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1. Das Deutsche Reich - S. 25

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 25 — Auf Deutschlands ärmeren Sandböden, besonders auf den zahlreichen diluvialen Plateaus Norddeutschlands, wo der Grundwasserspiegel zurücktritt, kommt die Heide zur Entwicklung, eine einförmige, aber stimmungsreiche Landschaft. „Das tiefe Braunrot dieser deutschen Vertreterin der Steppe breitet einen Purpurschimmer über den ärmsten Boden; und in dessen welligen Weiten, dem hohen Himmel, der tiefen Stille webt eine Poesie, die Stifter und Storm verherrlicht haben." (R.itzel). Vielfach ist die Heide durch Kiefernwaldungen aufgeforstet worden, wodurch an verschiedenen Stellen unsers Vaterlandes den schädlichen Flugsandbildungen Einhalt geboten worden ist. Im nordwestlichen Deutschland, in den alten Urstromrinnen des nordöst- lichen Tieflandes, an vielen Stellen der oberdeutschen Hochebene treffen wir ausgedehnte Moorflächen an. Sie nehmen ungefähr 1/2b der deutschen Gesamtfläche ein. Das größte Moor ist das Bourtanger, das hart an der holländischen Grenze gelegen, eine Größe von 220 qkm besitzt. Vielfach hat man versucht, den Moorboden kultursähig zu machen. Kanalisationen, Aus- brennen und andere Austrocknungsmethoden, Verbesserung des Bodens durch Hinzufügen anderer Bodenarten, besonders des Sandes haben verschiedenfach das kulturfähige Land auf Kosten alter Moorflächen erweitert. Vii!. Deutschlands Tierwelt. Noch mehr als der Pflanzenwelt fehlt der Tierwelt Deutschlands der speeifische Charakter. Und die leichtere Beweglichkeit im Tierreiche erklärt, warum Deutschlands Fauna noch veränderlicher ist als seine Vegetation. Mit dem Fortschreiten der Kultur ist der Wild st and besonders verarmt. Bären und Wölfe sind vollständig ausgerottet, wenn auch noch in strengen Wintern die letzteren von Rußland aus über die Grenze kommen. Luchs, Auerochs und Steinbock sind voll- ständig verschwunden, ebenso Adler und Lämmergeier. Doch wird dem nutzbaren Wilde in neuerer Zeit durch strenge Handhabung von Jagd- gesetzen eine hinreichende Schonung zu teil. Der früher so bedeutende Fisch reich tum der Binnengewässer hat infolge der Verschlechterung der Wafferverhältnisse durch die Industrie sehr verloren, sodaß zur Besserung dieses Zustandes in einzelnen Gegenden besondere Maßregeln notwendig sind. Bedeutend ist nur der Heringsfang an einzelnen Küsten der Nord- und Ostsee. Auch Störe und Lachse kommen aus dem Meere in die Flüsse und werden häufig gefangen. Vor den Küsten tummelt sich der Seehund, schwirren Möven. An gefährlichen Reptilien hat sich in einzelnen Gegenden nur die Kreuzotter erhalten Die Kultur hat aber die deutsche Tierwelt auch um einzelne Varietäten bereichert. Das bezieht sich hauptsächlich auf unsere Haustiere. So wie sie heute sind, müssen wir sie als Einwanderer in die deutsche „Kultursteppe" (Marshall) betrachten oder doch wenigstens als mit fremdem Blute ge- mischt. Unabsichtlich hat der Mensch bei seinen Kulturbetätigungen eine ganze Reihe von Tieren eingeführt: Hierher gehören körnerfressende Frennde des Getreidebaus: Großtrappe, Lerche, Brachpieper, Haus- sperling, Wachtel, wahrscheinlich auch das Rebhuhn. Weniger angenehm sind folgende unabsichtlich eingeführte Tiere: Hausmaus, Ratte, Kaninchen, sowie die durch den Weinbau eingeschleppte Reblaus und die allmählich westwärts vordringeude Wanderheuschrecke.
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