhen der Flußrinnen charakterisieren also talabwärts die drei Haupt- *) Von lat. erodere, ausnagen. \
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