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1. Die fremden Erdteile - S. 116

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 116 — stolzen Wasserfällen und zahlreichen Geysiren ein landschaftliches Bild eigene artiger wilder Schönheit darbietet. Von der Nord-Pacifikbahn führt eine Nebenlinie den Besucher bis auf 8 km Entfernung vom Nordrande des Parkes, von wo aus er zu Fuß, zu Pferde oder Wagen seinen Weg fortsetzen muß. Neuerdings hat eine Gesell- schaft die Beförderung von Touristen ° durch den Nationalpark unternommen. Von der Endbahnstation Cinnib ar wird man auf fechsfpännigen Mail-Coaches an den Eingang des Parkes gebracht °. eine wilde Fahrt über Sandhügel und Wassergräben, an rauchenden Rinnsalen und am wild dahinschießenden Aellow- stone-River entlang. Dann schwenken die Gespanne in einen weiten Thalkessel ein, in dessen Mitte der Holzbau des Mammoth Hot Springs-Hotels liegt, mit der anstoßenden Station der Park-Miliz, die das Nationalheiligtum zu hüten hat. Nach einem genau geregelten Plane werden die Reisenden nun in einer Reihe von Tagen nach den wichtigsten Sehenswürdigkeiten geführt. Doch herrscht in dem ganzen Unternehmen ein derartiges Ausbeutungssystem, daß die Zahl der Besucher gering ist. Erst wenn einmal eine Bahn in dieses Wunderland führt, wird dieses in verdientem Maße gewürdigt werden. Der Haupteingang von der Nordseite her bildet das Thal des Aellowstone-River, der als Hauptfluß den ganzen Park von S nach N. durchströmt. Die Haupt- sehenswürdigkeit dieses Flußgebietes ist der „große Canon," dessen Länge sich auf 50 km beläuft, also länger als der Riesengebirgskamm ist. Die steilen, kahlen Wände der Riesenschlucht senken sich 500 m abwärts. In grausiger Tiefe erblickt man den Aellowstone, der einen schmalen, hellgrünen Faden durch die schaurige, von giftigen Gasen überlagerte Tiefe zieht. — Die zweite Sehens- würdigkeit ist der Aellowstonefee. Er liegt iin Herzen des Parkes bei 2360 m Höhe, ist der größte unter allen Hochgebirgsseen Nordamerikas und wird an Höhenlage im Westkontinent nur vom Titicacasee übertroffen. Zahl- reiche kleinere Seen und Springquellen umsäumen seine Ufer, und von den dicht bewaldeten Bergen eilen zahlreiche Sturzbäche dem Seebecken zu. — Das dritte Wunder des Parkes ist geologischer Natur. An einer Felswand eines ö. Nebenthales vom Aellowstone <East Fork) erheben sich K50 m hoch in verschiedenen Stusen übereinander „etwa 20 versteinerte Wälder, und zwar die Baumstämme noch aufrecht, mit Wurzeln und Zweigen in den Felsen eingekettet. Die Holzstruktur ist in der Regel wohl erhalten, und nicht selten findet man im Innern von hohlen Coniferen oder Laubholzstämmen prächtige Drusen von Amethyst oder buntfarbigem Quarz " (Zittel). — Die letzte der großartigen Naturerscheinungen sind die großen Geysirbecken um den Feuerlochfluß, w. vom Mllowstonesee. Der „Riesen-" und der „Turm- geysir" werfen dicke, heiße Wassersäulen bis zu 100 und 150 rn Höhe empor. Im Schlammkrater des „Farbentopfs" brodelt beständig ein Brei feiner Schlammerde, deren eine Hälfte weiß, die andere rosenrot gefärbt erscheint. Aus den nischenartigen Spalten der „Grotte" steigen in mehrstündigen Zwischenräumen symmetrisch nach allen Richtungen heiße Wasserstrahlen empor. In manchen Geysiren beträgt die Temperatur 80—100° C. Zahlreiche Sol- fatare und Schlammvulkane vervollständigen das Eruptionsbild, daß bei seiner Großartigkeit, wunderbaren Farbenpracht und den vielgestaltigen Schwefel-, Kalk- und Kieselsinterablagerungen nirgends auf der Erde in gleicher Weise wieder auftritt. Zwischen dem Felsengebirge und dem Küstengebirgszuge dehnt sich ein 1200—1600 m hohes Hochlandsgebiet aus, das von den Flüssen in tiefen, schluchtenartigen Thalrinnen durchflössen wird. Der bedeutendste Fluß ist der Colorado mit seinen tiefen Canons (känjons) und Nadelfelsen. Er ergießt sich in den kalifornischen Golf. Der Hochlandsgürtel ist wasserarm bis wüstenartig und reich an Salz- seen. Das größte dieser Steppengewässer ist der große Salzsee. An seinem Südufer liegt die große Salzseestadt, der Hauptort der schwärmerischen Religionsgesellschaft der Mormonen, welche für die Kultur des Hochlandsgebiets von Utah (jnta) viel geleistet hat.
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