1911 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
42 Europa.
Nach ihrem Bekenntnis sind die Russen fast insgesamt Anhänger der griechi-
schen, sog. orthodoxen Kirche.
Rußlands Hilfsquellen. Ihre Hauptstütze findet Rußlands Machtstellung
in dem Reichtum des Landes an natürlichen Hilfsquellen. Obenan steht in dieser
Beziehung der Ackerbau, der in günstigen Jahren % alles europäischen Getreides
liefert und im Gebiete der schwarzen Erde bei reichlichen Niederschlägen trotz der
schlechten Bewirtschaftung außerordentlich ergiebige Ernten abwirft. Rußland
gilt daher als der erste Ackerbaustaat Europas.
Ungemein groß ist im Norden des Landes der W a l d r e i ch t u m, weit ver-
breitet, namentlich in der südlichen Steppenzone, die Viehzucht, sehr ertragreich
die Fischerei (besonders in der Wolga und im Kaspischeu Meere, Kaviar).
Auch durch seine Mineralprodukte aus dem Uralgebirge nimmt Rußland
in Europa eine wichtige Stelle ein.
Einzelne Zweige der Industrie, vor allem Baumwoll-, Wollen- lind Leder-
industrie, haben sich schon zu bedeutender Höhe entwickelt. Die Hauptindustrie-
zentreu sind infolge der hier austretenden Kohlenlager Lodz (350000 Einw,,
darunter viele Deutsche), der Don-Donezbezirk (mit Hüttenindustrie), ferner
Tula mit bedeutender Eisen- und Stahlindustrie und Moskau, Hauptsitz der
russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die alte Hauptstadt Polens und
drittgrößte Stadt Rußlands (760000 Einw.), ist Sitz einer lebhasten Industrie.
Hauptstätten der Lederindustrie (Juchten und Sasian) sind Moskau, Kasan und Kiew.
Verkehr. Das weite, sast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick-
lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs-
wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem
ganzen Laufe mit Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dn jepr. Die Strom-
systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver-
bnnden, und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebensowohl
mit der nordrussischen Tiefebene, als mit dem oberen Wolgagebiet, dem Haupt-
Produktionsbezirk Rußlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der Mittel-
punkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an Verkehrs-
Mitteln werden, was von großer Bedeutung ist, die so weit voneinander entfernten
Landesteile sich näher gerückt, und hebt sich auch der Handel Rußlands immer
mehr, namentlich mit den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit
Deutschland.
Der Handel Rußlands läßt sich also kennzeichnen: Nach Westeuropa
sührt es Getreide, Flachs, Hans und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen führt
es von da feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten
sowie von Kolonialwaren ein,' nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner
Industrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige Gennßartikel wie
namentlich den Tee.
Siedelungen. Eigentliche Städte sind zuerst unter dem Einfluß der
westeuropäischen Kultnr, also besonders in den Ostseeprovinzen, dann auch in
Polen und Klein-Rußland entstanden. Ältere Städte hat also nur das westliche
Rußland; solche sind Grodno, Wilna, (180000 Einw.),Smolensk; dem ganzen
östlichen Rußland gehen sie ab. Hier hat sich städtisches Leben erst in neuerer Zeit