1907 -
Halle a. S.
: Schroedel
- Autor: Techter, W.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Vorbedingungen und nach den geistigen Eigenschaften ganz ver-
schieden. Die Verschiedeuheit der materiellen Kultur offenbart
sich in den Kulturstufen, in die man die Menschen nach ihrer
Lebensweise und der Art, wie sie die Naturprodukte zur Be-
friedigung ihrer leiblichen Bedürfnisse benutzen, zu gliedern pflegt.
Mit den Kulturstufen stehen wieder die Entwicklung der mensch-
lichen Wohnstätten und die Herausbildung von Staatsformen
in enger Beziehung. Die geistige Kultur siudet ihren höchsten Aus-
druck in der Religion, mit deren Entwicklung in der Regel die
Entfaltung und Pflege der übrigeu geistigen Errungenschaften,
Recht und Sitte, Kunst und Wissenschaften, gleichmäßig fortschreiten.
1. Kulturstufen.
Ohne jede Kultur ist kein Volk. Auch das tiesststeheude ist
in: Besitze des Feuers; es kennt den Begriff des Eigentunis und
hat eiufache Geräte, um solches zu erwerben, wie auch einige
Waffen, um es gegen Feinde zu verteidigen. Je mehr ein Volk
sich vom Naturzwange losgemacht, und in je größerem Maße es
dafür die Natur iu seinen Dienst gestellt hat, auf desto höherer
Stufe steht seine Kultur. Nach den Kulturstufen teilt man die
Menschen in folgende Gruppen:
a. Naturvölker. Sie sind in ihrem Nahrungserwerb
noch ganz abhängig von der natürlichen Beschaffenheit des Landes
und habeu keiuen dauernden Wohnsitz. Auf der niedrigsten Stufe
unter ihnen stehen die sogenannten Sammelvölker (Australier,
Buschmänner, Feuerländer), die als Nahrung das nehmen, was sie
gerade finden, sei es eine wildwachsende Beere, Wurzel oder
Frucht, sei es eiu ihuen erreichbares Tier. Sie kennen weder
eine Pflege des Bodens noch den Besitz eines Haustieres. Etwas
höher stehen die Naturvölker mit einer bestimmten Form des
Nahrungserwerbs, die Jäger- und Fischervölker (Indianer,
Eskimos, die Stämme Nordasiens, Polpnesier). Sie haben be-
stimmte, wenn auch nicht dauernde Wohnplätze und zum Teil
auch in Hund oder Renntier schon Haustiere. Ihnen folgen die
Hirtenvölker oder Nomaden, die nach den Bedürfnissen
ihrer Herden von Ort zu Ort ziehen. Bei ihnen finden sich hin
und wieder schon Anfänge des Ackerbaues. Wenn ihnen auch
der Pflug mit dem Zugtiere noch fehlt, so sind sie doch hänfig
schon zum Hackbau gelangt. Mit dem einfachsten Gerät, der
Hacke, reißen die Hackbauer die oberste Erdschicht dürftig aus;
aber von einer Düngung und Pflege des Bodens verstehen sie
meist nichts. Ihr Bodenbau ist demnach Raubbau, der zum
häufigen Wechsel der Felder und später der Wohnstätten führen
muß. Die Hirtenvölker und die Hackbauer bilden den Übergang
zur zweiten Gruppe.
b. Halbkulturvölker. Sie sind zum Teil noch Nomaden,
in der Mehrzahl aber seßhaft. Zum Ackerbau benutzen sie den