1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Hessenland zur Römerzeit ein lebhaftes Passageland im Verkehr zwischen den
Main- und Rheingegenden einerseits und dem Weser- und Elbgebiet andererseits
war, vermochten die Römer weder einen störenden Einfluß auf das Volkstum
auszuüben, noch hier einen dauernden Besitz zu begründen. Die Chatten
blieben deutsch, trotzdem durch die breiten Pforten ihres Landes die Römer
zu kriegerischen und friedlichen Zwecken gen Norden zogen. Zwischen
Taunus und Westerwald zogen sie ans dem Rheingebiet durch die Täler der
Nidda, Wetter und oberen Lahn der Weser zu; andererseits gelangten sie ans
dem Maingebiet durch das Tal der Kinzig und der obern Fulda'zur Grenze
Thüringens und weiter bis zur Elbe. Heute folgen diesen alten, bedeutsamen
Naturbahnen wichtige Eisenbahnlinien.
Die Bewohner des hessischen Berglandes sind überwiegend evangelisch,
mit Ausnahme der Striche um Fulda bis gegen die Südgrenze hin.
Man rühmt an den Hessen besonders ihren Fleiß, ihre Treue und
Tapferkeit. „Wo Hessen und Holländer verderben, kann niemand mehr
Brot erwerben," sagt ein Volkssprichwort. Ihre Tapferkeit ist ein
kühner Todesmut, mit welchem sie blindlings auf die Gefahr losgehen,
daher die Bezeichnung „blinder Hesse." — Ihre Hauptbeschäftigung ist
insonderheit Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehzucht. Hessen ist
vorwiegend ein Bauernland. Recht fruchtbar ist es nur in den geschützt
liegenden Tälern, insbesondere in der Wetteran, Hessens Kornkammer,
und im Tale der Schwalm. Weinbau kann nur ans den Südabhängen
gegen den Main hin getrieben werden. Im übrigen kann der Landmann
dem kargen, rauhen Boden nur mit redlichem Fletß Erträge abringen.
Einem neckischen Sprüchlein zufolge soll daher Hessen ein Land sein mit
hohen Bergen „und nichts zu essen." Demgegenüber erinn rn bereits
alte Kenner des Landes daran, daß Hessen ein Land sei, das 12 W
beisammen habe: Wasser, Waid, Weizen, Wein, Weiden, Wiesen, Weiher.
Wolle, Wachs, Werg, Wälder und Wild. — Neben der Landwirtschast
kommen auch Hausindustrie (namentlich Leinenweberei), Forstwirt-
schast und in Niederhessen Gewervtätigkeit als Nahrnngsqnellen
in Betracht.
Schließlich sei noch auf eine ältere, trotz der modernen Kommunikations-
Verhältnisse auch heute noch größtenteils zulressende Schilderung des Hessenvolks
von Landau verwiesen: „Im allgemeinen treu und bieder, ruhig und fleißig,
neigt sich der Nie der Hesse, gehoben und gefördert durch zahlreiche Städte,
sowie durch Wasser- und Landstraßen, einem regen gewerbtätigen Leben zu.
Dagegen ist der Oberhesse. vorzüglich in den Tälern der Schwalm, der
Ohm und der Lahn, nur Landwirt. An Biederkeit und Fleiß dem Niederhessen
nicht nachstehend, an Ausdauer denselben noch übertreffend, ist derselbe noch
gerader und derber, zugleich aber auch wohlhabender als dieser. Ausgezeichnet
durch seinen kräftigen Körperbau und seine einfache Lebensweise, hängt er mit
Liebe am Hergebrachten und bewahrt darum auch noch eine Volkstümlichkeit,
wie sie nicht häufig sich wieder findet."
5. Staatliche Verhältnisse und Grtskunde.
In das hessische Bergland teilen sich die Staaten Preußen.
Hessen und Waldeck. Der größere Teil ist preußisch; er bildet den
Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen -Nassau.
Oberhessen mit dem Gebiete des Vogelsberges und der Wetteran
gehört zum Groß Herzogtum Hessen. Waldeck breitet sich um
die mittlere Eder und n. bis zur obern Diemel aus. Das Fürstentum
hat preußische Verwaltung, unbeschadet der fürstlichen Souveränität.