1901 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Petri, Wilbert, Gieseler, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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größer, pro Quadratkilometer achtundneunzigmal größer als durch-
schnittlich sonst iu Deutschland."
b. Die Eisenindustrie.
Neben dem Kohlenbergbau giebt die Eisenindustrie dem Industrie-
gebiet sein charakteristisches Gepräge. Gleich den Masten der Schiffe in
den Hafenstädten ragen die hohen Schornsteine in gewaltiger Zahl
himmelan und hüllen mit ihren dunkeln Rauchwolken die ganze Gegend
in Grau. Einzelne Städte stehen völlig unter der Herrschaft der Eisen-
industrie, sind gleichsam Riesenwerkstätten, erfüllt von dröhnender Arbeit.
Zu diesen Städten gehören Hamm, Hoerde, Dortmund, Witten, Annen,
Bochum, Gelsenkirchen.
Die Eisenindustrie ist es, welche einem großen Teil der Bewohner
der genannten Städte (Hoerde ein Sechstel, Dortmund ein Fünftel,
Witten ein Sechstel, Bochum ein Viertel) lohnenden Verdienst gewährt
und den Grund zu dem stellenweise überraschenden Aufblühen der Städte
gegeben hat.
In den zahlreichen Werken werden einmal aus den Eisenerzen Gnß-
eisen und weiter Stahl und Schmiedeeisen hergestellt. Die weitere Ver-
arbeitung dieser Rohprodnkte liefert einmal für unser Vaterland und die
Fremde die gefährlichen Werkzeuge des Krieges (Kanonen, Flinten, Säbel,
Panzerplatten), sodann die notwendigsten Verkehrsmittel der Gegenwart,
Lokomotiven, Eisenbahnschienen und -schwellen, und nicht zuletzt die für
unsere hochentwickelte Industrie notwendigen Maschinen und Geräte,
sowie all die im Haushalte des Menschen notwendigen eisernen Werk-
zeuge und Geräte.
Infolge der außerordentlich günstigen Lage des Jndnstriebezirks
(Kohlen-, Erzreichtum, Wafser- und Eisenbahnstraßen) sind hier eine
Reihe von riesigen Eisen- und Stahlwerken entstanden, die ihresgleichen
in ganz Deutschland kaum haben werden. Zu den größten Eisenwerken
des Bezirks gehören die Union (7740 Arbeiter) und das Stahlwerk Hoesch
(3500 Arb.) zu Dortmund, die Hermannshütte zu Hoerde (4500 Arb.),
die Eisen- und Nickelwalzwerke zu Schwerte, Westfälische Uuiou und
Drahtzieherei zu Hamm, der Bochumer Verein (5850 Arb.), Gußstahl-
werke zu Witten, Annen und viele andere.*)
Die großen Stahl- und Eisenwerke stehen durch Schienenstränge
in unmittelbarer Verbindung mit der Eisenbahn. Täglich kommen ganze
Eisenbahnzüge mit Eisenerzen und Kohlen an. Auf dem Lagerplatz sehen
wir riesige Hausen schwedischer, spanischer und deutscher Eisenerze, die
miteinander vermischt werden. In zahlreichen Koksöfen werden die
herangeschafften Steinkohlen unter Abschluß der Luft erhitzt und in Koks
*) Berichte der Handelskammern zu Bochum und Dortmund (1900).