1898 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminaranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Landes abzuführen sind. Im übrigen haben die in den einzelnen Provinzen
stationierten Heerführer und Emire große Macht.
Der Ackerbau wird im Sudan südlich von Berber nur während der
Regenzeit betrieben, die im Norden Anfang Juli, im Süden Ende Mai oder
Anfang Juni beginnt und etwa bis Ende Oktober dauert. Infolge der schwachen
Bevölkerung und der fortgesetzten Unruhen im Lande liegt ein großer Teil der
ausgedehnten Länderstrecken brach. Der kultivierte Teil des Ackerbodens wird
mit' den verschiedenen Durrhaarten bebaut, und für gewöhnlich genügt die
niederfallende Regenmenge, die Frucht zur Entwickelung zu bringen. Bleibt
indessen der Regen aus, so entsteht unter der armen, keine Vorräte besitzenden
Landbevölkerung Not an Getreide. Sie müssen dann ihren Bedarf durch Ein-
käufe bei den Reichen decken, die in günstigen Jahren nicht versäumten, größere
Fruchtmengen aufzuhäufen, oder sie sind gezwungen, nach dem Süden bis
Faschoda zu gehen und mit ihren Booten das eingehandelte Getreide in ihre
Heimat zu bringen.
Von Wadi Halfa bis Faschoda den Nil entlang und den blauen Nil bis
Famaka aufwärts werden die User mittels Wasserschöpfstangen (Nabr), die von
Sklaven bedient werden, häufig aber auch durch Schöpfräder (Sakia), die von
Ochsen getrieben werden, bewässert und infolge dessen bessere Getreidesorten, auch
Weizen, Mais, Hülsenfrüchte, als Bohnen, Linsen, Erbsen, ferner Kürbisse
u. dergl. gewonnen. In der Nähe der Städte kultivieren die Besitzer derartiger
Ländereien auch wohl Zucker- und Wassermelonen, Rettiche, süße Gurken und
verschiedene Arten von Grünzeug, die auf dem Markte bei mäßigen Preisen
stets Abnehmer finden. Nach dem Ende der Regenzeit, also mit Anfang des
Winters, wird der Boden vielfach zur Baumwollenkultur verwendet, die
bisweilen auch auf den durch Schöpfräder bewässerten Userländereien betrieben
wird. Den meisten Ertrag liefern die Inseln, welche während der Regenzeit
vom Nil überschwemmt werden, nach dem Sinken des Wassers allmählig wieder
emportauchen und nun das fruchtbarste Ackerland abgeben.
Ausgedehnte Dattelkulturen giebt es besonders in Dongola, bis nach
Dar Mahaß, Dar Scheikieh und in dem zu Berber gehörigen Lande der Rubatat.
Von dort werden die getrockneten Früchte in großen Massen nach Omderman
auf den Markt geschickt. Im Süden von Kordosan gewinnt man in den Wäldern
Gummi arabicum, das früher den Reichtum der Provinz bildete, jetzt aber
erheblich zurückgegangen ist. Zur Zeit der ägyptischen Herrschaft erntete man
jährlich 800000 bis 1 Million Cantar (1 Eantar 441/2 Kilogramm), jetzt
kaum 30000. Tabak, früher im Sudan viel angebaut, ist ganz verschwunden,
weil das Rauchen aus religiösen Gründen ganz verboten ist.
Der Handel des Sudan, früher sehr lebhaft und gewinnbringend, ist
jetzt ganz verfallen. Die ehemals belebten Karavanenstraßen von Dar För über
den Derb cl arbain („40tägiger Weg") direkt nach Siut; von Kordosan durch
die Rajudasteppe über Dongola nach Wadi Halfa; ferner die von Chartum
über Abu Hamed oder el Hemer nach Assuan; von Gallabat Gedares und
Kassala nach Massäua am roten Meer sind jetzt verödet, mit Sand verschüttet
oder mit Gras überwuchert. Die einzigen Handelswege, die jetzt noch benutzt
werden dürfen, sind der über Berber nach el Hemer und Assuan und der über
Berber nach Suäkin am,,roten Meer.
Der Handel nach Ägypten ist schwach und infolge dessen die für den Sudan
eingehandelte Warenmenge eine geringe, so daß sie weit hinter der Nachfrage zurück-
bleibt. Sehr zurückgegangen ist auch der Handel mit Straußenfedern, da
die Straußenzucht vom Chalifa aus reliöfen Gründen verboten ist. Das Feder-
ausziehen, dem fönst alle neun Monate die Strauße unterworfen wurden, gilt
nämlich als Tierquälerei. Elfenbein kommt aus den Äquatorialprovinzen
jährlich 150—200 Centner nach Omderman. Eingeführt werden vorwiegend
leichte blaue und weiße Leinenstoffe, Musseline, bunter Percail, Tuche,, in den
grellsten Farben, ferner bunte Seidentücher, Wohlgerüche, ätherische Öle und
viele ^.oilettensachen, welche,,die Sudandamen notwendig brauchen.
Von sämtlichen aus Ägypten eingeführten Waren muß in Berber Vio
ihres Wertes in Geld oder in natura abgegeben werden, in Omderman wieder
Vio und an die Straßenaufseher der Strecken noch 1/l0l so daß die Händler von