Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die fremden Erdteile - S. 83

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 83 — Provinzen des preußischen Staates. Oasen (b. h. Rast- oder Wohnorte, weil hier menschliche Besiedelnng möglich ist und Reisende hier Rast halten können) haben sich an solchen in der Regel tief- liegenden Stellen der Wüste gebildet, wo Quellen zu Tage treten. Hier entwickelt sich eine reiche Pflanzenwelt, und hier hat namentlich die Dattelpalme ihre rechte Heimat. Ihre Früchte bilden das wichtigste Nahrungsmittel und einen bedeutenden Ausfuhrartikel. Siwah allein bringt jährlich etwa 30 000 Ztr. Datteln in den Handel. Außerdem baut man Getreide, Südfrüchte und Wein an. Die Tierwelt der Wüste ist nach den übereinstimmenden Be- richten der Forscher noch kümmerlicher als die Pflanzenwelt. Der Löwe der Berberei tritt in den n. Randgebieten, der Panther im n. Fessan, die Hyäne in der Wüste selbst auf. Ju den Wadis ziehen Antilopenherden bergabwärts; Wüstenhasen suchen nach Nahruug, und der Schakal schleicht nach Bente. Das Mühnenschaf, der Klippdachs und der Felsenpavian beleben die Gebirgsgehänge des zentralen Berg- gebiets. Deu s. Teil der Sahara durchstreift der Strauß. Aasgeier, Wüstenraben und Felsentanben sind weitere Vertreter der Vogelwelt. Häusig kommen auch Vipern und Skorpione vor. — Das wichtigste Haustier ist das Kamel. Doch werden auch Esel, Schafe, Ziegeu und in geringer Anzahl Pferde gezüchtet. Ein wichtiges Mineral, das beim Handel eine große Rolle fpielt und ziemlich hänsig in der Sahara vorkommt, ist das Salz. 2. Die Bewohner. Die Bevölkerung besteht im W. und am Nordrande der Sahara aus Arabern (Beduinen), in der mittleren Sahara aus deu duukelfaibigen Berberstämmen der Tnareg und dem berberisch-nigritischen Mischvolk der Tibbn. Alle diese Wüstenbewohner sind kühne Reitervölker und Kamelhirten, welche die Karawanen entweder als Führer begleiten oder sie berauben. Die Religion dieser Wüsteuvölker ist der Islam. Doch richten sich die Tuareg und die Tibbu uur so weit nach den Vorschriften des Koran, als sich dies mit ihren Lebensgewohnheiten verträgt. Priester und Moscheen fehlen fast ganz, und nach Mekka pilgern nur sehr wenige Gläubige. Die Tuareg bewohnen das zentrale Bergland westlich der Karawanen- straße Tripolis-Kuka und die angrenzenden Ebenen bis weit nach W. hin. ini ganzen ein Gebiet von der fünffachen Größe des Deutschen Reichs. Sie sind dunkelfarbiger als die Berberstämme des Nordens, haben in ihrem Wesen etwas Ritterliches und gliedern sich in Edle, Hörige und Sklaven. Letztere bestehen meistens aus Negern. Nur die Edlen haben politische Rechte; sie betrachten jede Handarbeit als entwürdigend, widmen sich dem Schutz und der Führerschaft der Handelskarawanen und fechten gegen Mauren und Tibbu blutige Kämpfe aus, wobei die Hörigen zur Gefolgsmannschaft gezwungen sind. Der Edle ist Herr über Hab und Gut der Hörigen. Doch liegt es in seinem Interesse, daß dieselben an Herden, Sklaven, Getreide und sonstigem Vermögen sehr reich sind, damit er außer der gewöhnlichen Abgabe im Notfall an der Habe des Hörigen einen Rückhalt hat. Er brandschatzt seine Hörigen daher auch nie über Gebühr. Diese weiden die Herden, bauen den Acker, führen also mehr ein seßhaftes Leben.^ Der Edle kann sie vererben und verschenken, nie aber verkaufen. — Dte Tuaregsrau ist im Vergleich zu der untergeordneten 5koile, die das Weib bei den Arabern spielt, eine Herrscherin. Ihr Einfluß ist 6*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer