1898 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminaranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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zügen, dem w. eigentlichen Libanon und dem ö. Antilibanon. Beide
Gebirge bestehen vorwiegend aus horizontal gelagerten Schichten der obern und
mittleren Kreide, dem sogenanten Libanon-Sandstein, und werden durch das
Einsturzthal von Cölesyrien (----Hohlsyrien) von einander getrennt. Aus der
schmalen Küstenebene steigt der Libanon in wohlbewässerten und fruchtbaren
Terrassen auf, die fleißig angebaut und dicht bevölkert sind, so daß die Land-
schast hier einem wohlgepflegten Garten gleicht. Die Hochwarten des Gebirges
sind viele Monate reichlich mit Schnee bedeckt.*) Am Ostrande erhebt sich im
Dahr el-Chodib der Kulm des ganzen Gebirgsstockes bis über 3000 m.
Steil ist der Absturz nach Cölesyrien; steilrandig erhebt sich auch aus dem Thal
der Antilibanon als eine ausgedehnte, felsig öde Wölbung. Seine Gebirgs-
natur ist im ganzen wilder, als die des Libanon, voll senkrechter Bergwände,
schauerlicher Schluchten und gefahrvoller (bei 1600 m hoch liegender) Pässe,
aber auch mit lieblichen Thälern durchsetzt. Die höchste Erhebung ist der Ge-
birgsstock des großen Hermon (2800 m). — Seit den frühesten Zeiten
bildeten die Felsenkessel und Gebirgsstöcke beider Gebirge die Zufluchtsstätten
verfolgter Volksstämme und Religionssekten, zu denen gegenwärtig die christlichen
Maroniten und mohamedanischen Drusen gehören. Spärliche Reste von
Cedern finden sich noch auf beiden Gebirgszügen.
Cölesyrien (= Hohlsyrien), auch Bekaa (= Thal) genannt, ist ein
Einsturzbecken, das in Form eines Längsthales von mäßiger Breite zwischen
beiden Gebirgszügen eingelagert ist. Es ist größtenteils mit tiefem Kulturboden
bedeckt, von dem jetzt indes weite Strecken wüste liegen. Nach S. wird die
Ebene von dem vielgeäderten Flußnetz des Litani (früher Leontes ^ „Löwen-
fluß" genannt) entwässert. Nach N. führt das Thal des Orontes zu der
fruchtbaren Ebene von Antiochien.
Das innere Hochland wird größtenteils von der 600 m hohen Platte
der syrisch-arabischen Wüste eingenommen.
Die Bevölkerung Syriens, das Ergebnis vielfacher Mischung,
ist jetzt vollständig arabisiert in Wesen und Sprache. Mit dem Einzug
des Islam hat der Anbau des Bodens ab- und das Nomadentum
zugenommen. Die mächtigen Städte der alten Phönizier und der
Seleuciden sind jetzt größtenteils armselige Trümmerstätten. In den
Hafenstädten wohnen viele „Franken", namentlich Italiener.
Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Syrien gehört zum Gebiet
der asiatischen Türkei. — Küstenftädte: Beirut, Hafenstadt Syriens, einer
der wichtigsten Hafenplätze des Orients. — Die ehemals glanzvollen Städte
Tyrus und Sidon sind" jetzt als Sur, welches auf einer Halbinsel liegt, und
Saida, das sich auf schmalem Küstenvorsprunge zusammendrängt, kleine ärm-
liche Flecken. — Binnenstädte: Damaskus, nach der Überlieferung eine
der ältesten Städte Asiens, ist die Hst. Syriens und wird wegen ihrer schönen
Lage in einer wasserreichen, von einer paradiesischen Pflanzenwelt geschmückten
Oase „das Auge des Ostens" genannt. Sie ist nach Smyrna die größte Stadt
der asiatischen Türkei, (150 Tsd. E.), Stapelplatz des Karawanenhandels und
Sitz lebhafter Gewerbthätigkeit. Die Damaszenerklingen waren ehemals be-
rühmt. — In der Wüste, nö. von Damaskus, trifft man die großartigen Ruinen
von Palmyra an; in Cölesyrien liegen die ebenfalls sehr ausgedehnten
Ruinenfelder von Baalbek (Heliopolis) mit Resten des herrlichen Tempels
der syrischen Sonnengottheit. — In Nordsyrien Aleppo, (Haleb) (130 Tsd. E.),
eine der blühendsten Handelsstädte der asiatischen Türkei. Der Hafen von
Aleppo ist die Küstenstadt Alexandretta am Meerbusen vom Jskenderun. —
Die ehemals volkreiche Stadt Antiochien, die als mächtige Hst. der Seleuciden
über s/4 Mill. E. zählte, ist jetzt arg heruntergekommen (25 Tsd. E.).
*) „Auf seinem Haupte trägt der Libanon den eisigen Winter, aus seinen
Schultern den lieblichen Frühling; in seinem Schöße ruht der reiche Herbst,
und zu seinen Füßen an der Meeresküste schlummert im Schatten der Palmen
der Sommer." (Arabisches Sprichwort.)