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1. Das Deutsche Reich - S. 58

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 58 — Tie Ebene ist ein gartengleicher Landstrich mit einem reich evtl falteten organischen Leben. Anßer den sonstigen deutschen Feldfriichten gedeihen Obst, Tabak, edle Kastanien und Walnußbäume. Der Wein- bau hat hier die stärkste Verbreitung überhaupt iu Deutschland. Die außerordentliche Begünstigung landwirtschaftlicher Beschäftigungen in der oberrheinischen Tiefebene führt neben der günstigen Beschaffenheit des Botens hauptsächlich auf die Eigenart der Temperaturverhältnisse und der damit ver- bundenen Dauer der Vegetationszeit zurück. Sehr zeitig, schon Mitte und Ende Mai, treten hohe Frühlingstemperaturen ein (18° ('. und mehr), die gerade für den Wein- und Obstbau wichtig sind. Schon Ende März, spätestens aber Mitte April stehen Kirschen, Pflaumen, Aprikosen und Mandeln in schönster Blüte' die Kirschen reifen Anfang Juni. Nirgends treffen in Deutschland die Zugvögel so früh ein als in diesem Landstriche. Die hohen Sommertemperaturen, die besonders im nördlichen Teil mit geringer Bewölkung parallelgehen, verstärken die Wärmewirkung; das späte Auftreten der Herbstfröste verlängert die Vege tationszeit, sodaß für einzelne Gewächse alljährlich mehrere Ernten abgehalten werden können. — Die Niederschlagsverteilung ist verschieden, der nördliche Teil ist trocken, der südliche dagegen besonders an der Luvseite des Schwarz- waldes regenreich. — In seiner Landschaft zeigt die oberrheinische Tiefebene so recht die Durchdringung von Natur und Kultur. Einen abwechslungsreichen Blick gewährt die Linienführung der mannigfaltig geformten Bergzüge an den Talrändern, die sich nach der Rheinebene hin öffnen. Ihr wohltuender Eindruck wird erhöht durch die bunten Farbenflecke kulturlicher Pflanzenformationen, die der Mensch in die Reliefformen des Bodens eingefügt hat. Solch einen prächtigen Anblick gewährt z. B. das üppige Tal von Baden-Baden mit seinen herrlichen Eichen-, Buchen- und lllmenbeständen, seinen dunklen Tannenwald- bergen, geivaltigen Felsenmassen und der schwermütig dreinschauenden Ruine des badischen Stammschlosses. Abwechslungsreich sind auch die Bilder in der Rheintalebene selbst, die vielfach noch den unermüdlichen Kampf des Menschen gegen trotzige Naturbedingungen in verschieden fortgeschrittenen Stadien erkennen lassen. Neben gartengleichen Gebieten stößt man hier und da auf fandige, zum -Teil mit Kiefern- und Fichtenwald bedeckte Striche von nicht geringer Aus dehnung, die den Landschaften Norddeutschlands gleichen. Gewöhnlich liegen diese in der Nähe des Rheins und sind vielfach durch die Natur des Stromes bedingt. So beginnt unterhalb Basel eine stäche Sanddüne, die sich bis Straß- burg fortsetzt. Am Rande des unteren Beckens, gegen Mannheim hin, häuft sich das Gerölle und der Sand so sehr, daß vielfach noch die ungebrochene Naturlandschaft hervortritt; weite, vom Wasser durchzogene Flächen bringen hier nur Röhricht und Kiefern hervor und erzeugen in unmittelbarster Nähe des Stromes eine öde Unfruchtbarkeit. Die fortschreitenden Korrektionsarbeiten des Rheins vermindern freilich diese Strecken immer mehr und mehr. 4. Tie Pewlihuer. Die Ebene gehört zu den gesegnetsten und bevölkertsten Strichen unsers Vaterlandes. Auf 1 qkm wohnen 150 bis 160 Leute. Im S. ist die Bevölkerung alamannischer, im N. rheinsränkischer Abstammung. (Die Alamannen wohilen im Elsaß, im s, Baden bis Rastatt, in der dentschen Schweiz und in Osttirvl.) Die rauhe alamannische Mundart ist uus durch Hebels Gedichte nahe gebracht worden. — Das Religionsbekenntnis der Bewohner ist im Reichslande von S. bis gegen Straßburg hin fast ausschließlich katholisch, iu den anderen Gebieten der Tiefebene in mannig- faltigstem Wechsel gemischt. Überwiegend katholisch ist es im Breisgau um Straßburg und Speyer, überwiegend evangelisch um Heidelberg und Worms, ausschließlich evangelisch um Darmstadt. Die wichtigsten Nahrungsquellen der Bewohner sind Land- Wirtschaft und Großindustrie; beide treten in ziemlich gleichem
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