1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Tier- und Pflanzenwelt sind in dieser Einöde spärlich
vertreten. Der knrze Sommer eutlockt dein Bodeu des Küstengebiets
eine grüne Pflanzendecke: Gras, Blumenschmuck, Flechten und Moose,
niederes Gesträuch, Rausch- und Moosbeeren. Die schwarze Rauschbeere
und die rote Moosbeere siud wertvoll als Beikost zu dein täglichen
Seehundsfleisch. Das Löffelkraut dient frisch als Salat, wird ge-
sammelt und zu wohlschmeckenden Kohlsuppen verwertet und ist zugleich
das beste Arzneimittel gegen den Skorbut. Die Riesen des grön-
ländischen Optik (= Wald) sind Weide und Birke, welche singerdick
werden, sehr ästig und verkrümmt am Boden hinkriechen und, sich
gegenseitig stützend, mannshoch werden können, so daß sich hier das
zwerghafte wilde Renntier verbergen kann. Polarfüchse, weiße Hasen,
Eidergänse und Schneehühner beleben noch diese Wildnis. Der Schrecken
der schwächern Geschöpfe ist der Eisbär.
An Mineralien hat man Silbererze und das zur Aluminium-
fabrikatiou wertvolle Kryolith gefunden. In den Kohlenlagern fiudeu
sich ellendicke Baumstämme, ein Beweis, daß Grönland auch einst eine
üppige Vegetation aufzuweisen hatte.
2. Die Bewohner. In den Niederlassungen der Dänen und
Herruhuter leben 200 Europäer. Die übrige Bevölkerung, gegen
11000 Köpfe, besteht aus den Junuit oder Eskimos. Die
Eskimos siud das bekannteste der nordamerikanischen Polarvölker
und bewohnen die Küsten und Inseln des n. Polarmeers von Grön-
land bis zum Beringsmeer.
Sie gehören zu den kleinsten Bewohnern der Erde und erscheinen in ihren
körperlichen Merkmalen als Überg.ingsstämme von den mongolischen zu den
amerikanischen Völkern. Als echtes Polarvolk haben sie sich in Wohnung,
Kleidung und Lebensweise dem polaren Klima vorzüglich angepaßt. Im
Sommer wohnen sie in Zelten mit Felldach; die Winterwohnungen sind back-
ofenartig in die Erde gegraben und oben durch dicke Schneewände vor der
grimmen Winterkälte geschützt, Bei manchen Stämmen — namentlich in Grön-
land — bestehen die Wände aus dicken Steinmauern, die Balken aus Treib-
holz und die Dachlage .ms Fellen, Moos und Erde. Die zahlreichen Seehunde
des Polarmeeres gewähren den Eskimos alles, was sie zu ihrem Lebensunter-
halte gebrauchen. Ihr Fleisch und Tran dienen zur Nahrung; mit de» Fellen
kleiden sie sich, bereiten daraus ihre Lagerstätte, decken damit ihre Wohnungen
und überziehen damit ihre Kähne. Speck und Tran schassen ihnen Licht und
Wärme in den kalten Wintertagen. Die Knochen liefern mancherlei Werkzeuge.
Bei der Jagd auf Seehunde benutzen sie leichte, lange Einmanns-Böte (Kajaks)
aus eineni Holz- oder Fischbeingestell, mit Seehundsfell überzogen. Im Winter
ist der Hundeschlitten das allgemein gebrauchte Fahrzeug. Selbst den König
der Eiszone, den gesürchteten Eisbär, wissen die Eskimos mit Mut und Geschick
zu erlegen.
3. Staatliche Verhältnisse. Grönland steht unter dänischer
Herrschaft. Doch macht das Gebiet der Niederlassungen nur 88 100 qkm
aus. Haudel mit Wallfischspeck, Fischbein, Eiderdaunen und Pelzwerk.
— Dänen und Herruhuter sammelten die Eskimos in festen Wohn
Plätzen. Hauptort G o d th a a b (—gute Hoffnung). Zu den Missions-
Plätzen der Herruhuter Brüdergemeinden gehören Neu-Herruhut,
Lichtenau und Friedrichsthal.