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1. Das Deutsche Reich - S. 115

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 115 — Trachyt und das massenhafte Auftreten vulkanischer Gesteine, solvie die konische Form der Bergkuppen und die zirkelrunden Vertiefungen mit kraterförmiger Ilmwallung. Die Hauptmasse des Gebirges bildet die südliche lange oder hohe Rhön, die zur Hälfte bereits auf bayrischem Gebiet liegt. Hier der Kreuzberg (930 m), auf dem einst der h. Kilian ein Kreuz aufgepflanzt haben soll; zum Andenken daran findet man heute die Gedächtniskreuze des Herrn und der Schächer errichtet; weiter abwärts am Abhänge liegt ein Franziskanerkloster. Dieses sowohl, als die Gedächtniskreuze sind besuchte Wallfahrtsorte. Auf hessischem Gebiet liegt die große Wasserkuppe, der höchste aller Gipfel des hessischen Berglandes (950 m), das Quellgebiet^der Fulda. Der Hauptrücken der hohen Rhön ist von Ssw. nach Nno. gerichtet. Er bildet sowohl in der Richtung seiner Streichungslinie als in seiner rauhen Natur einen wirkungsvollen Gegensatz zum benachbarten„lieblichen Thüringer- walde. Auf den Höhen erblickt das Auge felsige, kahle Ode, abwechselnd mit großen Torfmooren, sauren Wiesen und Sümpfen, über welche ein großes Wassermoos trügerische grüne Matten zieht. Größere Holzungen trifft man nur an den Abhängen, Ortschaften am Fuße und in den Tälern des Gebirges. „Wer die Großartigkeit des nordischen Winters bewundern will", sagt ein Kenner des Gebirges, der spare die weite Reise nach dem Norden und besuche die heimatliche Rhön " Bis Ende April und tief in den Mai hinein herrscht ein grimmiger Winter mit Frost und Schnee, abwechselnd mit kalten Nebeln, Stürmen und eisigen Regengüssen. Dann werden in den großen Schneefeldern wo jede Bahn verwischt ist, die Wege mit Stangen bezeichnet. Der lange Winter und die späten Nachtsröste schränken den Getreide-, Gemüse- und Obslbau ein und weisen die Bewohner auf Kartoffel- und Flachsbau und Wiesenkultur hin. Lrtsnamen wie Wüstensachsen, Kaltennordheim, Dürrfeld, Dürrhof. Wildslecken, Schmalenau, Sparbrot u. a. erinnern an die Armut, Öde und Dürftigkeit des Gebirges. — Freundlicher ist die nördlich gelegene Vorderrhön. Die zahl- reichen isolierten Bergkuppen mit den dazwischen ausgearbeiteten Tälern geben ihrer Oberflächengestalt ein mannigfaltigeres Gepräge. Auch trifft man hier ergiebige Äcker, ertragreiche Weiden, schöne Waldungen und freundliche Ortschaften an. Der ansehnlichste Berg ist die Milseburg (830 m), vom Volke ihrer eigenartigen Form wegen „Totenlade" oder auch „Heufuder" genannt. Das nordhessische Bergland besteht aus zahlreichen Bergen und Berg- gruppen. Da erhebt sich zunächst zwischen Fulda und Schwalm das Knüll- gebirge, „gleichsam ein Knäuel von Bergen" mit scharseingeschnittenen Tälern, schönen Wäldern, Wiesen und Weiden. — Unter den Berggruppen zwischen Fulda und Werra ist zunächst der hohe Meißner, (750 m) zu erwähnen, im Volksmunde auch „Weißner" und „Wißner" genannt. Kein Berg im Hessen- lande komnit ihm an Ruf gleich. Der Gebirgssorscher bewundert seinen geognostischen Bau und seine Gesteine; der Bergmann arbeitet in dem tief unter dem Bafalt liegenden Steinkohlenbergwerk; der Pslanzenliebhaber sucht auf seineu Höhen seltene Kräuter und Blumen, arme Leute sammeln Beeren: der Hirt weidet ans der weitausgedehnten Hochtafel des Berges mit ihren würzigen Gräsern und Kräutern seine schönen Rinderherden; der Weidmann durchstreist Flur und Gehölz, und den Altertumsforscher locken die Spuren altheidnischen Götzendienstes am „Frauhollenteich" und „Schlachtrasen." — Links der untern Fulda bei Kassel erhebt sich die Masse des Habichtswaldes (595 in), der namentlich von der Ostseite her mit seinem Steilabhang einen wirkungsvollen Eindruck macht. Ihn schmücken die Bauwerke und Anlagen von Schloß Wilhelmshöhe (1870 Gefängnis Napoleons Iii.) und das Riefenbild des Herkules. — Am nördlichsten, in dem Winkel zwischen Weser und Diemel, erhebt sich der Reinhardswald, fast durchweg von Wäldern bedeckt. Er ist durch seinen Reichtum au Wild, Erz und Kohlen bekannt. 2. Die Bewohner. Die Hessen sind Abkömmlinge der alten Chatten, ein völlig ungemischter deutscher Stamm mit unverkennbar germanischem Gepräge, kräftigem Körperbau, blondem Haar und blauem Auge. Obwohl das 8*
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