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1. Die fremden Erdteile - S. 63

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
- 63 — Landes abzuführen sind. Im übrigen haben die in den einzelnen Provinzen stationierten Heerführer und Emire große Macht. Der Ackerbau wird im Sudan südlich von Berber nur während der Regenzeit betrieben, die im Norden Anfang Juli, im Süden Ende Mai oder Anfang Juni beginnt und etwa bis Ende Oktober dauert. Infolge der schwachen Bevölkerung und der fortgesetzten Unruhen im Lande liegt ein großer Teil der ausgedehnten Länderstrecken brach. Der kultivierte Teil des Ackerbodens wird mit' den verschiedenen Durrhaarten bebaut, und für gewöhnlich genügt die niederfallende Regenmenge, die Frucht zur Entwickelung zu bringen. Bleibt indessen der Regen aus, so entsteht unter der armen, keine Vorräte besitzenden Landbevölkerung Not an Getreide. Sie müssen dann ihren Bedarf durch Ein- käufe bei den Reichen decken, die in günstigen Jahren nicht versäumten, größere Fruchtmengen aufzuhäufen, oder sie sind gezwungen, nach dem Süden bis Faschoda zu gehen und mit ihren Booten das eingehandelte Getreide in ihre Heimat zu bringen. Von Wadi Halfa bis Faschoda den Nil entlang und den blauen Nil bis Famaka aufwärts werden die User mittels Wasserschöpfstangen (Nabr), die von Sklaven bedient werden, häufig aber auch durch Schöpfräder (Sakia), die von Ochsen getrieben werden, bewässert und infolge dessen bessere Getreidesorten, auch Weizen, Mais, Hülsenfrüchte, als Bohnen, Linsen, Erbsen, ferner Kürbisse u. dergl. gewonnen. In der Nähe der Städte kultivieren die Besitzer derartiger Ländereien auch wohl Zucker- und Wassermelonen, Rettiche, süße Gurken und verschiedene Arten von Grünzeug, die auf dem Markte bei mäßigen Preisen stets Abnehmer finden. Nach dem Ende der Regenzeit, also mit Anfang des Winters, wird der Boden vielfach zur Baumwollenkultur verwendet, die bisweilen auch auf den durch Schöpfräder bewässerten Userländereien betrieben wird. Den meisten Ertrag liefern die Inseln, welche während der Regenzeit vom Nil überschwemmt werden, nach dem Sinken des Wassers allmählig wieder emportauchen und nun das fruchtbarste Ackerland abgeben. Ausgedehnte Dattelkulturen giebt es besonders in Dongola, bis nach Dar Mahaß, Dar Scheikieh und in dem zu Berber gehörigen Lande der Rubatat. Von dort werden die getrockneten Früchte in großen Massen nach Omderman auf den Markt geschickt. Im Süden von Kordosan gewinnt man in den Wäldern Gummi arabicum, das früher den Reichtum der Provinz bildete, jetzt aber erheblich zurückgegangen ist. Zur Zeit der ägyptischen Herrschaft erntete man jährlich 800000 bis 1 Million Cantar (1 Eantar 441/2 Kilogramm), jetzt kaum 30000. Tabak, früher im Sudan viel angebaut, ist ganz verschwunden, weil das Rauchen aus religiösen Gründen ganz verboten ist. Der Handel des Sudan, früher sehr lebhaft und gewinnbringend, ist jetzt ganz verfallen. Die ehemals belebten Karavanenstraßen von Dar För über den Derb cl arbain („40tägiger Weg") direkt nach Siut; von Kordosan durch die Rajudasteppe über Dongola nach Wadi Halfa; ferner die von Chartum über Abu Hamed oder el Hemer nach Assuan; von Gallabat Gedares und Kassala nach Massäua am roten Meer sind jetzt verödet, mit Sand verschüttet oder mit Gras überwuchert. Die einzigen Handelswege, die jetzt noch benutzt werden dürfen, sind der über Berber nach el Hemer und Assuan und der über Berber nach Suäkin am,,roten Meer. Der Handel nach Ägypten ist schwach und infolge dessen die für den Sudan eingehandelte Warenmenge eine geringe, so daß sie weit hinter der Nachfrage zurück- bleibt. Sehr zurückgegangen ist auch der Handel mit Straußenfedern, da die Straußenzucht vom Chalifa aus reliöfen Gründen verboten ist. Das Feder- ausziehen, dem fönst alle neun Monate die Strauße unterworfen wurden, gilt nämlich als Tierquälerei. Elfenbein kommt aus den Äquatorialprovinzen jährlich 150—200 Centner nach Omderman. Eingeführt werden vorwiegend leichte blaue und weiße Leinenstoffe, Musseline, bunter Percail, Tuche,, in den grellsten Farben, ferner bunte Seidentücher, Wohlgerüche, ätherische Öle und viele ^.oilettensachen, welche,,die Sudandamen notwendig brauchen. Von sämtlichen aus Ägypten eingeführten Waren muß in Berber Vio ihres Wertes in Geld oder in natura abgegeben werden, in Omderman wieder Vio und an die Straßenaufseher der Strecken noch 1/l0l so daß die Händler von
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