1901 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Petri, Wilbert, Gieseler, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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verwandelt. Eisenerze, Zuschlag (Kalk oder Granwacke) und Koks werden
in Wagen geladen und durch einen Aufzug uach der Gicht befördert, von
wo aus sie in die Hochöfen herabgestürzt werden. Durch die furchtbare
Glut im Hochoseu werden die Eisenerze geschmolzen; das flüssige Eisen
sammelt sich aus dem Boden des Hochofens und wird durch die darüber
schwimmende Schlacke vor dem Verbrennen geschützt. Von Zeit zu Zeit
öffnet man unten am Hochofen eine Öffnung und läßt das flüssige Eisen
heraus, welches in Sandformen fließt und dort erstarrt. Aus dem so
gewonnenen Gußeisen stellt man entweder sofort Gußwaren: Öfen, Denk-
mäler, Walzen und dergleichen her, oder man unterwirft es dem Pud-
liugsprozeß, durch den es zu Schmiedeeisen, Blech und Draht nmge-
wandelt wird.
In den größern Eisenwerken läßt man das flüssige Eisen gleich in
ein cylinderförmiges Gefäß, welches auf einem Wagen ruht, fließen, um
es sofort weiter zu Stahl zu verarbeiten. Durch eine Maschine wird
der Eisenbehälter in ein anderes Gebände gebracht, durch einen Aufzug
in die Höhe gezogen. Die glühende Masse ergießt sich in ein riesiges,
birnsörmiges Gefäß, den Konverter. Heiße Gase werden herzugeleitet
und eutzieheu dem Eisen einen Teil des Sauerstoffs, wodurch es zu
Stahl verwandelt wird. Zum Himmel empor fliegen und zifchen die
verbrennenden Eisenteile, man glaubt, das ganze Gefäß müsse verderben-
bringend in Atome zerschellen. Sobald der Umwandlungsprozeß beendet
ist, wird der Konverter herumgedreht, und der glühende Inhalt ergießt
sich in große Formen, welche die Gestalt einer abgestumpften Pyramide
haben. Sobald die Erkältung soweit fortgeschritten ist, daß der Block
mit riesigen Zangen herausgehoben werden kann, wird er zu seiner
weitern Verarbeitung uuter gewaltige Walzeu gebracht. Krachend drücken
dieselben die hindurchgehende Masse zusammen und lassen sie hindurch,
worauf sie von der andern Seite, bedeutend länger geworden, ihren Weg
durch ehte engere Öffnung hindurch zurückmacht. Ju einer jeden der
großen Hallen werden die Stahlblöcke anf eine besondere Weise ver-
arbeitet. In der einen kann man beobachten, wie aus dem mächtigen
Block eine Eisenbahnschiene, in der andern eine Schwelle entsteht, während in
einem andern Raum die Blöcke zu Panzerplatten, Draht und dergl. aus-
gewalzt werden. In andern Hallen zerschneiden Maschinen die hergestellten
Sachen in die nötigen Längen. Zahlreiche Arbeiter sind beschäftigt, die
verarbeiteten Stücke anf bereitstehende Eisenbahnwagen zu verladen, welche
sie hinaustragen in alle Welt.
Jeder Arbeiter in den gewaltigen Stahl- und Eisenwerken verrichtet
nur eine bestimmte Arbeit. Diese strenge Durchführung der Arbeits-
teiluug bewirkt, daß die Arbeiter ruhig und sicher ihre Arbeiten ausführen.
Auf den Besucher wirkt der Anblick eines riesigen Eisenwerkes ver-
wirrend. Das gewaltige Getöse der Maschinen, das Rasseln der Wagen,