1913 -
Berlin [u. a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Lyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Lyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Asien. 83
Asien gilt als die Wiege der Menschheit. Von hier aus konnte die
Besiedelung der Erde am leichtesten erfolgen.
Asien ist die Heimat unserer wertvollsten Haustiere und Kulturpflanzen.
Pferd, Esel, Rind, Kamel, Elefant, also die wichtigsten Zug- und Lasttiere,
haben sich von Asien aus verbreitet. Ebenso entstammen dem Erdteil die meisten
unserer Getreidearten (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Reis), die edleren
Obstsorten (Traube, Apfel, Kirsche, Aprikose, Pfirsiche, Orange), äußerst
nutzbare Faserstoffe (Baumwolle, Flachs, Hanf), kostbare Gewürze (Pfeffer,
Zimt, Gewürznelken) und anregende Genußmittel (Tee, Kaffee).
Ganz besondere Wichtigkeit haben die Randzonen des Erdteils erlangt.
Ihnen gehören die Wohnsitze all der großen Kulturvölker des Altertums an:
der Griechen (Kleinasien), der Phönizier und Juden (Syrien), der Araber, der
Babylonier und Assyrier (Mesopotamien), der Perser, der Inder (Hindostan) und
der Chinesen. Ihre Erklärung erhält diese historisch so bedeutsame Tatsache,
abgesehen von der diesen Völkern eigentümlichen Beanlagung, durch die reichen
Naturgaben der Randländer. Als solche kommen vor allem in Betracht: die
Berührung mit dem Meere, die streckenweise günstige Küstengliederung, segen-
spendende Ströme, vorherrschend günstiges Klima und teilweise reichste Produkten-
fülle (weise dies im einzelnen uach!) — Jnnerasien ist vorherrschend
Steppen- und Wüstenland und wird von Nomaden bewohnt.
Den Kulturvölkern Asiens verdankt die Menschheit eine
Fülle wertvollster Errungenschaften. Die Arier Indiens sind die Bildner
einer wunderbaren Sprache (des Sanskrit); viele unserer Märchen, Sagen und
Fabeln wurzeln in Indien; hier sann auch der Mensch zuerst den Rätseln des
Lebens nach und wurde so zum Schöpfer der Philosophie; Indien entstammen
auch unsere Zahlzeichen, die bekanntlich nur fälschlich arabische heißen, und das
dekadische Ziffersystem. Babylonien danken wir unsere Zeiteinteilung; ebendahin
wie nach Arabien und Ägypten führen die Anfänge der Himmelskunde. Endlich
sind die Randgebiete die Zone der großen Religionsstister; insbesondere ging
von Palästina die höchste aller Religionssormen aus: das Christentum.
Eine höchst beachtenswerte Tatsache ist endlich, daß Asien mehr als die
Hälfte aller Erdbewohner umfaßt; die beiden Indien und China allein sind die
Heimat für nahezu die Hälfte der Menschen. Die Bewohner des kleineren süd-
westlichen Teiles des Erdteils gehören der mittelländischen Rasse an, die des
weit größeren nordöstlichen Gebietes den Mongolen.
Die große Bedeutung Asiens, namentlich auch in wirtschaftlicher Bezie-
hung, wird von den Kulturvölkern immer mehr erkannt; daher in neuester Zeit
deren heißer Wettbewerb auf asiatischem Boden. Die Hälfte des Kontinents
und seiner Einwohner steht bereits unter der Herrschaft der Europäer.
An größeren selbständigen Staaten bestehen nur noch China, Japan, Siam
und Afghanistan. Persien untersteht schon in hohem Grade teils russischem,
teils englischem Einfluß.
Handel und Verkehr. Der Verkehr ist im Innern Asiens allerdings noch
auf großen Strecken Karawanenverkehr. Doch dringt auch in diesem Erd-
teil das Dampfroß immer weiter vor. a) Eisenbahnen besitzen in größerer Aus-