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1. Das Deutsche Reich - S. 66

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 66 — Hauptsache nur zwei Jahreszeiten, einen über 7 Monate langen Winter und einen kaum 5 Monate dauernden Sommer. Der Ackerbau ist im Hoch- und Hinterspessart sehr unbedeutend und beschränkt sich aus Sommerfrüchte und Kartoffeln. Dagegen ist das Gebirge reich an herrlichen Waldungen mit prachtvollen Eichen- und Buchenbeständen und kräftigen Fichten und Tannen. Darauf beruht eine verbreitete Holzindustrie und ein lebhafter Handel mit Schiffsbauholz. Aus keinem deutschen Waldgebiet werden so schöne Eichenstämme nach Holland ge- führt („Holländer Holz") als aus dem Spessart. In den Wäldern haust Rot- und Schwarzwild; im ö. Spessart ist auch nicht selten die Wildkatze anzutreffen, ferner der Geier, Uhu und Auerhahn. Die Bewohner sind rheinfränkischer Abstammung und größten- teils arme Lente, die sich kümmerlich ernähren. Die Bevölkernngs- dichtigkeit beträgt im Hoch- und Hinterspessart nur 25—40 Personen auf 1 qkm. Menschliche Siedelungen sind daher nur spärlich anzn- treffen. Die Häuser in den Dörfern sind ungesund, überfüllt und lehnen sich mit der Hiuterwaud meist an feuchte Bergabhäuge. Die meisten haben nicht einmal Schornsteine, sodaß der Ranch seinen Weg zum Dach hinaus nehmen muß. So sind denn diese Dörfer nicht selten die Herde mancherlei Krankheiten. Trotzdem erreichen viele arme Spessart- teilte bei ihrem einfachen Naturleben ein hohes Alter. tl) Der Wasgau (Wasgenwald*), gleichsam das Spiegelbild des Schwarzwaldes, ist das bedeutendste der linksrheinischen Gebirge. Breit und steil erhebt er sich aus dem niedrigen (350 m hohen) Bodengebiet der bnrgundischen Pforte, welches den Wasgau vom Jura scheidet und von jeher wichtig für den Verkehr gewesen ist. Der Rhein- Rhone-Kanal und wichtige Bahuliuieu durchschueideu diese Boden- senke und verbinden das obere Rheingebiet mit den benachbarten französischen Landschaften. Wie der Schwarzwald senkt sich auch der Wasgenwald steil gegen die rheinische Tiefebene hinab, wird im N. niedriger und verflacht sich zu den w. gelegenen Stufenlandschaften von Lothringen. Die Täler, mit welchen sich das Gebirge zur Rheinebene öffnet, sind zwar kleiner und weniger schön, aber ebenso fruchtbar wie die gegenüberliegenden Schwarzwaldtäler. Auch hier gedeihen edle Kastanien, trefflicher Wein, viel Obst und Getreide. Im Innern ist das Berglaud ein echtes Wald , Wild- und Wiesengebirge. Der ganze Zug hat etwa eine Länge von 180—200 km und ist 35—45 km breit. Er gliedert sich in einen hohen, einen mittleren und einen niederen Wasgau. Der hohe Wasgau reicht bis zur Markircher Senke, Schlettstadt gegenüber, Seine höchsten Kuppen drängen sich gegen den Südrand des Ge- birges zusammen. Die bedeutendsten derselben sind der Sulz er Belchen (1420 m) und der Elsasser Belchen 1250 m). Die höchsten Teile des Gebirges sind mit finstern Tannenwäldern bedeckt, und die obern Talanfänge sind hie und da von kleinen, dunkeln Seen oder auch von Dorfmooren erfüllt. *) Die alte deutsche Benennung Wasgenwald änderten die Römer in Möns Vosegus, woraus die Franzosen les vosges, die Deutschen aus dem unrichtigen Möns Vogesns das Wort Vogesen bildeten. Heute ist man fast allgemein zur alten deutschen Bezeichnung zurückgekehrt. t - . . . i • '■ . I
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