1898 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminaranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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wanderte von Mund zu Mund. Heldenmäßige Ergebung in Ungemach und
Schmerzen, stolze Selbstbeherrschung, Tapferkeit und Gastfreundschaft zeichneten
diese Naturkinder aus. *) — Als dann die „Bleichgesichter" mit ihren „großen
Kanoes" über den „großen Salzsee" kamen, schwand die Herrschaft der Rot-
häute immer mehr dahin. Trotz tapferer Gegenwehr wurden sie aus ihren
„Jagdgründen" immer weiter nach Westen gedrängt. Manitu, der große^Geist,
zürnt seinen roten Kindern. Durch Kriege, ansteckende Krankheiten, „Feuer-
wasfer" und Hunger ist ihre Zahl rasch zusammengeschmolzen. Ganze Stämme
gingen unter; andere zählen nur noch nach Hunderten. Man hat ihnen von
staatswegen das „Jndian Territory" (1816) und verschiedene kleinere „Reser-
vationen" zugewiesen, welche gesetzlich der weiße Mann nicht betreten darf.
Auch erhalten die einzelnen Stämme eine jährliche Rente an Geld, Lebens-
Mitteln und Kleidern. Unregelmäßige und unvollständige Lieferungen, Ver-
untreuungen und Gewaltthätigkeiten der Beamten führten indes wiederholentlich
blutige Aufstände herbei. „Der Weiße bricht dem Indianer die heiligsten
Verträge. Vertilgung des „roten Ungeziefers" ist die Losung." In menschen-
freundlicher Weise hat sich die Mission der Bedrängten angenommen.
Die Chinesen (107 000- Köpfe) kommen hauptsächlich in den pacifischen
Küstenstaaten vor; neuerdings sind sie indes auch in den Südstaaten und im
No. der Union aufgetaucht. Da die chinesischen Arbeiter sich mit äußerst
geringen Löhnen zufriedenstellen, dabei zu allerlei Arbeiten anstellig sind und
auch für Männer ungewöhnliche Beschäftigungen übernehmen (Wäscherei,
Kinderwartung zc.), so haben sie tausende von weißen Arbeitern verdrängt
und sich den Haß der Weißen zugezogen. Außerdem fügen sie sich nur äußer-
lich den Staatsgesetzen, stellen in ihren Genossenschaften eigene Gesetze auf
und bilden so einen Staat im Staate. Hat man doch sogar in San Francisco
eigene chinesische Kerker aufgefunden! Aus allen diesen Gründen sah sich in
neuester Zeit die Zentralregierung genötigt, in der „Chinesenfrage" mit Sonder-
gefetzen vorzugehen.
b) ■ Religionsverhältnisse und geistige Bildung.
Bezüglich der Religion herrscht in der Union vollständige Freiheit,
eine vollständige Trennung von Kirche und Staat. Es giebt daher
auch keine staatlichen Kirchenbehörden. Jede Konfession ordnet, regelt
und überwacht ihre kirchlichen Angelegenheiten selbständig. Im ganzen
genommen ist die Bevölkerung, insonderheit in den Nen-Englandstaaten
und in den n. Binnenstaaten, von tief religiösem Sinn durchdrungen,
hält streng den Sonntag, leistet ansehnliche Beiträge für Bau und
Unterhaltung der Gotteshäuser und für Besoldung der Geistlichen,
unterhält Reiseprediger, unterstützt Mäßigkeits- und Wohlthätigkeits-
vereine und Schulen. Das protestantische Bekenntnis mit seinen
zahllosen (gegen 100 ?) Sekten, darunter in erster Linie Methodisten
und Baptisten, ist bei weitem überwiegend. Die katholische Kirche
zählt (namentlich unter den Iren und Romanen) etwa 8 Mill. Anhänger.
Inden giebt es etwa 200 000. Die Chinesen sind Buddhisten, die
wilden Indianer noch vielfach Heiden. Eine ganz eigenartige, neue
Religionsgemeinschaft sind die Mormonen.
Die Mormonen oder „die Heiligen der letzten Tage" zählen 166000
Anhänger. Ihr Gründer, Joseph Smith, trat 1830 mit einem neuen
Religionsbuche: »The book of Mormon" (Das Buch des Mormon), in die
Öffentlichkeit. Er gab vor, der Engel des Herrn habe ihm die „heiligen
Messingplatten" gezeigt, die in der Erde in einer Kiste vergraben waren.
~iu einer Wunderbriue, die dabei lag, habe er die in koptischer Sprache ab-
gefaßte Inschrift entziffert. Nach dieser wären „die verlorenen Stämme Israels"
* Vgl. de Eooper'schen Erzählungen. — „Der Wilde" von Seume.