1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Thunersee, sammelt aus zahlreichen Gebirgstälern die Wasser der
Bergbäche des Alpen- und Juragebiets und nimmt den Abfluß der
drei untereinander verbundenen Juraseen (Neuenbnrger, Murtener- und
Bielersee) auf. In ihrer untern Laufstrecke vereinigt sie sich mit Renß
und Limmat und mündet in den Rhein. — Die Limmat entspringt
als Linth auf der Tödigruppe und durchfließt deu Walensee und
den anmutigen Zürichersee. — Die Renß bildet in ihrem Oberlaufe
vom St. Gotthard bis zum vielzackigen Vierwaldstätter See ein wild-
schönes Alpenquertal. Bekannte Partien desselben sind die Schrecken-
straße, die nene Teufelsbrücke, das Urner Loch und das Userental^)
Der Vierwaldstätter See (114 qkrn) liegt so recht im Mittel-
punkt der Schweiz, eingeengt zwischen hohe Felsen und wildromantische
Ufer, und fällt durch seine vielgliederige, buchtenreiche Gestalt auf.
Währeud die auderu Seen der Schweiz oval gernndet erscheinen, schickt
dieses Seebecken kräftige Wasserarme nach allen Seiten hin ins Land.
Jede Schisfswenduug bringt ein neues Wandelbild vors Auge, und
hinter jeder Ecke der scharfbegreuzteu Ufer, deren Höhen mit Föhren
gekrönt sind oder zu uackteu Felsen bis zu 2 600 rn Höhe emporsteigen,
birgt sich eine neue, willkommene Überraschung. Zu deu Bergen in
der Nähe des Sees gehören Rigi und Pilatus. Die Umgebung des
Sees ist „die Urschweiz" und der Schauplatz der Tellsage.^) Seiner-
ganzen Länge uach (42 km) wird der See vou der Reuß durchflössen,
an deren Austritt die Stadt Luzeru liegt.
Die Rhone (le Rhone) kommt von dem großen Rhonegletscher
auf der Westseite des St. Gotthard und durchfließt zunächst in sw.
Richtung bis Martiguy das Walliser Längstal, das dnrch ein mildes
Klima ausgezeichnet ist und sogar Wein und Südfrüchte zeitigt. Bon
Martigny ab wendet sich der Fluß in scharfer Biegung nach Nw.
und bildet bis zum Geufersee ein Quertal.
Der Genfer See (580 qkm), der größte aller Alpeuseeu, lagert
sich halbmondförmig zwischen Jurahöhen und Alpenrand. Er zeigl
viel mehr als der Bodensee den Charakter eines Alpensees, da im S.
die Savoyer Alpen unmittelbar zum Ufer abfallen, im N. der Jura,
im O. die Berner Alpen sich herandrängen. Seine Nordfeite ist von zahl-
reichen Städten, herrlichen Schlössern und Villen umkränzt und gewährt
einen herrlichen Ausblick aus die gegenüberliegenden Savoyer Alpen.
Der Gegensatz zwischen dem lieblichen dichtbevölkerten Nordufer und
dem s. schwach bevölkerten Alpenufer wird noch durch den Unterschied der
Bevölkerung hinsichtlich der Staatszugehörigkeit und Konfession ver-
schärft. Arn Austritt der Rhone ans dem See die reiche Stadt Genf.
c) Das Klima weist infolge der bedeutenden Höhenunterschiede
sehr große Gegensätze auf. Von Isothermen kann eigentlich nicht gut
die Rede sein, da Polarklima und die milde, sonnige Lnft der Täler oft
in unmittelbarer Nähe anzutreffen sind. Alls der Hochebene ist es im
*) Vergl. Schillers „Berglied."
**) Bergl. die Schilderungen des Sees — im Sturm, im Sonnenschein,
zur Nachtzeit — in Schillers „Wilhelm Tell."