1913 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried, Heins, Hermann, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Oberlyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Oberlyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Länderkunde. — Europa.
Waldland, das nur im W dürftigem Ackerboden Raum gewährt. Um so
fruchtbarer sind die Landschaften am Ostabhang und am Fuß des Gebirges;
dort gedeiht herrlicher Wein neben edlen Kastanien. Die sehr bedeutende
Industrie im Westrich gründet sich auf die Nähe der Saarkohlen- und
-eisenlager.
7. Das Pfälzer Bergland. An die Hardt schließt sich nördlich der Ein-
senkung von Kaiserslautern, in der die alte „Kaiserstraße" von Heidel-
berg über Saarbrücken, Metz und Verdnn nach Paris führt, das Pfälzer
Bergland. Es erstreckt sich bis zur Saar und Nahe. Das wegsame Hügel-
land ist durch gewundene Flußtäler in einzelne Gruppen aufgelöst, in denen
die härteren Gesteinsmassen, Porphyrkuppen (Douuersberg, 700 m) und
Basaltgipfel, am höchsten emporragen. Die Rheinseite des Pfälzer Berglandes
schmücken Wein- und Obstgärten; allgemein verbreitet ist der Tabakbau. Der
Sw des Gebietes besitzt im Saarbrückeuscheu ergiebige Steinkohlen-
felder und pflegt daher rege Gewerbtätigkeit.
§ 188. Ii. Bewohner. Schon im frühesten Mittelalter war die Oberrheinische Tief-
ebene ein Hauptsitz deutscher Kultur mit belebten Handels- und Verkehrsstraßen
und blühenden Städten, in denen ein handeltätiges, gewerbsleißiges und knnst-
finniges Bürgertum herrschte. Auch in der Gegenwart ist sie eine der blühendsten
deutschen Landschaften. Infolge der Ertragfähigkeit des Bodens, der günstigen
Verkehrsverhältnisse der Ebene und mancherlei gewerblicher Tätigkeit wohnt die
Bevölkerung sehr dicht zusammen. So hat das Großherzogtum Baden im Durch-
schnitt 142, Rheinhessen 278, Elsaß-Lothringen 130 und die Rheinpfalz 158 Be-
wohner auf 1 qkm.
Der S wird von Sch Waben, deren elsässischer Zweig wie im südlichen Schwarz-
Wald Alemannen heißt, der X von Franken, den lebenslustigen, frohsinnigen
Pfälzern, bewohnt. Die Linie Zabern—wörth—rastatt—heilbronn bildet im
wesentlichen die Grenze zwischen den beiden Stämmen.
Iii. Staaten und Siedlungen. Staatlich haben Anteil an dem Gebiete
Baden, Württemberg, Hessen, Preußen, Bayern und Elsaß-Lothringen.
1. Das Großherzogtum Baden, das sich vom Bodensee bis ins Rheinknie und
von hier in schmalem Streifen über den Neckar bis zum Mainviereck erstreckt, besitzt
den weitaus größten Teil des 0.
Alle bedeutenderen Orte liegen zwischen Rhein und Schwarzwald, auch wohl
wie die rebennmkränzte Universitätsstadt Freiburg (85) im Breisgau in einer an-
mutigen Bucht des Gebirgsrandes. Bei ihr münden die Straßen aus dem Höllen-
tal und treffen die zwischen Schwarzwald und Kaiserstuhl durchziehende Nord-Süd-
straße. Die Bausteine zu dem herrlichen, alten Münster lieferte der Buntsandstein
des Gebirges. Am Gebirgsrande folgen sich nördlich von Freiburg Offen-
bürg (20), wo die Kinzigtalstraße in die Rheinebene ausmündet (Schwarzwaldbahn),
Rastatt (15), die ehemalige Bundessestnng am Ausgang des Murgtales, und
Baden-Baden (25), die weltberühmte Kurstadt mit heißen Quellen. Vor dem
südlichen Neckarberglande entstand (1715) durch Fürstenwillen Karlsruhe (135), eine
Stadt mit ursprünglich fächerförmiger Anlage der Hauptstraßen. Die Lage an der
westöstlichen Verkehrsstraße, die hierher geleitete Vereinigung zahlreicher Straßen
und Eisenbahnen, der Anschluß an die Rheinschiffahrt im Hafen von Maxau
entwickelten die Residenz zur Judustriegroßstadt und zu einem Brennpunkt des