1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Porzellanerde und Graphit. Reich ist Baden an Mineralquellen.
Tie bedeutendsten derselben sind die Thermen in Baden und Badenweiler,
die Schwefelquellen zu Langenbrücken und die Solbäder vou Rappenau.
Der Haudel Badens wird besonders dnrch die Rheinschiffahrt
von Kehl abwärts, die Schiffahrt ans dem Bodensee, Neckar und Main,
die Flößerei aus den Flüssen des Schwarzwaldes, ferner dnrch ein stark
verzweigtes und gut verwaltetes Eisenbahnnetz, sowie durch treffliche
Landstraßen gefördert. Die wichtigste Handelsstadt des Landes ist
Mannheim. Bon hier nimmt der Handel seewärts seinen Weg nach
den Rheinmündungen. Ausgeführt werden besonders Holz, Getreide,
Vieh, Produkte der Industrie, Tabak und Wein. Zur Einfuhr ge-
langen in erster Linie Kolonialwaren, Südfrüchte, Pferde, Steinkohlen
und Rohstoffe für die Verarbeitung im Großgewerbe.
3. staatliche Einteilung und Ortskunde. Das Großherzogtum Baden
ist nach der Verfassnngsurkunde vom Jahre 1818 (mit Abänderungen von 1870)
eine konstitutionelle Monarchie mit zwei Kammern, von denen die erste die
Prinzen, die Vertreter der standesherrlichen Familien und des Adels, der
katholischen und evangelischen Geistlichkeit und der beiden Universitäten, die
andere 63 Abgeordnete der Städte und des Landes umfaßt.
Im Bundesrate hat Baden 3 Stimmen: im Reichstage wird es
durch 14 Abgeordnete vertreten. Die badischen Truppen bilden den größten
Teil des X I V. Armeekorps des deutschen Reichsheeres. Weder im Militärwesen
noch auf den Gebieten der Post und Telegraphie hat sich Baden Sonderrechte
vorbehalten.
Für die Verwaltung bestehen folgende 11 Kreise: 1. Karlsruhe,
2. Heidelberg, 3. Mannheim, 4. Mosbach, 5. Baden, 6. Offenburg, 7. Frei-
bürg i. B., 8. Lörrach, 9. Waldshut, 10. Villingen, 11. Konstanz. Diese
11 Kreise mit ihren 52 Amtsbezirken sind vier Landeskommissären unterstellt.
Die 4 Landeskommissariate heißen: Karlsruhe, Mannheim,
Frei bürg i. B. und Konstanz.
Ortskunde. a) Bodenseegebiet: S. 43. 1)) Ober-
rheinische Tiefebene: S. 59 fg. c) Im Schwarzwalde: S 64.
d) Schwäbisches Stufenland: S. 76.
4. Geschichtliches. Das Gebiet des Großherzogtums Baden war erst
von selten, dann von Germanen bewohnt und erhielt dann als „Dekumatland"
römische Kultur. Aus dieser Zeit stammen viele Niederlassungen wie z. B.
Baden, Konstanz, Breisach. Pforzheim, Ruinen von Heerstraßen, Grabmälern
und Wasserleitungswerken. — Die Völkerwanderung verdrängte wieder die
Römer und führte nach dem S. des Landes Alamannen, nach den n. Gebieten
Franken. — Das Fürstenhaus leitet seinen Ursprung her von einem Herzoge
Hermann von Alamannien. Von ihm stammt Berthold I. ab, der den Titel
eines Herzogs von Zähringen annahm. Die Zähringer besaßen bereits im
11. Jahrhundert ausgedehnte' Gebiete im sw. Deutschland. Durch mancherlei
Teilungen und wechselvolles Kriegsgeschick wurde der Besitz seit dem 14. Jahr-
hundert arg zerstückelt, dann wieder allmählich vereinigt und vergrößert. Tie
n. Markgrafschaft B a d e n - D u r l a ch nahm die Reformation an, die s.,
Baden-Baden, anfangs auch evangelisch, trat bald wieder zur katholischen
Kirche zurück. — Die evangelische Herrscherlinie vereinigte infolge Eroschaft
sämtliche Markgrafschaften (1771), erhielt im Luneviller Frieden 1801 bedeutenden
Länderzuwachs (Teile der Pfalz mit Heidelberg, Konstanz, die rechtsrheinischen
Stiftsgebiete von Basel, Straßburg und Speier, sowie mehrere Reichsstädte) und
die Kurwürde. Durch den Anschluß an Napoleon erlangte Baden weitere
Vergrößerungen und wurde 1806 ein Groß herzogtun!.