1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Trachyt und das massenhafte Auftreten vulkanischer Gesteine, solvie die konische
Form der Bergkuppen und die zirkelrunden Vertiefungen mit kraterförmiger
Ilmwallung. Die Hauptmasse des Gebirges bildet die südliche lange oder
hohe Rhön, die zur Hälfte bereits auf bayrischem Gebiet liegt. Hier der
Kreuzberg (930 m), auf dem einst der h. Kilian ein Kreuz aufgepflanzt
haben soll; zum Andenken daran findet man heute die Gedächtniskreuze
des Herrn und der Schächer errichtet; weiter abwärts am Abhänge liegt
ein Franziskanerkloster. Dieses sowohl, als die Gedächtniskreuze sind besuchte
Wallfahrtsorte. Auf hessischem Gebiet liegt die große Wasserkuppe, der
höchste aller Gipfel des hessischen Berglandes (950 m), das Quellgebiet^der Fulda.
Der Hauptrücken der hohen Rhön ist von Ssw. nach Nno. gerichtet.
Er bildet sowohl in der Richtung seiner Streichungslinie als in seiner rauhen
Natur einen wirkungsvollen Gegensatz zum benachbarten„lieblichen Thüringer-
walde. Auf den Höhen erblickt das Auge felsige, kahle Ode, abwechselnd mit
großen Torfmooren, sauren Wiesen und Sümpfen, über welche ein großes
Wassermoos trügerische grüne Matten zieht. Größere Holzungen trifft man nur
an den Abhängen, Ortschaften am Fuße und in den Tälern des Gebirges.
„Wer die Großartigkeit des nordischen Winters bewundern will", sagt ein
Kenner des Gebirges, der spare die weite Reise nach dem Norden und besuche
die heimatliche Rhön " Bis Ende April und tief in den Mai hinein herrscht
ein grimmiger Winter mit Frost und Schnee, abwechselnd mit kalten Nebeln,
Stürmen und eisigen Regengüssen. Dann werden in den großen Schneefeldern
wo jede Bahn verwischt ist, die Wege mit Stangen bezeichnet. Der lange Winter
und die späten Nachtsröste schränken den Getreide-, Gemüse- und Obslbau ein
und weisen die Bewohner auf Kartoffel- und Flachsbau und Wiesenkultur hin.
Lrtsnamen wie Wüstensachsen, Kaltennordheim, Dürrfeld, Dürrhof. Wildslecken,
Schmalenau, Sparbrot u. a. erinnern an die Armut, Öde und Dürftigkeit des
Gebirges. — Freundlicher ist die nördlich gelegene Vorderrhön. Die zahl-
reichen isolierten Bergkuppen mit den dazwischen ausgearbeiteten Tälern geben
ihrer Oberflächengestalt ein mannigfaltigeres Gepräge. Auch trifft man hier
ergiebige Äcker, ertragreiche Weiden, schöne Waldungen und freundliche Ortschaften
an. Der ansehnlichste Berg ist die Milseburg (830 m), vom Volke ihrer
eigenartigen Form wegen „Totenlade" oder auch „Heufuder" genannt.
Das nordhessische Bergland besteht aus zahlreichen Bergen und Berg-
gruppen. Da erhebt sich zunächst zwischen Fulda und Schwalm das Knüll-
gebirge, „gleichsam ein Knäuel von Bergen" mit scharseingeschnittenen Tälern,
schönen Wäldern, Wiesen und Weiden. — Unter den Berggruppen zwischen
Fulda und Werra ist zunächst der hohe Meißner, (750 m) zu erwähnen, im
Volksmunde auch „Weißner" und „Wißner" genannt. Kein Berg im Hessen-
lande komnit ihm an Ruf gleich. Der Gebirgssorscher bewundert seinen
geognostischen Bau und seine Gesteine; der Bergmann arbeitet in dem tief
unter dem Bafalt liegenden Steinkohlenbergwerk; der Pslanzenliebhaber sucht
auf seineu Höhen seltene Kräuter und Blumen, arme Leute sammeln Beeren:
der Hirt weidet ans der weitausgedehnten Hochtafel des Berges mit ihren würzigen
Gräsern und Kräutern seine schönen Rinderherden; der Weidmann durchstreist
Flur und Gehölz, und den Altertumsforscher locken die Spuren altheidnischen
Götzendienstes am „Frauhollenteich" und „Schlachtrasen." — Links der untern
Fulda bei Kassel erhebt sich die Masse des Habichtswaldes (595 in), der
namentlich von der Ostseite her mit seinem Steilabhang einen wirkungsvollen
Eindruck macht. Ihn schmücken die Bauwerke und Anlagen von Schloß
Wilhelmshöhe (1870 Gefängnis Napoleons Iii.) und das Riefenbild des
Herkules. — Am nördlichsten, in dem Winkel zwischen Weser und Diemel,
erhebt sich der Reinhardswald, fast durchweg von Wäldern bedeckt. Er ist
durch seinen Reichtum au Wild, Erz und Kohlen bekannt.
2. Die Bewohner.
Die Hessen sind Abkömmlinge der alten Chatten, ein völlig
ungemischter deutscher Stamm mit unverkennbar germanischem Gepräge,
kräftigem Körperbau, blondem Haar und blauem Auge. Obwohl das
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