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1. Das Deutsche Reich - S. 53

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 53 — Dem Jura eigentümlich sind zahlreiche versteinerte Schnecken, Muscheln, Korallen, Schwämme und Belemniten*), sowie sein Höhlen- reichtnm. Man kennt mehr als 70 größere Höhlen und mehrere Hundert kleinerer Grotten. Gewöhnlich sind die Höhlen mit wundervollen Tropfsteinbildungen geschmückt. In manchen hat man große Mengen Knochen vom Höhlenbären, Renntier, Mammut, Nashorn, sowie Werk- zeuge und Waffen aus der Steinzeit gesunden. Die bekannteste der Höhlen ist die Nebelhöhle bei Pfullingen in der Nähe des Lichtenstein. Sie besteht aus eiuer oberu, schwer zugänglichen Abteilung und ans einer größern untern Höhle, die sich wieder in eine vordere und eine hintere teilt. Ju beideu Höhleu sind die schönsten Tropfsteingebilde, ferner stehende Gewässer, Gänge und Gewölbe. Die Bewohner des Juragebiets sind teils katholische, teils evan- gelische Schwaben. Die Bevölkerungsdichtigkeit ist sehr verschieden: am Nordrande 75—125 auf 1 qkm, in den rauhesten Hochflächen unter 50. Tie Hauptnahrungsquelle ist die Landwirtschaft. Einen eigenartigen Erwerbsartikel bildet der Schnecken Handel. Die Schnecken**) werden gesammelt, in besonderen Schneckengärten gemästet und im Herbste zur Versendung gebracht. Sie gehen in ungeheuren Mengen die Donan hinab und bilden eine beliebte Fastenspeise. Am Nord- rande des schwäbischen Jura finden sich Eisengruben undhütteu- betrieb, da das Gebirge hier Eisenerzlager aufweist. Ortskuude: Der schwäbische Jura zieht sich durch Baden, Hohenzollern, Württemberg bis nach Bayern hinein. Unter den durch- weg kleinen Städten gibt es manche von historischem Interesse. a) In Bayern: Nördlingen, alte, ehemalige freie Reichs- stadt, gewerbereich. (Niederlage der Schweden 1634). d) In Württemberg: Reutlingen, am Nordrande des Jura in fruchtbarer Gegend, gewerbereich. Ehemals berühmte freie Reichsstadt. (Schlacht bei Reutlingen, 1377). — In der Nähe die hoch- gelegene Burgruine Achalm. — Bei Pfullingen die Nebelhöhle und der Lichten st ein. — Rottweil am obern Neckar, ehemals freie Reichsstadt und Sitz des kaiserlichen Hofgerichts. c) Die Hohenzollernschen Lande (1150 qkm, 66 Tsd. E.) ziehen sich in Knieform langestreckt vom Neckartal quer über die rauhe Alb und das Donautal bis ius Gebiet der schwäbischen Hochebene hin. Das Ländchen hat Acker-, Wiesen- und Weideflächen von aus- reichendem Umfange, dazu 33°/0 Wald. Die Landwirtschaft zeigt vor- herrschend Betriebe von kleinem und mittlerem Umfange. Die Vieh- zucht überschreitet wesentlich den Reichsdurchschnitt. Die Industrie ist unbedeutend. Dieses Stammland der preußischen Könige bildet den Regieruugs- bezirk Sigmaringen, ist bezüglich der Provinzialverwaltnng der Rheinprovinz zugeteilt, hat aber einen eigenen Kommunallandtag und *) Tie sogenannten „Tonnerkeile", zugespitzte, fingerförmige Versteinerungen, stammen von ausgestorbenen, sepienartigen Tieren. **) In Frage kommt hier nur die große Weinbergschnecke, Helix pomatia L.
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