1898 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminaranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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mit den Hindus vermischt haben. Sie haben dunkle Hautfarbe, mitt-
leren Wuchs, volle Lippen und dichtes Haar, zeigen in ihrem Wesen
Offenheit, Heiterkeit und Tapferkeit, andererseits aber auch ein hohes
Maß von Selbstsucht. Die Frau nimmt als „Herrin des Hauses"
neben dem Manne, dem „Herrn des Ackers", durchweg eine geachtete
Stellung ein. Ein Hauptstamm der Dravidas sind die hochveranlagten
Singhalesen im mittleren und s. Ceylon.
Die Inder oder Hindus sind nach den Chinesen die zahlreichste
aller Nationen der Erde. Etwa um das Jahr 2000 v. Ch. stiegen
sie von den nw. Hochflächen hinab in das Pandschabgebiet und drangen
erobernd nach Hindostän und Dekhan vor. Die herrliche Natur der
neuen Heimat begünstigte bei dem Volke sehr früh die Entwicklung
einer blühenden Knltnr. Die Hindus trieben bereits im grauen Alter-
tum Kunstweberei in Baumwolle, sind die Erfinder der dekadischen
Ziffern *), leisteten Großartiges in der Astronomie und in andern
Wissenschaften. Alte griechische Schriftsteller (z. B. Herodot) berichten
von den Palastbauten, den Riesenstädten und dem Reichtum indischer
Fürsten, von den indischen Staatseinrichtungen, Straßenbauten und
dem Gewerbefleiß der Bewohner. Noch heute bewuudert man die
Meisterwerke indischer Dichtungen (Mahabharata, Rigveda, Sakuutala).
Die uralte Religion der Inder ist der Brahmaismus.
Daruach ist Brahma der Urgrund aller Dinge und durchdringt als
Weltseele das All. In ihm vereinigt sich die Dreieinigkeit oder
Trimnrti der indischen Götterlehre: Jndra, der Schöpfer,
W i s ch n u, der Erhalter und S ch i w a, der Zerstörer. Unter letzterem
verehrt man das in steter Veränderung sich immer neu gestaltende
Leben. Die heiligen Bücher der Bedas wurden bereits vor 3000
Jahren in der alten Sanskritsprache (— der Reinen) verfaßt,
deren Studium eiue bedeutende Umwandlung und Erfrischung in den
europäischen Sprachwissenschaften hervorgerufen hat.
Außer diesen Hauptgottheiten verehrt man noch zahlreiche Untergötter,
gute und böse. Auch an die Seelenwanderung glaubt der Hindu, und manche
Tiere sind ihm heilig. Der Brahmaismus schreibt zahllose Ceremonieen,
Reinigungen, Weihungen, Räucherungen und Gebete vor. „Gute Werke, Gebete,
Entsagung, Opfer und Selbstpeinigung gehören zu einem frommen Lebenswandel."
Die Lehrer der Religion, die Priester, sind die gelehrten Brahminen; besondere
Tempeljungsrauen, Bajaderen, tanzen bei der Feier religiöser Festlichkeiten;
Fakirs bezeugen durch undenkbare Selbstpeinigung ihre Frömmigkeit. Mancherlei
unmenschliche Sitten, die eng mit dem religiösen Kultus zusammenhängen, sind
von den Engländern fast ganz ausgerottet. Dazu gehört die Witwenver-
brennung und der Brauch fanatischer Büßer bei der Feier des „Wagen-
festes" zu Ehren des Gottes Krischnah, sich von den Rädern des großen
Götterwagens zermalmen zu lassen. — Die Quellen des Ganges, das
heilige Benäres und andere heilige Stätten sind vielbesuchte Wallfahrtsorte.
Die Tempel, Pagoden genannt, sind oft schwerfällige Steinkolosfe, im Innern
aber aufs herrlichste geschmückt. Besonders berühmt sind die Höhlentempel bei
Bombay (Elefanta, Salfette u. a.) und nö. von B. im Binnenlande diejenigen
von Ellora.
*) Man nennt sie „arabische Ziffern", weil sie durch den mittelalterlichen
Verkehr der Araber nach dem europäischen Westen kamen.