1910 -
Leipzig
: Freytag [u. a.]
- Autor: Steinecke, Victor Albert G...
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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wehenden Luftströmungen. Die im Ägäischen Meere herrschenden Etesien wehen
im Sommer nordsüdlich und erschwerten den Athenern die Fahrt zum Pontus;
im Winter wehen sie von S. nach N. Auch sonst ist das Mittelländische Meer
reich an Driften und Strömungen. Der Verkehr hat sich im letzten halben Jahr-
hundert dort sehr gehoben, zunächst durch die Erbauung des Suezkanals, Mehr-
mals in früherer Zeit, schon von den Ägyptern ist versucht worden, das Rote Meer
mit dem Mittelländischen Meere durch eine Wasserstraße zu verbinden. Schließlich
führte der französische Ingenieur Les se p s mit französischem Kapital in den
Jahren 1859 bis 1869 gegen Englands Widerstand den Kanal in einer Länge von
160 km von Port Said nach Suez. Der Bau wurde erleichtert dadurch, daß die
Wasserscheide nur Ig m hoch liegt, daß kein festes Gestein zu durchbrechen
war und daß sich auf dem Wege mehrere Seebecken von zusammen 100 km Länge
befanden. Die Breite des Kanals beträgt durchschnittlich Go bis 100 m auf dem
Spiegel, 37 m auf der Sohle, die Tiefe 8,5m. Die Durchfahrtzeit beträgt 20 Stunden;
die Gebühren sind 8,50 Franken für 1 Tonne Fracht, 7 Franken für 1 Tonne Ballast,
10 Franken für einen Erwachsenen, 5 Franken für ein Kind. Die Abkürzung
des Seeweges nach Indien beträgt für Triest 37 Tage, für London 22 Tage. Der
Kanal wurde 1870 von 486 Schiffen mit 437 000 Registertons, 1903 von
3800 Schiffen mit 16 000 000 Tonnen durchfahren. Von diesen Schiffen waren
2300 unter englischer, 500 unter deutscher und nur 260 unter französischer Flagge.
Ein zweiter Grund für die Entwicklung des Mittelländisch-indischen Verkehrs
liegt in dem Ausbau der großen Alpenbahnen, besonders des St. Gotthard und des
Simplón, durch die der Verkehr von Nordwesteuropa an das Mittelländische Meer
angegliedert wird, und schließlich spricht auch die Erschließung von Ostasien
in der neuesten Zeit mit.
2. Das Atlantische Verkehrsgebiet ist eigentlich dadurch wichtig, daß es
in seinem nördlichen Teil die geistig und wirtschaftlich bedeutendsten Länder
der Erde verbindet. Es wird von mehreren Streifen von Schiffskursen durch-
zogen. Je nachdem man von O. nach W. oder umgekehrt fährt und je nach der
Jahreszeit nimmt das Schiff eine andere Richtung mit Rücksicht auf die
Strömungen, besonders auch auf die Eisdrift und auf die regelmäßigen Winde.
Dieses Gebiet ist von mehreren Telegraphenkabeln durchzogen, weist auf der
ganzen Erde die meisten und größten Häfen auf und wird deshalb von einer großen
Zahl von Schiffen, namentlich auch von Riesendampfern, durchfahren, die die
Strecke über das offene Meer in kaum fünf Tagen zurücklegen. Eigentümlich
ist diesem Verkehrsraum, daß er auch eine große Zahl von Menschen befördert
und daß unter den Reedereien seiner Häfen solche sind, die sich in erster Linie
mit Auswanderung befassen.
3. Der Pazifische Raum ist vorläufig unter den großen Verkehrsgebieten
noch der unbedeutendste. Seine Schwäche liegt darin, daß er zu weit entfernt
von den wirtschaftlichen Großmächten liegt und daß viele seiner Randgebiete
wirtschaftlich noch rückständig sind. Seine riesige Größe wird ihm aber eine
günstige Entwicklung als Wirtschaftgebiet gewährleisten, sobald seine Lferstaaten
sich emporschwingen. Durch die großen Uberlandbahnen, die Nordamerika und
Asien durchqueren, ist bereits der Anfang gemacht worden/den Stillen Ozean
in den Durchgangsverkehr hineinzuziehen. Sobald der Panamakanal gebaut sein
wird, der ungemeine Schwierigkeiten bietet, wird der Stille Ozean auch der W est-
küste von Europa bedeutend näher gerückt sein.