1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Hauptsache nur zwei Jahreszeiten, einen über 7 Monate langen Winter
und einen kaum 5 Monate dauernden Sommer. Der Ackerbau ist im
Hoch- und Hinterspessart sehr unbedeutend und beschränkt sich aus
Sommerfrüchte und Kartoffeln. Dagegen ist das Gebirge reich an
herrlichen Waldungen mit prachtvollen Eichen- und Buchenbeständen
und kräftigen Fichten und Tannen. Darauf beruht eine verbreitete
Holzindustrie und ein lebhafter Handel mit Schiffsbauholz. Aus keinem
deutschen Waldgebiet werden so schöne Eichenstämme nach Holland ge-
führt („Holländer Holz") als aus dem Spessart. In den Wäldern
haust Rot- und Schwarzwild; im ö. Spessart ist auch nicht selten die
Wildkatze anzutreffen, ferner der Geier, Uhu und Auerhahn.
Die Bewohner sind rheinfränkischer Abstammung und größten-
teils arme Lente, die sich kümmerlich ernähren. Die Bevölkernngs-
dichtigkeit beträgt im Hoch- und Hinterspessart nur 25—40 Personen
auf 1 qkm. Menschliche Siedelungen sind daher nur spärlich anzn-
treffen. Die Häuser in den Dörfern sind ungesund, überfüllt und lehnen
sich mit der Hiuterwaud meist an feuchte Bergabhäuge. Die meisten
haben nicht einmal Schornsteine, sodaß der Ranch seinen Weg zum
Dach hinaus nehmen muß. So sind denn diese Dörfer nicht selten die
Herde mancherlei Krankheiten. Trotzdem erreichen viele arme Spessart-
teilte bei ihrem einfachen Naturleben ein hohes Alter.
tl) Der Wasgau (Wasgenwald*), gleichsam das Spiegelbild des
Schwarzwaldes, ist das bedeutendste der linksrheinischen Gebirge. Breit
und steil erhebt er sich aus dem niedrigen (350 m hohen) Bodengebiet
der bnrgundischen Pforte, welches den Wasgau vom Jura
scheidet und von jeher wichtig für den Verkehr gewesen ist. Der Rhein-
Rhone-Kanal und wichtige Bahuliuieu durchschueideu diese Boden-
senke und verbinden das obere Rheingebiet mit den benachbarten
französischen Landschaften. Wie der Schwarzwald senkt sich auch der
Wasgenwald steil gegen die rheinische Tiefebene hinab, wird im N.
niedriger und verflacht sich zu den w. gelegenen Stufenlandschaften von
Lothringen. Die Täler, mit welchen sich das Gebirge zur Rheinebene
öffnet, sind zwar kleiner und weniger schön, aber ebenso fruchtbar wie
die gegenüberliegenden Schwarzwaldtäler. Auch hier gedeihen edle
Kastanien, trefflicher Wein, viel Obst und Getreide. Im Innern ist
das Berglaud ein echtes Wald , Wild- und Wiesengebirge. Der ganze
Zug hat etwa eine Länge von 180—200 km und ist 35—45 km
breit. Er gliedert sich in einen hohen, einen mittleren und einen
niederen Wasgau.
Der hohe Wasgau reicht bis zur Markircher Senke, Schlettstadt
gegenüber, Seine höchsten Kuppen drängen sich gegen den Südrand des Ge-
birges zusammen. Die bedeutendsten derselben sind der Sulz er Belchen
(1420 m) und der Elsasser Belchen 1250 m). Die höchsten Teile des
Gebirges sind mit finstern Tannenwäldern bedeckt, und die obern Talanfänge
sind hie und da von kleinen, dunkeln Seen oder auch von Dorfmooren erfüllt.
*) Die alte deutsche Benennung Wasgenwald änderten die Römer in
Möns Vosegus, woraus die Franzosen les vosges, die Deutschen aus dem
unrichtigen Möns Vogesns das Wort Vogesen bildeten. Heute ist man fast
allgemein zur alten deutschen Bezeichnung zurückgekehrt.
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