1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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A. Königreich Spanien.
(497 000 qkm, 173/4 Mill, E., 35,7 auf 1 (ikm).
Landeskunde.
1. Die Pyrenäen. *) Der Hochgebirgszug der Pyrenäen, so
lang wie die Strecke Verlin — Frankfurt a. M., erstreckt sich vom
Golf du Liou bis zum Meerbusen von Biskaya. Er besteht aus zwei
Hauptgebirgszügeu, der u. Kette der Ost Pyrenäen und der s. Kette
der Westpyreuäeu Beide laufen im mittleren Teil des ganzen
Pyrenüenznges 75 km lang nebeneinander her, sind im €>. durch
einen Querriegel miteinander verbunden und umschließeu das obere
Tal der Garönne, das einzige größere Lüngstal des ganzen
Gebirgszuges. Hier in dem mittleren Teile des Zuges ist das Hoch-
gebirge am höchsten und wildesten. Hohe, wildzerklüftete Grauitmassen,
wundersam geformte Kegelberge mit senkrechten Gehängen, wildschäumeude
Wasserfälle, heiße Quellen in den engen Tälern, an der Nordseite
Schneefelder und Gletscher, an der Südseite nackte Felswände — das
sind die wesentlichen Merkmale der Zentralpyrenäen. Hier weist das
Gebirge auch die höchsten Erhebungen auf, zu denen der Mout Perdu
(mong perdu) 3 350 m und der zerklüftete Felsengebirgsstock der
Maladetta (die Verfluchte) mit dem 3 400 in hohen Pic d'aneto
gehören. Beide liegen auf spanischem Gebiet, während zu deu Bergen
der französischen Pyrenäen der Pic dn Midi d'ossau (2885 in)
gehört. In einer Höhe von 2 800 m w. vom Munt Perdu führt
der zerklüftete Paß der Rolaudbresche durch die Zentralpyrenäen.
Ost- und Westflügel der Pyrenäen haben nnr M^elgebirgshöhe, aber
wie der ganze Zng bedeutende Kamm- und Paßhöhe. Der Abfall des
Gebirges gegen N. ist tiefer, aber allmählicher, wasserreicher und
landschaftlich schöner als der gegen S., wo das Gebirge in steilen
Stufen zu den aragonischen Berglandschaften übergeht.
^ Die Pyrenäen sind ein Faltengebirge vom Typus des Schweizer Jura.
Sie haben zwar eine bedeutendere Kammhöhe, aber eine geringere Gipfelhöhe
als die Alpen. Im Gegensatz zu diesen sind sie sehr unwegsam, so daß
ihr wilder Aufbau nur seitliche Straßenzüge zuläßt. Die wichtigsten Paßüber-
gänge sind bei Jrün im W. und bei Gerona (chherona) im £>., beide durch
Eisenbahnlinien'erschlossen. Ein bekannter Übergang über die Westpyrenäen ist der
Paß von Roneesvalles. Die hohe Pyrenäenmauer war bei ihrer Un-
wegsamkeit von jeher eine wirksame Pölkerscheide.
Die Schneefelder und Gletscher, im wesentlichen nur auf der Nordseite
vertreten, kommen an Größe denen der Alpen bei weitem nicht gleich. Den
Pyrenäen fehlt auch die sonstige Wasserfülle der Alpen, der Reichtum an Alpenseen
und weidereichen Almen, an nutzbaren Mineralien und fruchtbaren Tälern. Bei
den Pyrenäen finden sich wie bei den Alpen die eigentümlichen Circustäler,
welche bis S/4 eines Kreises beschreiben und nur an einer Seite einem Fluß einen
Ausweg lassen. Bei ihrem treppenartigen Zurückspringen nach oben sind sie
riesigen Amphitheatern vergleichbar.
2. Das aragonische Becken. S. von den Pyrenäenlandschaften,
ringsum von Gebirgen eingeschlossen, liegt das muldenförmige Becken von
") Vom keltischen Bvrin nere, d. h. dunkles Steilgebirge. (0. Hellwald).
Tromnau, Lehrbuch der Schulgeographie Ii.** 4