1898 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminaranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das algerisch-tunesisch e Gebirge nimmt den ö. Teil des Atlas-
Gebirgssystems ein und besteht vorwiegend aus Kalk. Der Kern desselben ist
eine muldenförmige Hochfläche von durchschnittlich 1000 m Höhe und bis zu
160 km Breite, welche von hohen Gebirgsrändern eingehegt ist. Die Ketten
des Nordrandes bezeichnet man als kleinen, die des Südrands als großen
Atlas. Die dürre Hochebene selbst weist zahlreiche flache Salzseeen, die söge-
nannten Schotts auf, welche vielfach im Sommer austrocknen. Der spärliche
Pflanzenwuchs erhält einen eigenartigen Charakter durch die starke Verbreitung
des Halsagrases, nach welchem man die ganze Hochebene auch wohl als
„Region des Halfagrases" bezeichnet. Die Grasart, span. Esparto ge-
nannt, wird zu allerlei Flechtwerk und zur Papierbereitung benutzt.
Das Vorland am Mittelmeer ist infolge reicher Niederschläge
(Winterregen) fruchtbar und zum Teil noch mit Waldbeständen bedeckt.
Es wird Teu genannt. An der Küste finden sich endlich Bruchstücke
eines alten Küstengebirges mit vielen Schlupfwinkeln für kleine Küsten-
sahrzenge. In Marokko tritt es sehr deutlich hervor und wird hier
Rtf genannt; in Algier beschränkt es sich aber nur noch auf die
äußersten Landspitzen und Inseln. Das niedrige Vorland am Saum
der Sahara s. vom Atlasgebirge heißt Dattelland (Biledulgerid).
2. Die Bevölkerung in den Syrten- und Atlasländern be-
steht aus den eingebornen semitischen Berber st ämmen, zu welchen
auch die blondhaarigen K a b y l e n in den Gebirgen Algeriens und
die rothaarigen Rifioten gehören, und den mit andern Volkselementen
mehr oder weniger vermischten Nachkommen eingewanderter Araber,
welche als Mauren in den Städten seßhaft sind, oder als Be-
dninen die Steppen- und Wüstengebiete durchstreifen. Dazu kommen
noch Inden, Türken und in Algerien Franzosen. Landessprache
ist das Arabische, der herrschende Glaube der Islam. Juden und
Christen sind namentlich in Marokko sehr verachtet und häufigen Ver-
folgungen ausgesetzt. In Algerien zeigen sich die Moslem vielfach
der französischen Ansiedelung und sonstigen Kulturversuchen gegenüber
feindlich gesinnt und lauern auf Uberfälle und Empörung. Für die
Anlage der artesischen Brunnen im Binnenlande sind sie indes dankbar.
Im Altertum gehörten die Syrten- und Atlasländer zu den wichtigsten
Kulturländern des Mittelmeergebiets. Als das ganze Land an die Römer kam,
wurde es nach und nach romanisiert. Auch das Christentum fand hier eine
Heimstätte. Die alte Kultur vermochte selbst der Einfall der Vandalen nicht
zu ersticken. Um so gründlicher räumten aber später die arabischen Er-
oberer auf, denen nicht nur die römische Kultur, sondern auch das Christentum
zum Opfer fiel. Das ganze Mittelalter hindurch und bis in dieses Jahrhundert
hinein waren jene Küstenländer gesürchtete Raubstaaten, bis endlich, Haupt-
sächlich durch Frankreichs Eingreifen, dem Piratentum der „Barbaresken" ein
Ende gemacht wurde.
3. Staatliche Verhältnisse und Ortsknnde. Die
Syrten- und Atlasländer umfassen 4 Staatengebilde, die im S. mehr
oder weniger in das Saharagebiet übergreifen: a) Tripolitanien,
b) Tunis, c) Algerien, d) Marokko.
a) Tripolitanien.
(Etwa 1 Mill. qkm, 1 Mill. E., 1 auf 1 qkm).
Tripolitanien, türkische Provinz, umfaßt das Hochland von Barka
und das Gebiet s. von den Syrten einschließlich der Oase Fessan. Die Hst.
Tripolis, ein wichtiger Ausgangspunkt der Karawanen, ist von Alexandrien