1913 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried, Heins, Hermann, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Oberlyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Oberlyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
C. Die Skandinavisch-Russische Tafel. — 1. Die Skandinavische Halbinsel. 261
verwischt und das Gebirge zur Hochfläche. — Wesentlichen Einfluß auf die
Oberflächeugestaltuug des Landes übte die Eiszeit aus, während welcher ganz
Skandinavien unter einer mächtigen Eisdecke begraben lag. Die Eismassen
führten den Verwitterungsschutt fort und lagerten ihn in Nordwestrußlaud und
in Norddeutschland ab; sie glätteten und rundeten die Höhen, arbeiteten flache
Becken und trogförmige Täler aus. In dem tiefer gelegenen Südschweden wechseln
ausgedehnte, von Geschiebelehm überdeckte Flächen mit Endmoränenzügen und
Bildungen der Gletscherbäche; die Ausschüttungen der Schmelzwasser erscheinen
als schmale Wälle von Geschieben und Sanden Mar) im Landschaftsbilde.
Iii. Natur- und Staatengebiete. Skandinavien besteht aus zwei selb-
ständigen Königreichen, Norwegen und Schweden. Beide waren von
1814 bis 1905 durch Personalunion verbunden, sind heute aber vollständig
voneinander getrennt. Die Bildung von zwei Staaten wurde durch die uatür-
licheu Verhältnisse des Landes begünstigt. Die menschenleeren Fjelde [fjelle]
bilden eine den Westen vom Osten scheidende Schranke, so daß sich die Völker
beider Gebietsteile infolge der verschiedenen klimatischen und physischen Ver-
Hältnisse des Landes zu verschiedenen Nationen entwickeln konnten.
A. Königreich Norwegen.
323000 qkm, 2,4 Mill. E,, 7 E. auf lqkm. ^ so groß wie die ganze Halbinsel,
ihrer Volkszahl, geringste Volksdichte aller Staaten Europas.
a) Bodengliederung und Gewässer. Das Skandinavische Gebirge, §165.
das fast das ganze Land erfüllt, bedeckt eine mehr als doppelt so große
Fläche wie die Alpen. Es ist eine breite Mafsenerhebnng ohne ausgeprägte
Gipfel und Kämme. Im Sw herrschen weite, fast ebene Hochflächen vor,
die sogenannten Fjelde sdovrefjeld mit dem Snehätta und Jötnn-
fjeld mit dem Galdhöpig [2600 m], d. i. Spitze von Galde, dem höchsten
Berge Skandinaviens), die durch schroff eingeschnittene, tiefe und wenig
wegsame Talfurchen und Schluchten getrennt find. Die niedrigeren Lagen
tragen hier wertvolle Wälder, die Grundlage einer bedeutenden Holzbearbei-
tnug und Holzausfuhr. Weiter aufwärts umkleiden Flechten und Moose die
Felsen; dann erheben sich über einem breiten Sockel aus Steiutrümmeru
rundliche, flache und kahle Buckel mit Schneefeldern und Gletschern in wilder
Hochgebirgspracht. Die skandinavischen Gletscher haben im Gegensatz zu den
alpinen Talgletschern meist den Charakter von Plateangletschern. Sie
bedecken in flacher Ausbreitung die Hochflächen und entsenden Ausläufer nach
allen Seiten hin; nur wenige senken sich als eigentliche Eisströme in die
Täler herab (Jostedalsbrä, Folgefond).
^ Von der Seeseite her dringen beträchtlich tiefe, ins Meer versunkene
Talausgänge, Fjorde* [fjöre], in mannigfacher Verzweigung weit in das
norwegische Gebirge hinein vor; Steilwände, zum Teil über 1000 m hoch,
brechen von den Fjelden zu ihnen ab. Die Felsscheitel glänzen im Weiß
herabhängender Eiszungen — am Sogne^ßögne^-Fjord bis zu 50 m Meeres-
1 Vgl. § 350.