1913 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried, Heins, Hermann, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Oberlyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Oberlyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Länderkunde. — Europa.
Geisteslebens der betriebsamen Bevölkerung. Pforzheim (70), an der Bahn Straß-
bnrg—karlsruhe—stuttgart, die hier den nordöstlichen Eingang zum Schwarz-
Walde trifft, wurde neben Hanau Hauptsitz der deutschen Gold- und Silberwaren-
industrie. Den Austritt des Neckars in die Ebene und den Übergang der Bergstraße
über den Fluß beherrscht Heidelberg (60) am Fuße des Königsstuhls, überragt
von den Ruinen des (1689) zerstörten Schlosses der Pfälzer Kurfürsten. Es ist die
älteste deutsche Universitätsstadt und wegen seiner anmutigen Lage einer der gefeiert-
sten Orte Deutschlands. Mannheim (200, Bild 153) ist über die einstige Schach-
brettanlage des Bebauungsplanes weit hinausgewachsen. Hervorragend günstig
für den Verkehr zwischen dem Rhein und dem fruchtbaren und reichen Hinterlande
gelegen, gewann es schnell hohe Bedeutung, nachdem der Rhein bis zur Neckar-
mündung eine auf 2 m künstlich vertiefte Fahrrinne erhalten hatte. So bildet es
den Anfangspunkt der großen Dampfschisfahrt auf dem Rhein und den Endpunkt
der Schiffahrt auf dem von Cannstatt ab schiffbaren Neckar; sein Hafen ist der
Wasserfläche nach der umfangreichste Binnenhafen des Deutschen Reiches. Daher
wurde es der Einfuhrhafen Süddeutschlands und der Schweiz, der süddeutsche
Hauptmarkt für Getreide, Baumwolle, Kaffee und Kohlen, zugleich der Ausfuhr-
platz von Holz, Steinen und Jndnstrieerzengnissen Süddeutschlands. Die Stadt
betreibt auch chemische Industrie und Maschinenbau in der näheren und ferneren
Umgebung. Konstanz (30) am Bodensee liegt im Bereich der Oberdeutschen Hoch-
ebene. (Vgl. § 183.)
3. Das Großherzogtum Hessen umfaßt südlich vom Main den Odenwald und
die Ebene zu beiden Seiten des Rheins bis zum unteren Main und zur Nahe.
Am Nordende der Bergstraße liegt in der Ebene das gewerbtätige Darm-
stadt (90), die politische Hauptstadt des Landes. Die erste Industriestadt Hessens
(Leder- und Metallwaren, Tabakfabrikate) ist Offenbach am Main (80).
Mainz (115), infolge seiner das Rhein- und Maintal beherrschenden Lage befestigt,
erwuchs aus dem römischen Mogontiacum gegenüber der alten Feste Kastel (Castel-
lum). Im Mittelalter war es das „goldene Mainz", Sitz des Erzbischoss und
Kurfürsten; heute ist es Stapelplatz für Wein, Obst, Getreide und Kohlen und die
erste Handelsstadt Hessens. — Worms (50), eine der ältesten deutschen Rhein-
städte, berühmt in Sage und Geschichte und einst blühende Reichsstadt, kommt
durch seinen neuen Hasen in Handel und Industrie wieder zu Bedeutung. — Auch
der südliche Teil der Provinz Oberhessen mit Bad Nauheim gehört noch zur
Rheinebene.
3. Die preußische Provinz Hessen-Nassau besitzt den gesegneten Rheingau.
^Frankfurt am Main (420), an der Mündung der beiden großen, aus Nord-
und Mitteldeutschland durch Hessen kommenden Verkehrsstraßen, war bis 1866
Freie Reichsstadt, einst Wahl- und Krönungsstadt der deutschen Kaiser. Die Stadt
hat sich nach der Einverleibung in das Königreich Preußen großartig entwickelt.
Sie nimmt infolge der Kanalisierung des unteren Mains an der Rheingroßschiffahrt
teil und wurde nach Berlin und Eöln der bedeutendste Eisenbahnknotenpunkt des
Deutschen Reiches. Frankfurt beherrscht den Durchgangsverkehr zwischen Nord- und
Süddeutschland wie den zwischen dem Rhein- und Maintal. Infolgedessen betreibt
es einen großartigen Handel, auch mit außerdeutfcheu Ländern. Es ist eine Zentrale
des deutschen Obstmarktes und ein hervorragender deutscher Geldplatz. Frankfurt
pflegt auch die Wissenschaft in rühmlicher Weiset — Hanau (40) an der Kinzigmün-
1 Die Gründung einer Universität ist in Aussicht genommen.