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1. Die fremden Erdteile - S. 36

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 36 — Ursprünglich ein durch starke Faltungen gebildetes Gebirgsland, sind die Talgebiete nach und uach durch Schutt-, Sand- und Staubablageruugeu ausgefüllt, wodurch das Gebirgsgebiet zu Ebenen umgestaltet wurde, über welche die Gebirgsketten 1000, seltener 2000—4000 m Büch emporragen. Das hochgelegene Westtibet ist ein abflußloses Gebiet über der Grenze des Baumwuchses mit nur spärlicher Vegetation, voller Steppen, Sümpfe, Salzseen und Kieswüsten. Osttibet ist vorwiegend Gebirgsland und die Geburtsstätte der großen chinesischen und hiuterindischen Ströme. Das Klima ist wegen der hohen Lage und Abgeschlossenheit des Landes rauh und trocken und zeigt scharfen Gegensatz der Jahreszeiten. Der kulturfähige Boden beschränkt sich auf die Täler der großen Flüsse im O. und So., wo die Ertragsfähigkeit durch Kanalanlagen noch gesteigert wird. Dagegen ist das Tierleben des Hochlandes reich und mannigfaltig. Auf den Steppengebieten und weidereichen Gebirgs- abhängen weiden große Scharen wilder Esel, Antilopen, rehgroßer Moschustiere und Jaks. Der Jak oder Gruuzochse kommt auch gezähmt als Haustier vor.*) Die verdünnte Lnft, die Sandwirbelstürme im Sommer und die erstarrenden Schneestürme des Winters sind Feinde der menschlichen Ansiedelung. Die Bewohner Tibets sind Mongolen und gehören größten- teils zum Stamme der Bhota, In den Steppen des N. und W. sind sie Nomaden, im S. und O. des Hochlandes seßhaft. Sie treiben hier Ackerbau und Viehzucht, fertigen große Wollgewebe und Filze, sowie Metallgeräte für den Hausbedarf. Tibet ist der Hanpsitz des u. Buddhismus. Das geistliche und zugleich weltliche (aber von China abhängige) Oberhaupt ist der Dalai Lama, welcher iu einem Prachtpalast bei der Kloster- und Wallfahrtsstadt Lhasa (= Götter- land) residiert. In den (etwa 3000) Klöstern, die in abgeschlossenen Wüstenstrecken und unzugänglichen Gebirgstälern erbaut find, leben zahlreiche Möuche iu stiller Abgeschiedenheit. Gewöhnlich tritt aus jeder Familie eiu Sohn in den Priesterstand. „Der Gottesdienst betäubt durch Gepränge, Musik und Weihrauch, hat Prozessioueu und Wall- fahrten, Schutzheilige, Weihwasser, Beichte und Rosenkranz" und ist in hohlem Formelwesen erstarrt. l>) Die Randgebirge Tibets treten scharf im S., W. und N. hervor. Zu dem Zuge des Himalaja gesellt sich in Westtibet die mit ihm parallel laufende Karakoruillkette (600 km lang) mit einer Kammhöhe über 7000 m und dem zweithöchsten Berge der Erde, deni über 8600 m hohen Dapsang.**) Der Karakorum ist nach dem gleichnamigen, 5655 m hohen Paß benannt und besteht aus einem System vieler paralleler Gebirgsfalten, deren Täler im ö. Teil (ähnlich *) Der seidenhaarige, silberweiße Schweif des L)ak liefert den „Roßschweif," der bei den alttürkischen Heeren als Feldzeichen diente, jetzt im Handel mit Indien als Fliegenwedel für Fürsten eine Rolle spielt. **) Neuerdings ist man in Fachkreisen geneigt, diese Benennung aus- zugeben. Doch ist eine andere allgemein anerkannte noch nicht vorhanden. Die Engländer nennen den Berg Godwin Austen.
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