1910 -
Leipzig
: Freytag [u. a.]
- Autor: Steinecke, Victor Albert G...
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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hatte es im Jahre 1904 8(50 000 km, wovon 430 000 auf Amerika und 55 000 auf
Deutschland entfielen. Zu unterscheiden ist zwischen der Netzlänge und der
Schienenlänge. Die Normalspur von 1435 mm Breite wurde von den englischen
Bahnen in die meisten Staaten übernommen. Die Spurweite in Rußland beträgt
1525, in Irland 1600, in Spanien 1675, in Indien 1676 mm. Eisenbahnen, deren
Spurweite nur 600 bis 1100 mm beträgt, bezeichnet man als Schmalspurbahnen.
Der große Wert des rollenden Materials ließ bei den Eisenbahnen sehr
bald erkennen, daß man bei starker Steigung die Wagen zu sehr abnutzt, und
deshalb legte man die Eisenbahnen mit nur geringer Steigung an und machte
dafür lieber Umwege und schlug große Dämme und Viadukte über Täler und Über-
schwemmungsgebiete oder durchbiach Gebirge im Tunnel. Dies hatte außerdem
noch die Folge, daß manche früher verkehrsreichen Siedlungen abgeschlossen
und andere Gegenden erschlossen wurden, die vom Straßenverkehr früherer
Zeiten nicht berührt worden waren. Nur bis zu geringer Steigung kann die Eisen-
bahn als Adhäsionsbahn angewendet werden, während man bei größerer Steigung
den Zahnrad- oder gar den Seilbahnbetrieb einrichten muß. In neuester Zeit hat
man in dicht bevölkerten Gebieten dazu übergehen müssen, den Eisenbahn-
verkehr als Untergrund-, Hochbahn oder gar als Schwebebahn einzurichten.
Die Bahnen haben in den verschiedenen Gegenden eine verschiedene Dichte.
Nach der Bodenfläche bemessen, kommen in Westeuropa 23 bis 10 km auf 100 qkm,
in Mitteleuropa 8 bis 5 km und im O., S. und N. Europas nur 3 bis 0,7 km. Das
außereuropäische Bahnnetz hat durchweg eine Dichte von weniger als 5 km.
Berechnet man die Dichte des Eisenbahnnetzes nach der Volksmenge, so finden
wir unter normalen Verhältnissen in West- und Mittelenroj)a 9 bis 12 km auf je
J0 000 Einwohner, in fremden Erdteilen 24 bis 58 km, während in Südeuropa
und Rußland nur 1,5 bis 5 km auf dieselbe Einwohnerzahl entfallen. Auch sonst
hat die Verteilung der Bahnen große Verschiedenheiten aufzuweisen. In dichter
besiedelten Gegenden gibt es selbständige dichte Eisenbahnnetze, besonders
in den Industriegebieten in Europa und der östlichen Union. Weniger besiedelte
Länder werden durch große Überlandbahnen erschlossen, von denen die Trans-
sibirische 7600 und die Kanadischen 4700 km messen. Dazu kommen Randbahnen
von den Küsten in das Innere oder in das Gebirge hinein, letztere besonders für
den Touristenverkehr. Außerdem werden jetzt Bahnen über das Meer geführt,
sei es auf einem Trajektschiffe, sei es auf großen Brücken. Die Kosten für 1 km
Bahnlinie stellen sich in Europa durchschnittlich auf 300 000 M., in Außereuropa
wegen der billigeren Arbeitskräfte und des geringeren Grundstückwertes nur auf
die Hälfte. Die Geschwindigkeit beträgt bis jetzt als höchstes Maß 120 km in der
Stunde, wird aber gesteigert, da ein Automobil auf der Landstraße 150 km zurück-
legen kann und die elektrischen Schnellbahnen sogar eine Geschwindigkeit von
200 km erreichen.
Der Wasserverkehr wurde in alten Zeiten durch zusammengebundene Baum-
stämme bewerkstelligt. Solche Flöße finden wir heute noch auf dem Euphrat
und anderen großen Flüssen, und manchmal wird ihre Sicherheit und Tragfähigkeit
durch luftgefüllte Schläuche erhöht. Einen Fortschritt bedeutete die Benutzung
des Einbaumes, d. i. eines ausgehöhlten Baumstammes, der keinen Kiel hat und
dessen Fahr Sicherheit deshalb in vielen Gegenden, namentlich in der Siidsee,
durch Ausleger erhöht wird. Verhältnismäßig früh ist man dazu gekommen, die