1898 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminaranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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wenig durchforschtem Gebiete, entwickeln sich zahlreiche hohe, eng an-
einander gedrückte Gebirgsketten von überaus wilder Natur, durch
tiefe, schluchtenartige Thüler voneinander getrennt. Sie scheiden Tibet
und das Gebirgssystem des Himalaja von den chinesischen Gebirgen.
Zwischen den 5 hinterindischen Ketten, die aus diesem mehr inner-
asiatischen Gebirgssystem heraustreten, fließen in langgestreckten Thälern
4 Ströme: Jräwadi, Salwen, Menam und Mekong. Die
Strecken ihres Unterlaufs und ihre Mündungsgebiete sind weite Tief-
ebenen von großer Fruchtbarkeit. Mekong und Salnen gehören zu
den größten Strömen Asiens. Ihr Oberlauf reicht weit uach R.,
und das Delta des Mekong ist eins der größten der Erde.
Hinterindien liegt ganz in der heißen Zone und gehört zum
asiatischen Mousuugebiet. Das heißfeuchte Tropeuklima begünstigt
in den Bergwäldern einen üppigen Waldwuchs (Tik-Holz) und auf
dem fetten Schlammboden der Flnßthäler einen überaus ergiebigen
Reisbau. Im allgemeinen erinnert die Tier- und Pflanzenwelt
durchaus an diejenige von Vorderindien. Echt hinterindisch sind die
Salanganennester, *) von den Chinesen als Leckerbissen geschätzt.
Auf der Halbinsel Malakka sind die G u t t a p e r ch a b ä u m e **) und
der Stein* otang ***) heimisch. Auch gehört die Halbinsel zu den
wichtigsten Zinnländern.
2. Die Bewohner sind auf Malakka Mala Yen (wo die
eigentliche Heimat dieser Raffe ist), im übrigen Hinterindien
Mongolen, die aber stark mit indischem und malayischem Blute
gemischt sind. Man unterscheidet drei Volksstämme: die Birmanen,
die Siamesen und die Auuamiten. Da das Chinesentnm von
jeher von großem Einfluß auf diese Stämme gewesen ist, bezeichnet
man sie auch wohl als „Jndochinesen." Die Birmanen sind klein,
aber wohlgestaltet, sehr lebhaft, höflich, aber auch unzuverlässig und infolge
des Jahrhunderte langen despotischen Drucks mißtrauisch. Die
Siamesen sind kriegerisch, streitsüchtig und verschlagen, ihre nicht
unschönen Frauen fleißig und reinlich. Am höchsten in der Knltnr
stehen die Annamiten, die zu chinesischer Bildung und Gelehrsam-
keit neigen. In ihrem Gebiet haben sich auch die meisten Chinesen
angesiedelt, fleißige Ackerbauer und rührige Handwerker und Händler.
Die herrschende Religion in Hinterindien ist der B u d d h i s m n s.
Sie entstand durch eine Art Reformation aus der ältern brahmanischen
Religion. Ihr Stifter war ein Königssohn aus Nipal (Gantama), der
zur Zeit des Cyrus als Buddha (Prophet, Erretter) auftrat. Er
verwarf das Kastenwesen, lehrte Milde und Duldsamkeit gegen Menschen
und Tiere, Enthaltsamkeit und Selbstbeherrschung, legte überhaupt das
*) Von einer braunen Seeschwalbe, der Salangane, aus Seetang bereitet.
**) Guttapercha, der erhärtete Milchsaft von isonandra gutta, wird zu
Schläuchen, wasserdichten Zeugen, zum Überzug der Kabeldrähte u. s. tu.
verwendet.
***) Die Stengel des Steinrotang (calarnus rotang), einer Schling-
pflanze von ungeheurer Länge, liefern das sogenannte „spanische Rohr."