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1. Allgemeine Erdkunde - S. 98

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 98 — Uber die Entstehung und Benennung der Täler sind die Ansichten der Forscher in vielen Fällen noch geteilt. Im allgemeinen sind die Täler alte Gebilde. Wenn sie auch ihre heutige Form in der Regel durch die Arbeit des Wassers er- hielten, so haben doch meistens Bruch oder Faltung der Erd- schichten, also tektonische Vorgänge, den Anlaß zu ihrer Ent- stehung gegeben, und nur iu wenigen Fällen mögen sie lediglich ein Erzeugnis der Erosion sein. " Daher läßt sich die übliche genetische Einteilung der Täler in tektonische und Erosions- täler nicht überall mit Sicherheit durchführen. — Nach ihrer Richtung unterscheidet man die Täler in Längs täler, die mit der Erhebungsachse des Gebirges und der Streichrichtung der Schichten parallel laufen, in Quertäler, die senkrecht zum Schichtenstreichen liegen, und in Durchbruchstäler, die einzelne Gebirgsketten oder ganze Gebirge quer durchsetzen. Die Längs- täler sind durchweg tektonischen Ursprungs, steigen zumeist sauft an und haben für die Besiedelung eines Gebirges große Bedeutung (oberes Rhönetal). — Die Quertäler sind häufig reine Erosions- täler und im allgemeinen steiler und enger als die Längstäler. Sie öffnen sich nur nach einer Seite hin, haben als Hintergehänge die Erhebungsachse des Gebirges und führen oft, wenn auf den entgegengesetzten Seiten eines Kammes zwei Täler sich entsprechen, zu Pässen hinaus (Tessin- und Reußtal). Vielfach öffnen sie die Längstäler nach den Seiten des Gebirges zu und erschließen den Flüssen einen Ausweg nach dorthin (Rhone, Rhein). — Die Durchbruchstäler, die man anch zu den Quertälern rechneu kann, öffnen sich nach oben und nach unten. Ihre Entstehung kann ganz verschiedene Ursachen gehabt haben. Ein Fluß staute z. B. sein Wasser vor einem Querriegel seines Bettes so lange, bis der Seespiegel mit der niedrigsten Lücke der vorgelagerten Erhebung in einer Höhe war. Durch das über diese hin abfließende Wasser wurde allmählich der Durchbruch bewirkt (Egerdurchbruch unter- halb der Stadt Eger). Oder eine vorgelagerte Scholle hob sich langsam und wurde dabei immer tiefer von dem über sie hin- fließenden Wasserlause durchsägt. (Elbdurchbruch.) Ein besonders interessantes Beispiel bietet der Durchbruch des Rheines durch das Schiefergebirge. Da man an den Wänden des Haupttales und der Seitentäler bis 200 m Höhe über dem heutigen Fluß- spiegel alte Talstuseu mit Flußgeröll nachgewiesen hat, so muß das Zuflußgebiet einst höher gelegen haben als das Schieserplateau. Da es jetzt riugs um dieses herum tiefer liegt, so ist es entweder gesunken, oder das Plateau hat sich gehoben. Die Täler erhöhen nicht nur die landschaftliche Schönheit eines Gebirges, sondern sie sind auch von der größten Bedeutung sür die Besiedelung derselben. Sehr deutlich tritt das bei den Alpen hervor. Da die meisten Alpentäler sich nach Norden öffnen, so haben Deutsche den größten Teil des Gebietes eingenommen. Im Osten gewährten die in die ungarische Ebene gehenden großen
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