1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Strom anschwillt. Nach dem Durchbruch durch das Elbsandsteingebirge zieht
sie in nordwestlicher Richtung eine breite Stromfurche durch das sächsische
Bergland, tritt dann in das deutsche Tiefland eiu und mündet nach
langem Laufe in die Nordsee.
Die Oder entquillt der Südecke des Gesenkes und tritt durch die
mährische Pforte iu deutsches Gebiet ein. Abgesehen von ihrem
Quellgebiet ist sie ein vollkommener Tieflandstrom, der zunächst im
schleichen Tieflande in nw. Richtung den Sudetenzug begleitet und
dann sich in größtenteils nördlicher Richtung durch Brandenburg und
Pommern zur Ostsee wendet. Vom Sudetenzuge geheu ihr viele Neben-
flüsse zu, so die Oppa vom Gesenke, die Neiße aus dem Glatzer
Gebirgskessel, die Weistritz vom Eulengebirge, die Katzbach vom
Katzbachgebirge, der Bob er, der bedeutendste der Sudetenflüsse, mit
dem Queis vom Riesengebirge und die Lausitz er Neiße vom
Jsergebirge.
2. Die Bewohner.
Die Bevölkerung des Sndetenznges ist fast durchweg deutscher
und zwar oberdeutscher Abstammung, verwandt mit den Bayern und
Österreichern. Ihre Mundart läßt den oberdeutschen Dialekt klar erkennen;
doch hat sie durch Jahrhunderte lange Berührung mit dem Nieder-
deutschen viel von ihrer Härte verloren, und man zählt sie daher gern
der mitteldeutschen Sprachgruppe zu*). Sprichwörtlich ist das freundliche,
gefällige und gesellige Wesen der Schiester; ihre Königstreue haben
sie namentlich in Preußens Unglückszeit bekundet. — Als Bruchteile
sklavischer Völker wohnen im äußersten Nw. Wenden, in einzelnen
Tälern des So. Tschechen. Im österreichischen Gebiet sind die
Nationalitäten gemischt. Bezüglich des Religionsbekenntnisses
herrscht in der Nordwesthälfte des Sndetenznges die evangelische
Konfession vor, in der Grafschaft Glatz und weiter gen So. die
katholische Kirche; im übrigen find die Konfessionsverhältnisse ge-
mischt. — Die Volksdichte ist durchweg bedeutend. Nur wenige
Bezirke des Nw. haben 80 Einwohner auf 1 qkm, vorherrschend wohnen
100—150 auf 1 qkm und im Eulengebirge und im Waldenburger
Gebirge noch erheblich mehr.
Die Hauptnahrungsquellen der Sudetenbewohner sind
Landwirtschaft, Industrie, Bergbau und Fremdenverkehr.
Der Ackerbau blüht besonders in den fruchtbaren Hügel- und Flach-
ländern, welche den Fuß des Gebirges begleiten. Aber an den Gebirgs-
abhängen gestattet die Sommerwärme den Getreidebau noch bis 600 in
empor. Getreidebau, ferner Flachsbau und Viehzucht sind die Haupt-
zweige des landwirtschaftlichen Betriebes.
Daneben ist aber auch die Industrie, namentlich die Leinen-
Weberei und allerlei Gebirgsindustrie sehr entwickelt. Die
schlesische Leinwand hat Weltruf. Sie nimmt in Schlesien den
ersten Rang in der Textilindustrie ein und hat die ehemals blühende
*) Vergl. die Schriften von Holtei im schleichen Dialekt.
Tromnau, Lehrbuch der Schulgeogravhie Ii.*** 10