1907 -
Halle a. S.
: Schroedel
- Autor: Techter, W.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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eine - 2' = Im mal fo starke Anziehung von der Sonne
als vom Monde. Wenn trotzdem der Mond in erster Linie den
Eintritt der Gezeiten bewirkt, so kann die Anziehung, die beide
Himmelskörper auf unsere Erde überhaupt ausüben, Ebbe und
Flut noch nicht verursachen. In Fig. 53 stelle 8 das anziehende
Gestirn dar, der Kreis um m die Erde, auf deren Äquator die
Zentrallinie trifft. Wirkte nur allem die vou S ausgehende
Anziehungskraft auf die Erde, fo würde diese zu 8 sliegeu. Dabei
müßte sie, falls ihre ganze Masse elastisch wäre, statt der Kugel-
sorm langgestreckte Gestalt annehmen, da a der geringen Ent-
fernung vou 8 wegeu starker als m und m wieder stärker als 1)
angezogen würde. Punkt b wurde also zwar ebenfalls 8 zueilen,
aber gegen in und noch mehr gegen a zurückbleibeu, so daß sich
die Entfernungen nia und mb zu 111a' und ml)' vergrößerten.
Weil nun außer der von 8 ausgehenden Anziehung noch andere
Faktoren auf die Erde eiuwirken, fo fliegt sie zwar nicht zu 8
hin und nimmt auch infolge ihrer starren Kruste nicht langge-
streckte Form an, aber Veränderungen ihrer Gestalt treten, ent-
sprechend der obigen Annahme, dennoch ein, soweit die Wassermassen
der Erdoberfläche in Frage kommen. Der Einfachheit wegen
werde angenommen, die Erde sei rings von einer gleichmäßigen
Wasserschicht umgebeu. Infolge der verschieden starken Anziehung,
die a, m und b erfahren, vergrößern sich die Entfernungen ma
und mb zu ma' und mb'. Bei a zieht das Gestirn die Wasser
teilchen gleichsam von der festen Erde weg, und bei b zieht es
die feste Erde von den Wassermassen fort; in beiden Fällen wird
mithin eine Erhebung der Teilchen gegen ihre frühere Gleich-
gewichtslage stattfinden. Es entstehen also gleichzeitig an den
dem Gestirn zu- und abgewandten Stellen des Äquators Flut-
wellen. Da sich der Durchmesser ab zu a' b' verlängert, so muß
eine Verkürzung des rechtwinklig zu ab stehenden Durchmessers
cd zu c'd' eintreten. Während demnach die dem anziehenden
Gestirn zu- und abgewandten Orte der Erde Flut haben, herrscht
an den Stellen, die 90° von jenen entfernt sind, Ebbe; von ihnen
drängen die Wassermassen zu den Flutbergen hin.
Bei der Erzeugung der Gezeiten kommt also neben der Stärke
der Anziehung Überhaupt, die unsere Erde von einem Gestirn
empfängt, sehr wesentlich die Differenz in Betracht, welche
zwischen der Anziehung des dem Gestirn zugekehrten Teiles
der Erde, des Erdmittelpunktes und der gegenüberlie-
gen den Seite herrscht. Dieser Unterschied aber wird bedingt
durch das Verhältnis, in welchem die Länge des Erdhalbmessers
zur mittleren Entfernung des anziehenden Gestirns steht. Da
der Erdradius mit 6375 km nur etwa V24000 der Sonnenentfernung
ist, so werden die der Sonne zugekehrten Teile der Erde nicht
viel stärker, die ihr abgewandten nicht erheblich geringer ange-
zogen als der Erdmittelpunkt. Die Entfernungen der Punkte