1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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und an Gipfelhöhe nur vom Riesengebirge übertroffen. Das Gebirge
erstreckt sich in einer Länge von 165 km und einer mittleren Breite
von 40 km vom Rheinknie bei Basel bis zur Pforzheimer Pforte.
Das niedrige N eckar b e rg l an d (auch Kraichgau genannt) von hier bis zu den
Vorhöhen des Odenwaldes wird weder im Bolksmunde zum Schwarzwalde
gerechnet, noch kann es seinem geognostischen Bau nach zu diesem Gebirge
gezählt werden. Es bildet eine breite Einsattelung zwischen Schwarzwald und
Odenwald und war von jeher wichtig als Verkehrspforte nach dem Donauge-
biet. Nach O. zu geht der Schwarzwald in die Flächen des Jura und der
schwäbischen Hochebene über. In dieser Umgrenzung umfaßt das Gebirge eine
Fläche von 0000 qkm, also etwas mehr als das Großherzogtum Oldenburg.
Der breite südliche Teil des Gebirges, auch der obere Schwarz-
wald genannt, ist ein Massengebirge und weist die höchsten Erhebungen
auf, welche indes nur wie längliche Buckel oder rundliche Kuppen aus
den Hochflächen hervorragen. Der bedeutendste derselben ist der
Feldberg, gegen 1500 m hoch. Er lehnt sich an ein über 1000 m.
hohes, rauhes Plateau, ist von Hochseen umlagert und sendet vier Bergzüge
und sechs Täler aus. Aus dem sw. der Bergrücken erhebt sich der zweithöchste
Schwarzwaldberg, derbelchen (1415 m). — Der niedrigere untere Sch w arz -
wald breitet sich n. der Kinzig aus, ist plateauartig und besteht schon aus
buntem Sandstein. Das Urgestein verbrämt den Westrand des Gebirges bis
gegen Rastatt hin. Zu den Merkwürdigkeiten des untern Schwarzwaldes-
gehört der Kniebis paß (970 m) und der sagenreiche Mummelsee.
Die Bewässerung des Gebirges ist recht reichhaltig. Don an
und Neckar haben aus dem Schwarzwalde ihre Quellen. Kleine, reißende
Gebirgsflüsse, die aber zu manchen Zeiten gewaltige Wassermassen tal-
abwärts wälzen, eilen in tiefen Tälern dem Rheinstrome zu. Zu ihnen
gehören Elz mit Dreisam, Kinzig und Mnrg. Ihre Täler sind reich
an landschaftlichen Schönheiten. (Höllental im Quellgebiet der Dreisam.)
Auch die zahlreichen Seen und Teiche tragen zur reichlichen Be-
Wässerung bei.
Das landschaftliche Gepräge ist je nach der Höhenlage verschieden.
Die höchste Region bilden kahle Gipfel und Hochebenen, wo nur Hafer
und Kartoffeln kümmerlich fortkommen. Die Mittelregion schmückew
prächtige Tannenforste. Auf diesen Teil des Gebirges trifft des Dichters Word
zu: „Der Schwarzwald steht voll dunkler Tannen". Die duftenden Talwiesen
schmückt der üppigste Graswuchs; in den waldigen Talgründen treten Buche,
Birke, Esche ^und Ahorn auf. Die Vor berge am Rheintal endlich prangen
im reichsten Schmuck der Laubwälder, Obsthaine und Rebengärten. Hier gedeiht
der edle Markgräfler, reifen edle Kastanien und Wallnüsse.
Die Bewohner^) sind alamannischer Abstammung und
größtenteils kath o lis ch e Christen. Es sind arbeitsame, zufriedene und
fromme Leute. Bei genügsamem Leben erfreuen sie sich einer dauerhaften
Gesundheit und sind in ihrem Wesen naturwüchsig wie ihre Berge. „Grad'
aus!" ist die Losung dieser biedern, herzlichen Leute, die auch gegen den Fremden
voll liebenswürdiger Gemütlichkeit und Zutraulichkeit sind. Bei all ihrer reichen
Phantasie, welche die heimischen Berge, Felsen, Bäume, Büsche und Seen mit
Kobolden, Elsen, Nixen und Berggeistern bevölkert, und worin sich ein gut
^tück altgermanischen Götterglaubens erhalten hat, zeigen die „Wäldler" doch
auch praktischen Geschäftssinn und eine geschickte Hand. Ihr Leben ist mit
dem Walde eng verwachsen. Die Holzfäller schlagen die riefen-
Bergt, die Schilderungen in Auerbachs Dorfgeschichten und Spindlers
Erzählungen.