1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Die Bevölkerungsdichtig keit des gesamten Gebietes ist sehr
verschieden. Denn während im rheinisch-westfälischen Jiidnstriebezirk
auf 1 qkm oft bis 500, im Becken von Neuwied auf 1 qkm 300, im
Rheintal 150—175 Leute und darüber wohnen, weist die Eifel aus
gleicher Bodensläche nur 30—40, das südöstliche Sauerlaud nur 40—50
Bewohner auf. Im allgemeinen sind die Flußtäler und Industrie-
bezirke dicht, die rauhen Gebirgsslächen dünn bevölkert.
Die Nahrungsquellen entsprechen den natürlichen Verhältnissen
des Landes. Im Verbreitungsgebiete der Kohle und des Eisens, also
in den nördlichen Distrikten, herrscht Bergbau und Industrie vor.
Der Kohleureichtum ist die Grundlage einer ausgedehnten Industrie,
zu der die Eisen- und Galmeilager das Rohmaterial liefern. So sind
Tausende und Abertausende in Hüttenwerken und Fabriken beschäftigt,
sodaß nur etwa 1/7 der Bewohner den Boden als Ackerbauer bestellt.
Im Rheintal und in den Gebirgsnebentälern begünstigt das milde
Klima in reichem Maßstabe Weinbau, Garteubau, Acker-
Wirtschaft und Fremdenverkehr, und die großartigen Handels-
und Berkel)rsbeziehuugen des Rheinlandes beweist das Bahnnetz
mit seinen vielverzweigten Schienensträngen und die lebhafte Rhein-
schiffahrt. Die Hochflächen und obern Berglandschaften endlich nötigen
den Bewohner zu Waldwirtschaft, Viehzucht und Ackerbau.
In politischer Hinsicht haben die mittelrheinischen Gebiete von jeher
eine große Rolle gespielt. Schon im Altertum durch die Römer kultiviert,
blieben sie das ganze Mittelalter hindurch das wichtigste Gebiet Deutschlands,
in welchem von den 7 Kurfürsten vier ihre Herrschast hatten: die Erzbischöse
von Trier, Köln und Mainz und der Psalzgraf. Die deutschen Kaiser
selber wurden in Aachen, später in Frankfurt gekrönt und in Speier
begraben. Ist nun auch der Schwerpunkt des neuen Deutschen Reichs mehr
nach Osten gerückt und die Kaiserstadt Berlin der Hauptsammelplatz politischer,
nationaler und geistiger Krast geworden, so zählen die rheinischen Gebiete immer-
hin zu den reichsten und dichtbevölkertsten Gegenden des Reichs, und der
Rhein in seiner Gesamtentwickelung bildet noch immer die längste und natür-
lichste Verkehrsstraße Mitteleuropas in nord-südlicher Richtung.
Freilich ist für die reichen Rheingaue die französische Nachbarschaft gar
gefährlich, und oft haben um den Besitz der schönen Stromgegenden erbitterte
Kämpfe stattgesunden. Doch ist der Besitz jenes Bodens mit deutschem Blute
erkauft und soll uns nie wieder entrissen werden. Das Rheinland bietet in
einer großartigen Natur einen weltgeschichtlichen Boden, und es ist daher kein
Wunder, daß der Deutsche mit allen Fasern seines Herzens an diesem Lande
hängt. „In der Tat ist uns", führt Kutzen aus. „der Rhein ein Heiliger-
Strom. Was dem Inder der Ganges, das ist dem Deutschen der Rhein. Seine
User sind die wahre Heimat der Deutschen, der ehrwürdige Herd aller deutschen
Kultur. Religion, Recht, Kunst und Sitte haben von ihm aus über die Gaue
unseres Vaterlandes Verbreitung gesunden".
„Das ist der heil'ge Rhein,
Ein Herrscher, reich begabt,
Des Name schon, wie Wein
Die treue Seele labt.
Es regen sich in allen Herzen
Viel vaterländ'sche Lust und Schmerzen,
Wenn man das deutsche Lied beginnt
Vom Rhein, dem hohen Felsenkind".
(Max v. Schenkendors),.