1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Landschaft Palästinas bildet, das weidereiche Bergland vou
S a m a r i a (Ebal und Garizim) und die kahlen, öden und felsigen
Hochflächen von Juda.
Das Gbor (= Ebene) erstreckt sich von Cölesyrien aus nach
S., folgt zuuächst dem Laufe des Jordan und vertieft sich vom
Meromsee ab zu einer bedeutenden Erdsenke. Bereits der fischreiche
See Genezareth weist eine Senkung von — 208 m ans. Diese
setzt sich im Jordantal weiter f. fort. Die Talspalte ist von kahlen,
harten Steilabschüssen und bröckelnden Kreidelagern eingerahmt. Der
vielgewundene, schnellfließende Jordan zieht mit den Akazien-, Tamarisken-
und Oleandergebüschen, Lorbeer, Weiden- und Schilfbüscheu an den
Ufern eiu grünes Band dnrch die braune, dürre Talebene. Die Hitze
ist zu Zeiten im Tal glühend. Still und stumm liegt die Wüste
da. Nur hin und wieder beleben ein paar Araberzelte oder ein Reiter-
trnpp räuberischer Veduiueu die Einöde. — Breit und flach tritt der
Jordan ius tote Meer, welches mit einer Tieflage von — 394 in
das tiefste Senknngsgebiet (Depression) des Erdbodens bildet.
Das tote Meer, mehr als doppelt so groß als der Bodensee, stellt ein
großes Einsturzseebecken dar, welches im größern n. Teil bis 350 in, im seichten
s. Teil nur 372 m Tiefe aufweist. Das Wasser ist derart bittersalzig, (23—27°/0),
daß weder Fisch, noch Muschel oder Koralle darin leben kann. Es ist 1,25 mal
so schwer als gewöhnliches Wasser, so daß der Körper des Menschen darin nicht
untersinkt. Baumstämme, welche der Jordan hineinsplllt, überziehen sich mit
einer Salzkruste. Nach starkem Wellenschlage lagern an den Ufern Salzstücke
und Asphaltschollen. Letztere werden von den Beduinen getrocknet, gespalten
und nach der Küste verkauft. Die traurige Umgebung des Sees macht im
Frühling, wenn sich die Felsengehänge mit erfrischendem Grün bedecken und
die tiefblaue Seefläche einrahmen, auf den Wanderer durchaus keinen ab-
stoßenden Eindruck. — S. vom toten Meer hebt sich das Ghor wieder bis über
den Meeresspiegel und bildet ein Wüstental, das bis zum Meerbusen von
Akabah streicht.
Über die Entstehung des toten Meeres giebt die Geologie nach Dr. Max
Blankenhorn folgende Aufklärung: Am Schlüsse der Tertiärperiode zerriß
das ganze syrische Land vom äußersten Süden bis nach Norden durch Bildung
von Spalten, worauf die Entstehung der grabenartigen Einsenkung des Jordan-
tales zurückzuführen ist. Doch hat dasselbe niemals eine offene Verbindung
gegen Süden mit dem roten Meere gehabt. Der ungleichmäßige Einbruch gab
die ersten Bedingungen zur Bildung eines Binnensees, in dem die Gewässer
der Umgegend ihr natürliches Sammelbecken hatten. Wahrscheinlich hatte dieser
See ein höheres Niveau und eine weitere Ausdehnung nach Norden. Das
spätere trockene Klima und erneute Einstürze, wahrscheinlich in der ersten
Jnterglazialzeit, verminderten den Umfang des Sees und steigerten seinen Salz-
gehalt, zumal in seiner Umgebung Steinsalzlager vorhanden waren. Infolge
Verwitterung bilden sich nicht selten isolierte Steinsalzsäulen. Nach der mittel-
europäischen zweiten Eiszeit erhielt der nördliche größere Teil des toten Meeres
durch weitern Einsturz seine jetzige Tiefe. Die Schicht der Niederterrasse zeichnet
sich durch das unregelmäßige Vorkommen von Schwefel und Asphalt aus. Der
südliche, seichte Teil des Sees war in der nun folgenden Postglazial-Epoche,
in welcher die historische Zeit beginnt, ein fruchtbares Uferland, das Ende des
Tals Siddim. Der in der Genesis gemeldete Untergang der 'ältesten
menschlichen Kultur im Jordantale ist auf ein mit Erdbeben verbundenes
Einsinken längs einer oder mehrerer Spalten zurückzuführen, wodurch die Städte
zerstört und umgekehrt wurden, so daß nun das Salzmeer davon Besitz nehmen
konnte. Von einer vulkanischen Eruption kann nach der ganzen Natur des
toten Meeres keine Rede sein. Bei solchen tektonischen Erdbeben traten die in der