1907 -
Halle a. S.
: Schroedel
- Autor: Techter, W.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Ozeane ist nicht überall derselbe; er schwankt an der Oberfläche
derselben von 31 °/0o bis 38°/00. Den größten Salzgehalt zeigt
das Wasser in der Gegend der Wendekreise, also im Gebiete der
Passate, weil durch letztere die Verdunstung gefördert wird. Nach
dem Äquator und noch mehr nach den höheren Breiten hin ist
das Meer weniger salzig. In den Nebenmeeren ist der Salz-
gehalt von der Stärke der Wasserverdunstung und von der
Menge des zugeführten Süßwassers abhängig, und beide Um-
stände sind hierbei um so einflußreicher, je'weniger die Neben-
meere mit dem Ozean offene Verbindung haben. Das europäische
Mittelmeer, das vom Ozean her nur eiue schmale und wenig
tiefe Meeresstraße als Zugang besitzt und starke Verdunstung hat,
zeigt einen Salzgehalt von 38 %o, das Rote Meer im nördlichen
Teile sogar 41°/0o, während derselbe in dem durch Flußwasser
stark ausgesüßten Schwarzen Meere auf 180/0o sinkt. Nordsee
und Ostsee werden weniger als die oben genannten Meere von
der Verdunstung berührt; darum hat die mit dem Ozean durch
breite Tore verbundene Nordsee noch im östlichen Teile 32,5 °/00
Salzgehalt, während derselbe im Skager Rak auf 30, im Belt
auf 18, im Kieler Hafen auf 15, nördlich von Rügen auf 8, in
der Danziger Bucht auf 6 bis 7 und im Bosnischen Meerbusen
auf 3°/oo sinkt, also sür die ganze Ostsee etwa 12 %o beträgt.
Bemerkenswert ist noch, daß in abgeschlossenen Nebenmeeren der
Salzgehalt in der Tiefe stärker ist als an der Oberfläche, in den
offenen Ozeanen dagegen bis zu 2000 m Tiefe etwas abnimmt
und dann weiter nach unten hin wieder ein wenig steigt.*) In
Gegenden, wo die Sonne eine schnelle Verdunstung des Wassers
bewirkt, gewinnt man aus dein Meerwasser das Kochsalz in großen,
flachen Becken (Salzgärten), die vom Meere aus mit Salzwasser
gefüllt werden.
An Gasen enthält das Meerwasser atmosphärische Luft und
Kohlensäure. Die Luft wird von dem Wasser bei Berührung mit
der Atmosphäre absorbiert, und zwar geschieht das um so mehr,
je kälter das Wasser ist. Da nun die Wassertemperatur mit der
Tiefe abnimmt, fo wächst der Luftgehalt. Im Bodenwasser der
tiefsten Ozeane sand man genau die Luftmenge, die das Wasser
bei derselben Temperatur an der Oberfläche aufgenommen haben
würde. Diese merkwürdige Erscheinung beweist, daß das in der
Tiese warmer Ozeane sich befindende Wasser einst in kalten
Regionen der Erde Oberflächenwasser gewesen sein muß.
(Vgl. S. 135.) Die Luft, welche von dem Wasser an seiner Ober-
fläche der Atmosphäre entnommen wird, ändert im Meere ihre
Zusammensetzung. In den oberen Wasserschichten übersteigt ihr
*) Zur Vergleichung wird der Salzgehalt einiger Binnenseen in %o
angegeben: Kasplsches Meer 13 (der fast ganz abgeschlossene Busen von
Kara Bugas aber 160), Urmiasee 210, Großer Salzsee in Utah 214, Totes
Meer 237, Roter See auf der Landenge von Perekop in der Krim 328.