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1. Allgemeine Erdkunde - S. 223

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 223 — Talgründen im Hochgebirge, die Anlage alter Marschdörfer auf natürlichen oder künstlichen Erhöhungen, sowie der Umstand, daß am Ober- und Mittellaufe der meisten Flüsse die Dörfer un- mittelbar am Wasser, im Gebiete des Unterlaufes dagegen der Überschwemmungsgefahr wegen weiter abseits liegen. Einen An- halt sür die Beschaffenheit des für eine Siedelung ausgewählten Platzes, wie auch zugleich über die Ursache und Zeit der Gründung geben in vielen Fällen die Ortsnamen. Die Namen aus ältester Zeit deuten in der Regel eine wesentliche Eigenschaft der Ortlich- keit an. Gewöhnlich sind die mit „bruch, ried, marsch, masch, born, bach u. s. w." gebildeten Namen älter als die mit „rode, reute, Hägen, brand, schlag" zusammengesetzten, da jene die ur- alten Siedelungen in Niederungen, diese aber die später ent- standenen in neugeschaffenen Waldlichtungen bezeichnen. Für die Entstehung vieler Dörfer wurde eine Burg oder ein Kloster die Ursache; aber bei der Auswahl der Ortlichkeit sür diese Einzel- siedelungen wurden natürlich die oben angeführten Gründe gleich- falls berücksichtigt. Bei den Burgen kam daneben noch die Mög- lichkeit leichter Verteidigung in Betracht, während bei den Klöstern der Anlaß zur Gründung und zur Ortswahl oft auf ganz anderem Gebiete liegt. Wenn auch bei vielen derartigen Dörfern die Be- hausung der ehemaligen weltlichen oder geistlichen Herren vers- chwunden ist, so kann man doch aus den Endungen auf „bürg, sels, stein" oder „kirchen, kappel, zell" auf eine solche Entstehung des Dorses schließen. — Bei den Städten, die meistens aus Kleinsiedelungen emporwuchsen, sind die Gründe sür die Auswahl der Ortlichkeit weniger bedeutsam als die Ursachen ihrer Ent- wicklung aus kleinen Anfängen zur heutigen Größe. Nur bei den ältesten Stadtgründuugen wurde die Ortswahl hauptsächlich durch die gesicherte Lage gegen feindliche Angriffe beeinflußt (Bergstädte, Städte in Flußgabelungen, aus Kapvorsprüngen oder aus küsten- nahen Inseln). Die Entwicklung einer Siedeluug wird vor allem durch die Verkehrsverhältnisse und durch die Ausnutzung von Bodenschätzen bedingt. In gleichartigen Landschaften mit vor- wiegend Ackerbau treibender Bevölkerung entwickeln sich einzelne Siedelungen inmitten kleiner Bezirke zu Landstädten als Verkehrs- Zentren, und gewöhnlich wächst nur ein Ort, meist in der Mitte des ganzen Gebietes, zur größeren Stadt empor (Münstersche Bucht). In der Regel aber entstehen große Städte da, wo der Durchgangsverkehr natürliche Ruhepunkte findet, also an den Enden vielbegangener Pässe, an Straßenkreuzungen, namentlich dort, wo wichtige Landwege die Wasserstraßen treffen, an den Mündungen schiffbarer Ströme, an verkehrsreichen Meeresstraßen. Ebenso wachsen Kleinstädte rasch empor, wenn sie an Stellen liegen, wo Bodenschätze ausgebeutet werden (Bergwerksstädte, In- dustrieorte in Kohlen- und Eisenrevieren, Badeorte). In einzelnen Fällen ist das Ausblühen der Städte auch vou anderen Faktoren
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