1907 -
Halle a. S.
: Schroedel
- Autor: Techter, W.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Uber die Entstehung und Benennung der Täler
sind die Ansichten der Forscher in vielen Fällen noch geteilt.
Im allgemeinen sind die Täler alte Gebilde. Wenn sie auch ihre
heutige Form in der Regel durch die Arbeit des Wassers er-
hielten, so haben doch meistens Bruch oder Faltung der Erd-
schichten, also tektonische Vorgänge, den Anlaß zu ihrer Ent-
stehung gegeben, und nur iu wenigen Fällen mögen sie lediglich
ein Erzeugnis der Erosion sein. " Daher läßt sich die übliche
genetische Einteilung der Täler in tektonische und Erosions-
täler nicht überall mit Sicherheit durchführen. — Nach ihrer
Richtung unterscheidet man die Täler in Längs täler, die
mit der Erhebungsachse des Gebirges und der Streichrichtung
der Schichten parallel laufen, in Quertäler, die senkrecht zum
Schichtenstreichen liegen, und in Durchbruchstäler, die einzelne
Gebirgsketten oder ganze Gebirge quer durchsetzen. Die Längs-
täler sind durchweg tektonischen Ursprungs, steigen zumeist sauft
an und haben für die Besiedelung eines Gebirges große Bedeutung
(oberes Rhönetal). — Die Quertäler sind häufig reine Erosions-
täler und im allgemeinen steiler und enger als die Längstäler.
Sie öffnen sich nur nach einer Seite hin, haben als Hintergehänge
die Erhebungsachse des Gebirges und führen oft, wenn auf den
entgegengesetzten Seiten eines Kammes zwei Täler sich entsprechen,
zu Pässen hinaus (Tessin- und Reußtal). Vielfach öffnen sie die
Längstäler nach den Seiten des Gebirges zu und erschließen den
Flüssen einen Ausweg nach dorthin (Rhone, Rhein). — Die
Durchbruchstäler, die man anch zu den Quertälern rechneu kann,
öffnen sich nach oben und nach unten. Ihre Entstehung kann
ganz verschiedene Ursachen gehabt haben. Ein Fluß staute z. B.
sein Wasser vor einem Querriegel seines Bettes so lange, bis der
Seespiegel mit der niedrigsten Lücke der vorgelagerten Erhebung
in einer Höhe war. Durch das über diese hin abfließende Wasser
wurde allmählich der Durchbruch bewirkt (Egerdurchbruch unter-
halb der Stadt Eger). Oder eine vorgelagerte Scholle hob sich
langsam und wurde dabei immer tiefer von dem über sie hin-
fließenden Wasserlause durchsägt. (Elbdurchbruch.) Ein besonders
interessantes Beispiel bietet der Durchbruch des Rheines durch
das Schiefergebirge. Da man an den Wänden des Haupttales
und der Seitentäler bis 200 m Höhe über dem heutigen Fluß-
spiegel alte Talstuseu mit Flußgeröll nachgewiesen hat, so muß
das Zuflußgebiet einst höher gelegen haben als das Schieserplateau.
Da es jetzt riugs um dieses herum tiefer liegt, so ist es entweder
gesunken, oder das Plateau hat sich gehoben.
Die Täler erhöhen nicht nur die landschaftliche Schönheit
eines Gebirges, sondern sie sind auch von der größten Bedeutung
sür die Besiedelung derselben. Sehr deutlich tritt das bei den
Alpen hervor. Da die meisten Alpentäler sich nach Norden öffnen,
so haben Deutsche den größten Teil des Gebietes eingenommen.
Im Osten gewährten die in die ungarische Ebene gehenden großen