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1. Die fremden Erdteile - S. 134

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 134 — Die Indianer gehören in der Regel zur ärmeren Volksklasse. Die „Indios fideles", meist Nachkommen altindianischer Kulturvölker, sind Landarbeiter, Handwerker, Hirten, Träger, Dienstleute, Bergleute u a. m. und werden von den Kreolen und den Mestizen sehr gedrückt. — Zu den wilden Jndianerstämmen, „Indios bravos", der Anden ge- hören die jetzt einigermaßen unterworfenen, rittgewaudten Araucauos im s. Chile und die Puhnencheu iu den Araucarienwäldern der f. Cordilleren. — In Patagonien und zwar auf deu ö. Abhängen der Cordilleren und in der patagonischen Steppe die hochgewachsenen und jagdkundigen Patagouier (— Tatzenfüßler), und auf den Feuer- laudsiuseln das schwächliche, nur etwa uoch 1000 Köpfe starke Fischer- Volk der Pescherähs. Auch die südamerikanischen Hochebenen sind altindianische Kulturstätten. Namentlich auf den Hochflächen von Peru und Bolivia blühte bei der Entdeckung dieser Länder durch die Spanier ein ähnliches, vielleicht noch höher entwickeltes Kulturleben, wie in Mexico. Hier war das „Reich der Jneas" ( = Herren). Das sehr genau geordnete Staatswesen der „Sonnensöhne" steht in seiner Art einzig in der Geschichte da. Alles Land war Staatseigentum und zerfiel der Nutznießung nach in drei Teile: Sonnenlaud, von dessen Erträgen die prächtigen Sonnentempel unterhalten und die Priester besoldet wurden; Jncaland, für den Hofstaat des Kaisers (Kaziken) und den Unterhalt der Regierungsbeamten, und Volksland, das in so viel Ackerlose geteilt war, als Familien vorhanden waren. Müßiggang wurde schwer bestraft. Handwerker, Bergleute, Metallschmelzer arbeiteten für den Staat, waren also gewissermaßen Beamte. Es gab Gelehrte, Dichter, Musiker, und Schauspieler, ain meisten indes Ackerbauer. Aus den Hochflächen baute man Mais und Kartoffeln, in den heißen Niederungen Baumwolle, Bananen und Manioc. Als Haustier war das Lama sehr geschätzt. Eiserne Geräte und Waffen kannten die Jncavölker nicht. Die Bevölkerung wohnte in Städten und Dörfern, hatte feste Plätze, Bergwerke, Kunststraßen, Brückenbauten und großartige Wasserleitungen zur künstlichen Bewässerung des Erdreichs. Die Gemeinsamkeit alles Eigentums erleichterte die Herstellung solcher großen Staatsarbeiten. Unter dem Bilde der Sonne verehrte man einen unsichtbaren Schöpfer der Welt. Menschenopfer erforderte der Sonnendienst nicht. Die Leichen der Verstorbenen wurden mumifiziert. Die „peruanischen Mumien" (hockende Stellung) sind seltener und wertvoller, als ägyptische. „Als die heilige Wiege des Reiches galt die Plateaustadt Cuzco (= Nabel), mit engen Gassen, weiten Festplätzen, einem fabelhaft reichen Sonnentempel und einer Bergfeste, welche in ihrer Großartigkeit die Bewunderung der Spanier erregte. Die Mauern enthielten wahre Eyklopensteine, einzelne 10 X 5 X 2 m, gebrochen und behauen ohne Eisen, aus 20—70 km entfernten Brüchen geholt mit Hilfe der Lamas. Fünfzehn Jahre lang sollen 20 000 Mann an der Riesenseste gearbeitet haben; aber den Spaniern erschien sie als das Werk des Teufels. Unfern der Hauptstadt war das peruanische Versailles, Uucay, der Lieblingssitz des Hofes, in köstlich grünem Thal, vor rauhen Winden geschützt, von Brunnen und Bächen belebt, deren kristallklares Wasser durch unterirdische Silberkanäle rann und goldene Badewannen füllte, in herrlich duftenden Gärten, wo zwischen den Gewächsen des warmen und gemäßigten Klimas auch künstliche prangten, z. B. Maisstöcke aus purem, massivem Golde." (Egli). Die spanische Herrschaft über „Kreolien" dauerte drei Jahrhunderte. Alljährlich ging der Überschuß der Einkünfte in großen Mengen von Edelmetall mit der „Silberslotte" nach Spanien ab. Amerika war nur für Spanien da! Von 1810—1825 erfochten die Kolonialländer unter Bolivars Führung ihre Unabhängigkeit. Aber weder die spanische Herrschaft noch die Befreiung von derselben hat den Ländern Segen
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