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1. Das Deutsche Reich - S. 63

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 63 — und an Gipfelhöhe nur vom Riesengebirge übertroffen. Das Gebirge erstreckt sich in einer Länge von 165 km und einer mittleren Breite von 40 km vom Rheinknie bei Basel bis zur Pforzheimer Pforte. Das niedrige N eckar b e rg l an d (auch Kraichgau genannt) von hier bis zu den Vorhöhen des Odenwaldes wird weder im Bolksmunde zum Schwarzwalde gerechnet, noch kann es seinem geognostischen Bau nach zu diesem Gebirge gezählt werden. Es bildet eine breite Einsattelung zwischen Schwarzwald und Odenwald und war von jeher wichtig als Verkehrspforte nach dem Donauge- biet. Nach O. zu geht der Schwarzwald in die Flächen des Jura und der schwäbischen Hochebene über. In dieser Umgrenzung umfaßt das Gebirge eine Fläche von 0000 qkm, also etwas mehr als das Großherzogtum Oldenburg. Der breite südliche Teil des Gebirges, auch der obere Schwarz- wald genannt, ist ein Massengebirge und weist die höchsten Erhebungen auf, welche indes nur wie längliche Buckel oder rundliche Kuppen aus den Hochflächen hervorragen. Der bedeutendste derselben ist der Feldberg, gegen 1500 m hoch. Er lehnt sich an ein über 1000 m. hohes, rauhes Plateau, ist von Hochseen umlagert und sendet vier Bergzüge und sechs Täler aus. Aus dem sw. der Bergrücken erhebt sich der zweithöchste Schwarzwaldberg, derbelchen (1415 m). — Der niedrigere untere Sch w arz - wald breitet sich n. der Kinzig aus, ist plateauartig und besteht schon aus buntem Sandstein. Das Urgestein verbrämt den Westrand des Gebirges bis gegen Rastatt hin. Zu den Merkwürdigkeiten des untern Schwarzwaldes- gehört der Kniebis paß (970 m) und der sagenreiche Mummelsee. Die Bewässerung des Gebirges ist recht reichhaltig. Don an und Neckar haben aus dem Schwarzwalde ihre Quellen. Kleine, reißende Gebirgsflüsse, die aber zu manchen Zeiten gewaltige Wassermassen tal- abwärts wälzen, eilen in tiefen Tälern dem Rheinstrome zu. Zu ihnen gehören Elz mit Dreisam, Kinzig und Mnrg. Ihre Täler sind reich an landschaftlichen Schönheiten. (Höllental im Quellgebiet der Dreisam.) Auch die zahlreichen Seen und Teiche tragen zur reichlichen Be- Wässerung bei. Das landschaftliche Gepräge ist je nach der Höhenlage verschieden. Die höchste Region bilden kahle Gipfel und Hochebenen, wo nur Hafer und Kartoffeln kümmerlich fortkommen. Die Mittelregion schmückew prächtige Tannenforste. Auf diesen Teil des Gebirges trifft des Dichters Word zu: „Der Schwarzwald steht voll dunkler Tannen". Die duftenden Talwiesen schmückt der üppigste Graswuchs; in den waldigen Talgründen treten Buche, Birke, Esche ^und Ahorn auf. Die Vor berge am Rheintal endlich prangen im reichsten Schmuck der Laubwälder, Obsthaine und Rebengärten. Hier gedeiht der edle Markgräfler, reifen edle Kastanien und Wallnüsse. Die Bewohner^) sind alamannischer Abstammung und größtenteils kath o lis ch e Christen. Es sind arbeitsame, zufriedene und fromme Leute. Bei genügsamem Leben erfreuen sie sich einer dauerhaften Gesundheit und sind in ihrem Wesen naturwüchsig wie ihre Berge. „Grad' aus!" ist die Losung dieser biedern, herzlichen Leute, die auch gegen den Fremden voll liebenswürdiger Gemütlichkeit und Zutraulichkeit sind. Bei all ihrer reichen Phantasie, welche die heimischen Berge, Felsen, Bäume, Büsche und Seen mit Kobolden, Elsen, Nixen und Berggeistern bevölkert, und worin sich ein gut ^tück altgermanischen Götterglaubens erhalten hat, zeigen die „Wäldler" doch auch praktischen Geschäftssinn und eine geschickte Hand. Ihr Leben ist mit dem Walde eng verwachsen. Die Holzfäller schlagen die riefen- Bergt, die Schilderungen in Auerbachs Dorfgeschichten und Spindlers Erzählungen.
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