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1. Das Deutsche Reich - S. 116

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 116 — Hessenland zur Römerzeit ein lebhaftes Passageland im Verkehr zwischen den Main- und Rheingegenden einerseits und dem Weser- und Elbgebiet andererseits war, vermochten die Römer weder einen störenden Einfluß auf das Volkstum auszuüben, noch hier einen dauernden Besitz zu begründen. Die Chatten blieben deutsch, trotzdem durch die breiten Pforten ihres Landes die Römer zu kriegerischen und friedlichen Zwecken gen Norden zogen. Zwischen Taunus und Westerwald zogen sie ans dem Rheingebiet durch die Täler der Nidda, Wetter und oberen Lahn der Weser zu; andererseits gelangten sie ans dem Maingebiet durch das Tal der Kinzig und der obern Fulda'zur Grenze Thüringens und weiter bis zur Elbe. Heute folgen diesen alten, bedeutsamen Naturbahnen wichtige Eisenbahnlinien. Die Bewohner des hessischen Berglandes sind überwiegend evangelisch, mit Ausnahme der Striche um Fulda bis gegen die Südgrenze hin. Man rühmt an den Hessen besonders ihren Fleiß, ihre Treue und Tapferkeit. „Wo Hessen und Holländer verderben, kann niemand mehr Brot erwerben," sagt ein Volkssprichwort. Ihre Tapferkeit ist ein kühner Todesmut, mit welchem sie blindlings auf die Gefahr losgehen, daher die Bezeichnung „blinder Hesse." — Ihre Hauptbeschäftigung ist insonderheit Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehzucht. Hessen ist vorwiegend ein Bauernland. Recht fruchtbar ist es nur in den geschützt liegenden Tälern, insbesondere in der Wetteran, Hessens Kornkammer, und im Tale der Schwalm. Weinbau kann nur ans den Südabhängen gegen den Main hin getrieben werden. Im übrigen kann der Landmann dem kargen, rauhen Boden nur mit redlichem Fletß Erträge abringen. Einem neckischen Sprüchlein zufolge soll daher Hessen ein Land sein mit hohen Bergen „und nichts zu essen." Demgegenüber erinn rn bereits alte Kenner des Landes daran, daß Hessen ein Land sei, das 12 W beisammen habe: Wasser, Waid, Weizen, Wein, Weiden, Wiesen, Weiher. Wolle, Wachs, Werg, Wälder und Wild. — Neben der Landwirtschast kommen auch Hausindustrie (namentlich Leinenweberei), Forstwirt- schast und in Niederhessen Gewervtätigkeit als Nahrnngsqnellen in Betracht. Schließlich sei noch auf eine ältere, trotz der modernen Kommunikations- Verhältnisse auch heute noch größtenteils zulressende Schilderung des Hessenvolks von Landau verwiesen: „Im allgemeinen treu und bieder, ruhig und fleißig, neigt sich der Nie der Hesse, gehoben und gefördert durch zahlreiche Städte, sowie durch Wasser- und Landstraßen, einem regen gewerbtätigen Leben zu. Dagegen ist der Oberhesse. vorzüglich in den Tälern der Schwalm, der Ohm und der Lahn, nur Landwirt. An Biederkeit und Fleiß dem Niederhessen nicht nachstehend, an Ausdauer denselben noch übertreffend, ist derselbe noch gerader und derber, zugleich aber auch wohlhabender als dieser. Ausgezeichnet durch seinen kräftigen Körperbau und seine einfache Lebensweise, hängt er mit Liebe am Hergebrachten und bewahrt darum auch noch eine Volkstümlichkeit, wie sie nicht häufig sich wieder findet." 5. Staatliche Verhältnisse und Grtskunde. In das hessische Bergland teilen sich die Staaten Preußen. Hessen und Waldeck. Der größere Teil ist preußisch; er bildet den Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen -Nassau. Oberhessen mit dem Gebiete des Vogelsberges und der Wetteran gehört zum Groß Herzogtum Hessen. Waldeck breitet sich um die mittlere Eder und n. bis zur obern Diemel aus. Das Fürstentum hat preußische Verwaltung, unbeschadet der fürstlichen Souveränität.
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