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1. Das Deutsche Reich - S. 110

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 110 — Die Bevölkerungsdichtig keit des gesamten Gebietes ist sehr verschieden. Denn während im rheinisch-westfälischen Jiidnstriebezirk auf 1 qkm oft bis 500, im Becken von Neuwied auf 1 qkm 300, im Rheintal 150—175 Leute und darüber wohnen, weist die Eifel aus gleicher Bodensläche nur 30—40, das südöstliche Sauerlaud nur 40—50 Bewohner auf. Im allgemeinen sind die Flußtäler und Industrie- bezirke dicht, die rauhen Gebirgsslächen dünn bevölkert. Die Nahrungsquellen entsprechen den natürlichen Verhältnissen des Landes. Im Verbreitungsgebiete der Kohle und des Eisens, also in den nördlichen Distrikten, herrscht Bergbau und Industrie vor. Der Kohleureichtum ist die Grundlage einer ausgedehnten Industrie, zu der die Eisen- und Galmeilager das Rohmaterial liefern. So sind Tausende und Abertausende in Hüttenwerken und Fabriken beschäftigt, sodaß nur etwa 1/7 der Bewohner den Boden als Ackerbauer bestellt. Im Rheintal und in den Gebirgsnebentälern begünstigt das milde Klima in reichem Maßstabe Weinbau, Garteubau, Acker- Wirtschaft und Fremdenverkehr, und die großartigen Handels- und Berkel)rsbeziehuugen des Rheinlandes beweist das Bahnnetz mit seinen vielverzweigten Schienensträngen und die lebhafte Rhein- schiffahrt. Die Hochflächen und obern Berglandschaften endlich nötigen den Bewohner zu Waldwirtschaft, Viehzucht und Ackerbau. In politischer Hinsicht haben die mittelrheinischen Gebiete von jeher eine große Rolle gespielt. Schon im Altertum durch die Römer kultiviert, blieben sie das ganze Mittelalter hindurch das wichtigste Gebiet Deutschlands, in welchem von den 7 Kurfürsten vier ihre Herrschast hatten: die Erzbischöse von Trier, Köln und Mainz und der Psalzgraf. Die deutschen Kaiser selber wurden in Aachen, später in Frankfurt gekrönt und in Speier begraben. Ist nun auch der Schwerpunkt des neuen Deutschen Reichs mehr nach Osten gerückt und die Kaiserstadt Berlin der Hauptsammelplatz politischer, nationaler und geistiger Krast geworden, so zählen die rheinischen Gebiete immer- hin zu den reichsten und dichtbevölkertsten Gegenden des Reichs, und der Rhein in seiner Gesamtentwickelung bildet noch immer die längste und natür- lichste Verkehrsstraße Mitteleuropas in nord-südlicher Richtung. Freilich ist für die reichen Rheingaue die französische Nachbarschaft gar gefährlich, und oft haben um den Besitz der schönen Stromgegenden erbitterte Kämpfe stattgesunden. Doch ist der Besitz jenes Bodens mit deutschem Blute erkauft und soll uns nie wieder entrissen werden. Das Rheinland bietet in einer großartigen Natur einen weltgeschichtlichen Boden, und es ist daher kein Wunder, daß der Deutsche mit allen Fasern seines Herzens an diesem Lande hängt. „In der Tat ist uns", führt Kutzen aus. „der Rhein ein Heiliger- Strom. Was dem Inder der Ganges, das ist dem Deutschen der Rhein. Seine User sind die wahre Heimat der Deutschen, der ehrwürdige Herd aller deutschen Kultur. Religion, Recht, Kunst und Sitte haben von ihm aus über die Gaue unseres Vaterlandes Verbreitung gesunden". „Das ist der heil'ge Rhein, Ein Herrscher, reich begabt, Des Name schon, wie Wein Die treue Seele labt. Es regen sich in allen Herzen Viel vaterländ'sche Lust und Schmerzen, Wenn man das deutsche Lied beginnt Vom Rhein, dem hohen Felsenkind". (Max v. Schenkendors),.
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