1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Auf Deutschlands ärmeren Sandböden, besonders auf den zahlreichen
diluvialen Plateaus Norddeutschlands, wo der Grundwasserspiegel zurücktritt,
kommt die Heide zur Entwicklung, eine einförmige, aber stimmungsreiche
Landschaft. „Das tiefe Braunrot dieser deutschen Vertreterin der Steppe breitet
einen Purpurschimmer über den ärmsten Boden; und in dessen welligen Weiten,
dem hohen Himmel, der tiefen Stille webt eine Poesie, die Stifter und Storm
verherrlicht haben." (R.itzel). Vielfach ist die Heide durch Kiefernwaldungen
aufgeforstet worden, wodurch an verschiedenen Stellen unsers Vaterlandes den
schädlichen Flugsandbildungen Einhalt geboten worden ist.
Im nordwestlichen Deutschland, in den alten Urstromrinnen des nordöst-
lichen Tieflandes, an vielen Stellen der oberdeutschen Hochebene treffen wir
ausgedehnte Moorflächen an. Sie nehmen ungefähr 1/2b der deutschen
Gesamtfläche ein. Das größte Moor ist das Bourtanger, das hart an der
holländischen Grenze gelegen, eine Größe von 220 qkm besitzt. Vielfach hat
man versucht, den Moorboden kultursähig zu machen. Kanalisationen, Aus-
brennen und andere Austrocknungsmethoden, Verbesserung des Bodens durch
Hinzufügen anderer Bodenarten, besonders des Sandes haben verschiedenfach
das kulturfähige Land auf Kosten alter Moorflächen erweitert.
Vii!. Deutschlands Tierwelt.
Noch mehr als der Pflanzenwelt fehlt der Tierwelt Deutschlands
der speeifische Charakter. Und die leichtere Beweglichkeit im Tierreiche
erklärt, warum Deutschlands Fauna noch veränderlicher ist als seine
Vegetation. Mit dem Fortschreiten der Kultur ist der Wild st and
besonders verarmt. Bären und Wölfe sind vollständig ausgerottet,
wenn auch noch in strengen Wintern die letzteren von Rußland aus
über die Grenze kommen. Luchs, Auerochs und Steinbock sind voll-
ständig verschwunden, ebenso Adler und Lämmergeier. Doch wird dem
nutzbaren Wilde in neuerer Zeit durch strenge Handhabung von Jagd-
gesetzen eine hinreichende Schonung zu teil. Der früher so bedeutende
Fisch reich tum der Binnengewässer hat infolge der Verschlechterung
der Wafferverhältnisse durch die Industrie sehr verloren, sodaß zur
Besserung dieses Zustandes in einzelnen Gegenden besondere Maßregeln
notwendig sind. Bedeutend ist nur der Heringsfang an einzelnen
Küsten der Nord- und Ostsee. Auch Störe und Lachse kommen aus
dem Meere in die Flüsse und werden häufig gefangen. Vor den Küsten
tummelt sich der Seehund, schwirren Möven. An gefährlichen Reptilien
hat sich in einzelnen Gegenden nur die Kreuzotter erhalten Die Kultur
hat aber die deutsche Tierwelt auch um einzelne Varietäten bereichert.
Das bezieht sich hauptsächlich auf unsere Haustiere. So wie sie
heute sind, müssen wir sie als Einwanderer in die deutsche „Kultursteppe"
(Marshall) betrachten oder doch wenigstens als mit fremdem Blute ge-
mischt. Unabsichtlich hat der Mensch bei seinen Kulturbetätigungen
eine ganze Reihe von Tieren eingeführt: Hierher gehören körnerfressende
Frennde des Getreidebaus: Großtrappe, Lerche, Brachpieper, Haus-
sperling, Wachtel, wahrscheinlich auch das Rebhuhn. Weniger angenehm
sind folgende unabsichtlich eingeführte Tiere: Hausmaus, Ratte, Kaninchen,
sowie die durch den Weinbau eingeschleppte Reblaus und die allmählich
westwärts vordringeude Wanderheuschrecke.