Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die fremden Erdteile - S. 84

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
- 84 — Nach außen hin ist das Ganze durch Zäune abgeschlossen und zuweilen mit Palissaden befestigt. Bei manchen Stämmen findet sich auch die viereckige Bauart, häufig in Gestalt der Tembe, die zahlreiche Wohnungen um einen großen innern Lichthof enthält. Der Austausch von Boden- und Kunsterzeugnissen zwischen entfernten Stämmen ist wegen der Landesunsicherheit sehr gering; dagegen ist der lokale Handel sehr entwickelt und wird durch Wochenmärkte wesentlich gefördert. Leider ziehen sich die unmenschlichen Sklavenjagden, die von Arabern und Indern unter Benutzung von Stammesfehden und Feind- schaften unter den Negern frech betrieben werden, auch bis ins obere Kongogebiet. Ganze Kulturgebiete sind dadurch iu Wüsteneien ver- wandelt. Wißmann entwirft eine ergreifende Schilderung von den Folgen solcher Unmenschlichkeiten. Er traf auf seiner ersten Reise im Herzen Afrikas, wenige Grade vom Äquator entfernt, eine Gegend von besonderer Schönheit und Frucht- barkeit an, mit Wäldern und Flüssen und großen, wohlbevölkerten Ortschaften. Die Einwohner waren ein ruhiges und friedliches Volk, das in schlichter Einfalt ein glückliches Dasein „führte. Seit vielen Menschenaltern hatten sie das Land inne, bebauten ihre Äcker und verstanden sich aus allerlei Gewerbe: Bereitung von Rindentuch und Töpferwaren, Eisenbearbeitung und Holzschnitzerei. Mit freundlichen Gesichtern liefen sie herbei, um dem weißen Mann zu Diensten zu sein. — Vier Jahre später kam der Forscher wieder in dieses Land und fand Wüsteneien, wo früher friedliches Leben geblüht hatte. „Als wir den Ortschaften näher kamen" berichtet er, „wunderten wir uns, daß niemand sich blicken ließ, uns zu bewillkommnen; kein froher Ruf ertönte. Wir betraten den tiefen Schatten der mächtigen Palmen; zur Rechten und Linken waren die Aushaue, wo unsere Freunde gewohnt hatten; hohes Gras hatte überwuchert, was uns früher das Herz erfreute. Die Ernten waren zerstört, alles in eine Wüste verwandelt. Todesstille herrschte; die hohen Palmen neigten ihre Häupter leise. Wir suchten vergeblick nach den friedlichen Hütten, den Heimstätten des Glücks. Ein verkohlter Pfahl hierund dort, ein paar Bananenbäume war alles, was noch davon zeugte, daß Menschen hier gewohnt hatten. Bleichende Schädel am Weg und an Stangen geklammerte Knochenhände sagten uns, was geschehen war, seit wir hier waren. . . . Man sagte mir, daß einige wenige Flüchtlinge nach dem W. entkamen, jedenfalls nur in geringer Anzahl im Verhältnis zu den Tausenden, ja fast Millionen, die bei meinem ersten Besuch das Land bewohnten." In den nördlichen Grenzgebieten des Kongostaates ist die Menschenfresserei noch immer stark verbreitet, wie ein vom eng- lischen Arzt Hinde 1897 herausgegebenes Buch über den kongostaatlichen Feldzng gegen die Araber bestätigt. „Der Kongostaat hebt einen Teil seiner Armee und die Besatzung seiner Schiffe aus dem Stamme der Vaugala aus; die Baugala sind außerordentlich bildungsfähig, ge- wandt, tapfer und dauernd, aber urwild und Kannibalen. Die belgischen Offiziere wissen davon ein Liedchen zu singen, was es heißt, die menschenfresserischen Soldaten der Kongoarmee in Zucht zu halten. Bei Strafexpeditionen, bei denen diesen farbigen Soldaten größere Freiheit gelassen wird, kommt ihre ganze Wildheit zum Ausbruch. Morden, Niederbrennen, Menschensleischgelage, das lieben die Bangala. Alle Bemühungen des Kongostaates, die Menschenfresserei bei den Bangala und anderen Stämmen einzudämmen, haben bisher keine großen Erfolge zu verzeichnen. Schon auf den Jagden zeigt sich die Grausamkeit der Bangala. Sie töten nicht das getroffene Tier,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer